Der Tag der Rache. Private Berlin
Luft geflogen. Ich denke mir, die Bombe wurde ferngezündet, per Funk. Wir hatten nur Glück, dass wir rechtzeitig draußen waren.«
Baumgartner sah sie der Reihe nach an, bis ihr Blick auf Ernst Gabriel ruhte. »S ie sagten, es gebe ein Video von dem, was Frau Engel im Keller gesehen hat.«
Gabriel nickte und rief das Video auf seinem Rechner auf. Baumgartner wurde todernst angesichts der Bilder von dem Knochenlager. Mattie konnte nicht hinsehen, als Chris’ Leiche auf dem Bildschirm erschien. Doch sie sah ihre Hand, die nach oben zu einem der Bombenpäckchen griff und das grüne Papier abriss. Dieses zog sie jetzt aus der Tasche und reichte es Baumgartner.
Baumgartner begutachtete das Papier. »T schechisches Semtex, dem C-4 sehr ähnlich. Sowjetära. Muss zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt sein.«
»W er hat es dort unten angebracht und wann?«, fragte Mattie. »I ch meine, wenn Tom recht hat, muss derjenige, der die Bombe gezündet hat, uns beobachtet oder zumindest gewusst haben, dass hier die Polizei am Werk war. Er wusste nicht, dass wir nach draußen gerannt sind. Er wollte uns alle töten, um das Knochenlager unter dem Schutt zu begraben.«
Während Baumgartner über diese Möglichkeit nachdachte, sagte Dietrich: »I ch bin derselben Meinung. Außerdem glaube ich, dass das, was Frau Engel entdeckt hat, die Deponie eines Serienmörders sein könnte. Wie sonst sollte man sich dreißig Schädel an einem Ort erklären?«
Tom stimmte Dietrich zu. »V ielleicht lädt er hier die Leichen ab, wenn er den Auftrag bekommt, irgendjemanden beiseitezuschaffen.«
Dietrich nickte. »D as erscheint mir logisch.«
Baumgartner äußerte sich zu keiner der Ideen. Sie ging zu einem ihrer Kollegen hinüber, der sie zu sich rief, als im selben Moment Sandra Weigel auftauchte. »U nd was machen wir jetzt, Herr Hauptkommissar?«
»E rst einmal nichts, zumindest nichts, was diesen Ort betrifft«, antwortete Dietrich. »L eider müssen wir erst abwarten, bis die Spurensuche irgendwelche Beweise gefunden hat.«
»D as könnte mindestens eine Woche dauern!«, protestierte Mattie.
»K önnte sein, ja«, stimmte Dietrich zu.
»D ann werden Sie die Ermittlungen einstellen?«
»N atürlich nicht«, beruhigte Dietrich sie. »A ber ich weiß, was mein Chef sagen wird. Wir haben viele ungeklärte Mordfälle, und das BKA hat jetzt die Leitung übernommen. Solange wir keine weiteren Beweise haben, werde ich mit Sicherheit meine Zeit mit Fällen verbringen müssen, die kurzfristigeren Erfolg versprechen.«
Mattie sah Dietrich ungläubig und dann wütend an. »E iner Sache können Sie sich verdammt sicher sein, Herr Dietrich– Private Berlin wird jeden wachen Moment damit verbringen, an diesem Fall zu arbeiten. Wir werden erst ruhen, wenn wir das Schwein geschnappt haben, das Chris und die anderen Menschen, die dort unter dem Schutt begraben sind, auf dem Gewissen hat.«
3 1
Im Cabaret werkelten nur ein paar Arbeiter herum, aus einer bombastischen Anlage schallte Musik, die Jack Morgan nicht zuordnen konnte, und auf der Bühne übte ein Mann in Gymnastikanzug einen Tanz dazu. Die Sitze waren mit Samt bezogen, an den Decken hingen Kristallleuchter.
Morgan blickte sich noch einmal um und wollte bereits wieder gehen, um nach Ahrensfelde weiterzufahren. Tom hatte ihm eben erst von dem von Mattie entdeckten Massengrab und von der Explosion des Schlachthauses berichtet, ihm aber versichert, es sei alles in Ordnung und Morgan könne nichts tun, weil das BKA die Ermittlungen an sich gerissen habe. Widerwillig beschloss er, sich wie vereinbart weiter an Cassiano zu halten.
Ein kräftiger Mann mit Stiernacken, der die Bar bestückte, sah Morgan und Brecht misstrauisch entgegen und fragte sie nach ihren Wünschen. Brecht zeigte ihm die Private-Marke, stellte Morgan vor und fragte nach Maxim Pavel. Der Kellner, ein Russe, musterte Brecht amüsiert und wechselte in gestelztes Englisch.
»H aben Sie eine Niederlassung in Moskau, Mr Private?«, fragte er Morgan.
»H aben wir«, antwortete Morgan.
Der Barmann entblößte beim Grinsen eine Zahnlücke und wies mit dem Kinn auf Brecht. »G ut, dass Sie diesen Blutsauger in Berlin einsetzen. In Russland würde er keine zehn Minuten überleben. Man würde ihm einen Pflock ins Herz rammen.«
Ungerührt zeigte Brecht seinen Eckzahn. »L eute wie Sie beiße ich gerne in den Hals«, sagte er nur.
»R aus hier, bevor ich die Polizei rufe«, knurrte der Barmann. »O der bevor ich Sie an die
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