Der Tag der Traeume
in einem Hochzeitskleid am Straßenrand aufgelesen hast, du Charmebolzen?« Ihre Augen funkelten belustigt. Sie schien den Schlagabtausch genauso zu genießen wie er.
»Außerdem bist du warmherzig und mitfühlend, und um deiner Frage zuvorzukommen – das habe ich an der Art gesehen, wie du mit meiner mehr als anstrengenden Mutter, meiner Familie und meinen Freunden umgegangen bist.«
»Du willst mir wohl durch die Blume zu verstehen geben, dass du mich magst, wie?«
Das Ziehen in seinen Lenden verstärkte sich. »Allerdings«, gab er zu. »Aber jetzt hör auf, Fragen mit Gegenfragen zu beantworten, und erzähl mir, was ich wissen möchte.« Obwohl er es kaum erwarten konnte, sie noch ein Mal zu lieben, hielt er es für wichtiger, sie dazu zu bringen, ihm zu vertrauen. Er brauchte die Bestätigung dafür, dass seine immer stärker werdenden Gefühle nicht einseitiger Natur waren und dass das emotionale Band, das sich zwischen ihnen entwickelt, ein erster Ansatz für eine Beziehung sein konnte.
Jahrelang hatte er sich eingeredet, sich nie wieder gefühlsmäßig an eine Frau binden zu wollen, um nicht noch ein Mal so tief verletzt zu werden. Aber wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, schon jetzt keine Kontrolle mehr über seine Handlungen und Empfindungen zu haben. Oder vielmehr nie gehabt zu haben. Seit er Kendall begegnet war, kam er sich vor, als wäre seine gesamte Welt aus den Fugen geraten, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass es ihr ebenso erging. Obgleich er sich darüber im Klaren war, am Ende das Nachsehen zu haben, wenn er sie zu nah an sich heranließ und sie eines Tages in ihrem kleinen roten Auto aus seinem Leben verschwand, schaffte er es nicht, eine sichere Distanz zu ihr zu wahren.
Rick ahnte, warum ihr so viel daran lag, ihre Pläne für sich zu behalten. Wenn er sie dazu brachte, sie ihm zu enthüllen, war es so, als würde sie ihm zugleich einen Teil ihrer selbst offen legen. Etwas, was seine Exfrau nie getan hatte. Und etwas, was ihm Kendall noch näher bringen würde.
Er schob mit den Beinen ihre Schenkel auseinander, sodass die Spitze seines Gliedes die feuchte Stelle dazwischen berührte. »Und jetzt raus mit der Sprache.«
»Das ist kein Polizeiverhör mehr, das grenzt an Folter.« Ihre Stimme klang rau vor Verlangen. »Ich hatte vor, nach Westen zu gehen, nach Arizona. Sedona, um genau zu sein. Das ist ein kleiner Künstlerort, wo ich neue Techniken erlernen will und wo sich meine Arbeiten hoffentlich gut verkaufen lassen. Wenn ich mir dort erst einmal einen Namen gemacht habe, sehe ich weiter.« Sie seufzte. Es schien sie beträchtliche Überwindung zu kosten, über ihre Zukunftspläne zu sprechen; fast so, als fürchte sie, ihre Träume könnten vielleicht nicht in Erfüllung gehen, wenn sie sie einem anderen Menschen anvertraute.
Und obgleich er im Moment glaubte, es nicht ertragen zu können, sie zu verlieren, sprach er ihr Mut zu. »Wenn du irgendetwas unbedingt willst, dann erreichst du es auch. Was meinst du denn, wie lange wir noch brauchen, um dein Haus in Schuss zu bringen?«
»Zusammen schaffen wir das in null komma nichts.«
Vermutlich bilde ich mir den wehmütigen Unterton in ihrer Stimme nur ein, dachte Rick. Anscheinend war es sein Schicksal, immer an Frauen zu geraten, die es nie lange bei ihm aushielten. Kendall zumindest schien jeden Ort der USA einem Leben in Yorkshire Falls vorzuziehen. Aber was kümmerte ihn das eigentlich? Er wollte ohnehin keine dauerhafte Beziehung mehr, hatte er sich das nicht immer wieder geschworen? Und bis Kendall gekommen war, hatte er auch selbst daran geglaubt.
»Ich werde dir helfen, so gut ich kann, damit du nach Arizona kommst, Kendall.« Er blickte in ihre glänzenden Augen, ehe er tief in sie eindrang. Ihre feuchte Hitze schloss sich um ihn, und als sie vor Lust leise aufstöhnte, konnte er seine Erregung kaum noch zügeln. »Aber bis zu deiner Abreise gehörst du mir.«
Sechstes Kapitel
Als Kendall am nächsten Morgen Norman’s Restaurant betrat, tat sie ihr Bestes, um sich nicht anmerken zu lassen, dass sie die ganze Nacht in Rick Chandlers Bett verbracht hatte. Aber ihr Körper prickelte noch vom Nachhall ihres Liebesspiels, und die Erinnerung daran ließ das Blut schneller durch ihre Adern fließen.
Charlotte saß in einer Nische im hinteren Teil des Raumes, einen Bleistift hinter das Ohr geklemmt, und blätterte Zeitschriften, Kataloge und Broschüren durch. Mit ihrem tiefschwarzen Haar und den
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