Der Tag der Traeume
»Wo du Recht hast, hast du Recht.« Spiel mit, mahnte sich Kendall. Wie hatte sie nur so dumm sein können, auch nur eine Sekunde zu vergessen, dass sie die Hauptdarstellerin in einer Schmierenkomödie war?
Jetzt, wo sie ihre fünf Sinne wieder beisammen hatte, fiel ihr auch auf, dass in Luannes Salon erneut Stille eingetreten war, weil die Klatschbasen alle die Ohren spitzten und vergeblich versuchten, etwas von ihrer im Flüsterton geführten Unterhaltung mitzubekommen.
»Lächeln.« Rick berührte mit einem Finger ihren Mundwinkel und zog ihn in die Höhe. »Wir werden beobachtet.«
Kendall zwang sich zu einem schiefen Grinsen, dann sagte sie sich, dass sie keinen Grund hatte, aufgeregt oder gar enttäuscht zu sein. Sie hatten einen Handel abgeschlossen, und keiner von beiden beabsichtigte, sich tatsächlich auf eine Beziehung mit dem anderen einzulassen. Nur konnte sie die erotische Spannung, die zwischen ihnen herrschte, nicht ableugnen, und eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf flüsterte ihr zu, dass ihnen da noch einiges bevorstand.
»Hast du schon Bekanntschaften geschlossen?« Rick deutete mit großer Geste auf den Laden.
Kendall schüttelte den Kopf. »Dank der heftig brodelnden Gerüchteküche und deiner … Beliebtheit bei den Damen hier hat man zu meiner Begrüßung nicht gerade einen roten Teppich ausgerollt. Nur Pam bildete die rühmliche Ausnahme. Sie war wirklich nett zu mir.«
»Pam ist ein Schatz. Und die anderen haben dir die kalte Schulter gezeigt?« Rick runzelte die Stirn. »Ich möchte auf keinen Fall, dass du wegen unserer dummen Abmachung Schwierigkeiten bekommst.«
Zu Kendalls großem Ärger tat seine ernste Miene seinem Sexappeal keinen Abbruch.
Rick drehte sich abrupt um, ließ den Blick über die anderen Frauen wandern und donnerte dann: »Alle mal herhören!«
»Rick …« Kendall griff nach seinem Arm, bekam ihn aber nicht zu fassen.
»Ich möchte Ihnen allen Kendall Sutton vorstellen. Da ich weiß, wie beliebt Crystal hier in der Stadt war, bin ich sicher, dass Sie auch ihre Nichte mit offenen Armen aufnehmen werden.«
Kendall entging nicht, dass Rick niemanden direkt um einen Gefallen bat, aber seine Absicht war nicht misszuverstehen. Nur legte Kendall keinen Wert darauf, mit falscher Freundlichkeit behandelt zu werden, nur weil Rick es so wollte. Aber da sie ohnehin nicht vorhatte, längere Zeit hier zu bleiben, brauchte sie sich deswegen nicht den Kopf zu zerbrechen, tröstete sie sich.
Rick wandte sich wieder an Kendall. »So, das war’s fürs Erste.« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Wir sehen uns später.« Nach einem weiteren, diesmal wesentlich intensiveren Kuss war er verschwunden.
Doch sein Besuch hatte Kendall vollkommen aus der Fassung gebracht. Noch lange, nachdem er zur Tür hinaus war, ging in ihrem Kopf alles durcheinander, und ihr Herz raste. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um ihr inneres Gleichgewicht wieder herzustellen.
»Mit dem Burschen haben Sie wirklich einen tollen Fang gemacht.« Pams Stoßseufzer klang wie das Echo von dem von Kendall.
Diese biss sich auf die Lippe. »Das kann man wohl sagen.«
»Können wir jetzt Ihre Haare ausspülen?«
Kendall nickte. Nachdem sie sich zurückgelehnt und den Kopf über das Waschbecken gelegt hatte, damit Pam warmes Wasser über ihr Haar laufen lassen konnte, nutzte sie die Gelegenheit, um auf geschäftliche Dinge zu sprechen zu kommen, ohne dass jemand zuhörte. »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, Pam.«
»Das klingt ja interessant.«
»Haben Sie schon einmal daran gedacht, entweder im Eingangsbereich oder im hinteren Teil des Salons einen kleinen Bereich für Schmuckstücke und andere Accessoires einzurichten?«
»Nein, aber die Idee hört sich viel versprechend an. Woran genau haben Sie denn gedacht?«
»An meine Arbeiten. Schmuck aus Silberdraht, Perlen und Steinen. Ich würde Ihnen erst einmal ein paar Stücke hierlassen, um zu sehen, ob überhaupt Interesse daran besteht. Wenn sie sich gut verkaufen, erhalten Sie einen bestimmten Prozentsatz des Erlöses. Wir können beide dabei nur gewinnen.« Kendall brauchte gerade jetzt dringend Geld. Schon allein die Putzmittel für das Haus hatten ein großes Loch in ihr Portemonnaie gerissen, und wenn sie nicht schleunigst etwas unternahm, würde sie in Kürze völlig abgebrannt sein.
»Hmmm.« Pam massierte Conditioner in Kendalls Haar ein. »Ich liebe Schmuck, und ich schlage ein so verlockendes Angebot nicht gerne aus, aber Sie
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