Der Tag der Rache. Private Berlin
befragte mich wegen der Spiele Anfang der Saison, in denen meine Leistung nicht gut war.«
»S ie meinen diese hier?« Brecht zog ein iPad aus seiner Umhängetasche und drückte eine Taste, woraufhin ein Film zeigte, wie Cassiano einen hervorragenden Pass vergeigte.
»W ir haben uns dieses Video heute Morgen angesehen«, sagte Morgan. »S ie sehen weiß Gott nicht wie der Torjäger aus, der Sie in anderen Spielen waren.«
»I ch war krank, mir war die ganze Zeit schlecht, und ich hatte Durchfall«, antwortete Cassiano entrüstet. »I ch war beim Arzt. Er sagte, ich hätte Probleme mit dem deutschen Essen. Trotzdem spiele ich. Ob krank oder verletzt, ich spiele. Dafür bin ich bekannt.«
»D ann haben Sie sich nicht mit Absicht zurückgehalten?«, fragte Morgan.
»N atürlich nicht!«, rief Cassiano wütend auf Portugiesisch, nachdem Brecht übersetzt hatte. »I n drei Jahren ist die Fußballweltmeisterschaft. Glauben Sie ehrlich, ich würde mir die Chance vermasseln?«
Brecht deutete auf die Frau, die sich geregt und wegen der lauten Stimmen gestöhnt hatte. »S ie sehen aus, als versuchten Sie, eine Ehe mit einem Supermodel zu vermasseln. Wieso sollen wir Ihnen also glauben?«
»D as dient der Erholung«, erwiderte Cassiano sauer. »U nd meine Antwortet lautet immer noch Nein. Ich habe nicht mit Absicht schlechter gespielt. Das tue ich nie. Das ist eine Frage der Ehre.«
»K ennen Sie Maxim Pavel? Er ist der Inhaber eines Transvestitenclubs, des Cabaret.«
Cassiano sah ihn beleidigt an. »S ehe ich aus wie ein Fan von Frauenimitatoren?«
»D as beantwortet nicht meine Frage«, schoss Morgan zurück. »K ennen Sie Pavel?«
Cassiano seufzte. »W ie ich schon Schneider sagte, habe ich ihn einmal in einem anderen seiner Clubs getroffen, nicht dem Cabaret. Dem Dance, glaube ich.«
»W ussten Sie, dass er mit der russischen Mafia zu tun hat?«, fragte Brecht.
»E rst seit Schneider mich dasselbe gefragt hat«, antwortete Cassiano gleichgültig. »W ie gesagt, ich habe ihn einmal gesehen. Haben vielleicht fünf Minuten miteinander geredet.«
»W orüber?«
»E r sei ein großer Fan von mir. Hat ein Autogramm bekommen.«
»K ann das jemand bestätigen? Ihre Frau?«
»P erfecta war im Dance nicht mit dabei. Aber das Cabaret ist zehn Minuten zu Fuß von dort entfernt. Tun Sie das, was ich auch Schneider gesagt habe: Gehen Sie dorthin und fragen Sie Pavel.«
30
Feuerwehrmänner hielten ihre Schläuche auf die rauchenden Ruinen des Schlachthauses.
Mattie, in den Ohren noch immer das Klingeln von der Explosion und im Kopf das Bild von Chris’ Leiche, saß auf der Stoßstange eines Krankenwagens und zuckte zusammen, als ein Sanitäter ihre Kopfwunde, die sie sich während des Sturzes zugezogen hatte, mit einem Pflaster abdeckte.
Tom neben ihr ließ sich einen Arm verbinden, Hauptkommissar Dietrich wurde wegen einer Prellung an der Wange behandelt. Ihnen gegenüber standen Dr. Gabriel und Rosi Baumgartner, eine Beamtin des Bundeskriminalamtes, das die Ermittlungen an sich gerissen hatte.
»I ch habe gerade mit Jack Morgan gesprochen«, sagte Gabriel. »E r hat mir das Okay gegeben, die forensischen Teams unserer Büros in Amsterdam, Zürich, Paris und London hinzuzuholen. Ein Wort von Ihnen genügt, und wir stellen Ihnen alles zur Verfügung.«
»I ch glaube, Private ist schon viel zu sehr in den Fall verwickelt«, schnauzte Baumgartner, die den Hippie-Wissenschaftler um fünfzehn Zentimeter überragte.
»W as soll das denn heißen?«, fuhr Mattie auf.
»D as heißt, diese Explosion hätte sich vielleicht nicht ereignet, wenn Sie nicht dort hinuntergegangen wären, Frau Engel.«
»J emand musste es tun«, erwiderte Dietrich für sie. »S ie war die Schlankste von uns, und wir hatten keine Ahnung, dass sich dort unten eine Bombe befand.«
Dietrich schien seit der Explosion weit weniger verspannt und ablehnend zu sein. Mattie, dankbar für seine Unterstützung, lächelte ihn finster an.
Doch Baumgartner ließ sich nicht beeindrucken. »S ie haben eine Amateurin runtergeschickt.«
»I ch bin keine Amateurin«, rief Mattie.
»S ie haben eine Sprengfalle ausgelöst«, erwiderte Baumgartner.
»I ch habe gar nichts ausgelöst, weil ich über nichts gestolpert bin.«
»D ann ist es reiner Zufall, dass das Schlachthaus in die Luft flog, kurz nachdem Sie hinuntergestiegen sind?«
Tom schüttelte den Kopf. »W enn es eine Sprengfalle gewesen und sie über etwas gestolpert wäre, wäre die Bombe gleich in die
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