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Der Tag der roten Nase

Der Tag der roten Nase

Titel: Der Tag der roten Nase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikko Rimminen
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lamentierte, schlich ich in den Flur, wo Irja mit einem »So ein Quatsch« für eine kurze Pause in meinem Jammern sorgte, das Päckchen von der Hutablage pflückte und mir verblüffend zielsicher reichte, völlig lautlos, wohingegen es in meinen Händen sogleich raschelte und rasselte. Ich sagte: »Das Ding ist wohl hin, da muss ich in den nächsten Tagen ein neues bringen, es gibt genug davon, Belohnungen, und eigentlich ist das hier auch eine schlechte Wahl gewesen, vielleicht eher ein Notbehelf, ursprünglich hatte ich an eine Wurzeluhr für die Küche gedacht, eine würde noch hinpassen, aber ich konnte schlecht auf die Geschenkwahl Einfluss nehmen, als kleiner Mensch, bei meinem letzten Besuch im Büro waren jedenfalls keine da gewesen, Wurzeluhren, meine ich.«
    Mir war durchaus bewusst, was für eine fürchterliche Menge an Hölzchen und Stöckchen ich da produzierte, aber der Wortfluss wollte einfach nicht versiegen. Irja unterbrach mein Geschnatter jedoch plötzlich, fasste mich an der Schulter und flüsterte: »Die sind von meinen Schwiegereltern, die Uhren. Ich kann sie nicht ausstehen.«
    Daraufhin schämte und freute ich mich gleichzeitig. Mehr war nicht nötig, und ich konnte mich ordnungsgemäß anziehen. Unter der tief hängenden kleinen Jugendstillampe, von der Glasperlen tropften, machte ich mich mit Mantel und Baskenmütze zum Pilz und schlappte zur Tür. Sobald ich die Klinke in der Hand hatte, drehte ich mich um und bedankte mich so herzlich, wie es nur irgendwie ging. Am liebsten hätte ich noch ein »Entschuldigung« hinzugefügt, aber die Stimmung machte Bemerkungen aus der Entschuldigungsabteilung überflüssig.
    Ich ging hastig hinaus.

Draußen jagte ich einem Kind einen fürchterlichen Schreck ein, seinem Gesichtsausdruck nach sah ich tatsächlich wie ein Ungeheuer aus einem Märchen aus. Ich näselte ihm zu, es müsse keine Angst haben, keine Angst, alles ist gut, alles ist gut. Dabei hoffte ich inständig, es möge wirklich alles gut sein. Dann erst merkte ich, dass die Mutter des Kindes einige Meter entfernt auf einer Bank eine Frauenzeitschrift las. Aus unerfindlichem Grund marschierte ich zu ihr, wühlte dabei in meiner Handtasche, fand die Joghurtflasche und hielt sie dem jungen, rothaarigen Muttermenschen hin.
    »Nimm das!«, sagte ich mit vollkommen überdimensionierter Resolutheit. »Das ist gut«, fuhr ich fort, ohne daran zu denken, dass ich mit meiner Nase vermutlich nach Hexe und Ränke aussah.
    Langsam, argwöhnisch und widerwillig streckte sie die Hand nach der Flasche aus, als vermutete sie darin einen Sprengkörper. Sie nahm sie trotzdem, und ich trabte mit mehreren fröhlichen Tschüsis um die Ecke auf den Parkplatz und in vollem Tempo über diesen hinweg zum Waldrand.
    Dann fingen die vielen Zusammenstöße an zu wirken, und ich musste mich an eine Kiefer lehnen und durchatmen. Sonderlich lange traute ich mich nicht, dort so zu lehnen, ich befürchtete, von jemandem beobachtet zu werden, fragte mich gleich darauf: Na und?, aber das war natürlich ein Fehler, dasFragen, denn wenn man einmal damit angefangen hat, prasseln die Fragen nur so auf einen herab und kommen von allen Seiten angewalzt, klappernde, scheppernde, hüpfende und springende Argwöhnungen, als wenn eine aus Flaschen oder Dosen zusammengesetzte Konstruktion plötzlich ihre Ordnung und ihr Gleichgewicht verliert und den Hang hinunterkollert.
    Auf einem klebrigen Teppich aus matschigen Blättern durchquerte ich das Waldstück. Die Nase tat mir weh, aber in Wangen und Brust kitzelte mich eine leicht erschrockene Wärme. Ich stieg in einen Bus und wenig später in einen anderen. Rasch verschmolz Kerava mit dem Herbst und wurde von der Autobahn abgelöst. Kiefernwald, die fast schon geräuschvollen Farben der Laubbäume, Autos, kleine Autos, große Autos, Autos in allen Farben, allerhand Verkehrs- und Gewerbevorrichtungen, und hier und da in der Ferne hinter den Bäumen ein Betonklotz voller Leben, Liebe, Streit und Einsamkeit, Familien zusammengedrängt auf der Couch, künftige Familien verwickelt und verknotet im Bett, Alte oder Senioren oder was sie heutzutage nun mal korrekterweise sind, Alte also, die aus dem Fenster in den Hof starren und auf etwas oder wen auch immer warten. Wir huschten an einem Schwarm kleiner Jungen vorbei, die am Straßenrand eine Hütte bauten. Zwei Kilometer weiter tauchte eine zweite Hütte auf, davor fegte ein Penner, den ein kräuseliger Bart verhüllte, mit einem rechenartigen

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