Der Tag der Rache. Private Berlin
mit einem der Mädchen im Barraum sprechen hören.
»I lse hat gesagt, vom Äußeren her würde sie ihn nicht kennen«, sagte Genevieve. »E r sah völlig anders aus als in ihrer Erinnerung. Aber sie dachte, seine Stimme erkannt zu haben.«
»W arum?«, fragte Mattie. »W essen Stimme war es?«
Genevieve biss sich auf die Lippe. »I lse sagte, es könnte der Mann sein, der ihre Mutter getötet hat.«
Matties Gedanken rasten, doch sie zwang sich zur Zurückhaltung, als Tom fragte: »A ber sie war sich nicht sicher?«
»S ie war sich ziemlich sicher«, antwortete Genevieve. »A ber als wir zusammen hochgingen, um uns seine Stimme anzuhören, war er weg.«
Mattie stöhnte. »D ann haben Sie ihn also nicht gesehen?«
»W enn er der Freier ist, für den wir ihn halten«, erklärte Michelle, die verblüfft von Genevieve angestarrt wurde, »w ar er in den vergangenen Jahren sechs- oder siebenmal hier.«
»D ann wissen Sie, wie er aussieht?«, fragte Mattie aufgeregt weiter.
»N icht genau«, dämpfte Michelle ihre Hoffnung.
»W as heißt das?«, fragte Tom.
»W ir glauben, es ist immer derselbe«, erklärte Michelle. »A ber er sieht jedes Mal anders aus. Manchmal ist er blond und blauäugig, andere Male hat er braune Augen und dunkles Haar einschließlich Augenbrauen und Backenbart. Einmal war sein Haar angegelt wie ein schwarzer Helm, und wieder ein andermal hatte er einen Bart wie ein Teufel und…«
»L etzte Woche, als ich ihn sah, etwa eine Woche nach Ilses Verschwinden, hatte er grüne Augen und rotes Haar«, unterbrach Genevieve sie aufgeregt.
»E r ist echt durchgeknallt. Er mag es, wenn man sich bedroht fühlt. Macht ihn total an.«
»H at er einen Namen genannt?«
Genevieves Augen funkelten finster. »A n dem Abend neulich hat er sich der Unsichtbare genannt.«
Michelle nickte wütend. »B ei uns heißt er nur ›die Maske‹.«
82
Zwei Stunden später raffte sich Mattie an Bord des Firmenjets endlich auf, die leitende Ermittlerin bei Private, Katharina Doruk, anzurufen.
»D u hast einfach aufgelegt!«, schimpfte Katharina.
»B eruhig dich«, versuchte Mattie, sie zu beschwichtigen. »W ir haben Fortschritte gemacht. Gewaltige Fortschritte.«
»D as ist mir egal!«, schnauzte Katharina. »W o seid ihr?«
»I m Jet. Wir landen in einer halben Stunde.«
»I hr habt nicht mit der Polizei in Frankfurt gesprochen?«
»D as erledigen wir per Telefon«, wimmelte Mattie ab. »W ir… äh, Tom und ich dachten, wir sollten so schnell wie möglich nach Berlin zurückkommen.«
»D as macht euch zu Flüchtigen!«
Mattie war es satt. »A ber nur, wenn wir dieses Schwein nicht schnappen, das Chris, Ilse Frei und Artur Jäger und wer weiß wen noch alles umgebracht hat!«
Nach einem Moment des Schweigens konnte Katharina ihre Stimme kaum unter Kontrolle halten. »W as habt ihr herausgefunden?«, fragte sie heiser.
Mattie bot Katharina eine Zusammenfassung ihrer Besuche bei Ilse Frei und im Paradise Club und eine vage Beschreibung des Maskenmannes.
»H abt ihr ihnen die Bilder von Hermann Krüger und Maxim Pavel gezeigt?«, wollte sie wissen.
»K lar«, antwortete Mattie. »S ie konnten nicht sagen, ob es einer von beiden war. Dass es sich um immer denselben Typen handelte, wussten sie nur, weil er jedes Mal mit einer neuen Maske aufgetaucht ist.«
»I st er dann ein Kunstsammler wie Krüger?«, überlegte Katharina.
»D as wussten sie nicht, aber eine der Frauen sagte, er konnte alles über die Maske erzählen, die er bei seinem letzten Besuch trug. Es war eine Maske vom Stamm der Chokwe. Sie sagt, sie sei aus Leder und Elfenbein gewesen und stelle ein Ungeheuer dar.«
»I ch wette auf Krüger«, sagte Katharina. »E benso wie Hauptkommissar Dietrich. Er hat vor einer Stunde angerufen und wollte mit dir sprechen. Die Kripo fand heute Morgen eine Waffe im Kofferraum von einem von Krügers Wagen. Die Ballistik hat herausgefunden, dass es sich um dasselbe Kaliber .40 handelt, mit dem Agnes umgebracht wurde. Der Haftbefehl wird schon ausgestellt, aber ich werde Rudi Krüger anrufen und fragen, ob sein Stiefvater Masken sammelt.«
»G ute Idee«, stimmte Mattie zu und bat Katharina, Ernst Gabriel zu erzählen, dass Ilona Frei mehrmals in psychiatrischen Kliniken gewesen und methadonabhängig sei. Außerdem erzählte sie Katharina von ihrem Verdacht gegen den Sohn des Mannes, der Falk hieß und Chef des Schlachthauses gewesen war.
Nachdem Katharina versprochen hatte, diesen Spuren nachzugehen, rief
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