Der Tag Des Falken
feuchten Fleck.
»Gebäude abgeriegelt und gesichert«, meldete Bartolo. Der Chefinspektor grunzte, ging vor der Absorbermatte in die Knie und fand die Leckstelle, an der noch einige Tropfen hingen. Er griff in seine Hemdtasche und zog ein dünnen Plastikröhrchen mit Kobaltthiozyanat heraus. Bolan streifte einen Tropfen hinein, schraubte den Verschluß zu, bog das Röhrchen, um die Glaskanüle in seinem Inneren zu zerbrechen, und schüttelte es, damit die Flüssigkeiten sich vermischten. Als er das Röhrchen hochhielt, war sein Inhalt kobaltblau.
»Flüssiges Kokain!« rief Bartolo aus. »Ich hab' schon davon gehört, aber gesehen hab' ich's noch nie.«
Der Chefinspektor nickte. »Kokain in übersättigter Lösung. Durch Röntgen schwer zu entdecken - ein Behälter mit diesem Zeug sieht leer aus —, und sogar der Schnüffler findet es oft nicht. Ein Viertelkilo Kokain in jedem Liter Flüssigkeit in diesen Absorbermatten - das sind insgesamt mindestens fünfzig Kilo.« Bolan starrte die Nationalgardisten an.
»Fünfzig Kilogramm Koks, und ihr habt nichts gemerkt!« Er drehte sich befriedigt grinsend zu Bartolo um. »Verständigen Sie Brad Elliott in Alladin City. Ich glaube, daß unser schnodderiger Konsul jetzt größere Sorgen bekommt, als ihm seine Hotelrechnung machen könnte.«
Im Büro des Staatssekretärs des Äußeren, Washington, D. C.
Einen Tag später Wilson Riley, der Staatssekretär für Lateinamerika, stand auf, als Geoffrey Simpson, ehemals Leiter der Konsularabteilung der amerikanischen Botschaft in Lima, sein Dienstzimmer betrat. »Freut mich, Sie zu sehen, Geoffrey. Nehmen Sie Platz, nehmen Sie Platz!«
»Danke, Sir.«
Riley setzte sich ebenfalls und faltete die Hände auf der Schreibtischplatte. »In Lima vermißt man Sie bereits, Geoffrey«, sagte er.
»Sie haben erfolgreich gearbeitet und einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen.«
»Vielen Dank, aber das ist natürlich nicht nur mein Verdienst...«
»Ich kann Ihnen verraten, daß der Botschafter und die peru anische Regierung Sie sehr positiv beurteilt haben.«
»Danke, Sir.«
Rileys Telefon summte. Der Staatssekretär nahm den Hörer ab.
»Augenblick noch«, sagte er knapp, legte auf und wandte sich wieder an Simpson. »Was Ihre weitere Verwendung angeht, müssen Sie sich auf einen Job hier in Washington einrichten - in unserer Abteilung oder drüben in der europäischen. Das wollten Sie doch, nicht wahr? Ich verliere Sie ungern, Geoffrey, aber irgend jemand mit mehr Einfluß schnappt Sie mir bestimmt weg.« Simpson lehnte sich entspannt zurück, lächelte und nickte, nickte und lächelte. »Kann ich sonst noch irgendwas für Sie tun? Wie ich höre, haben Sie inzwischen ein Haus in Williamsburg gefunden.«
»Richtig«, bestätigte Simpson. »Gestern haben wir den Vertrag unterschrieben. Wenn in den nächsten Tagen unsere Möbel kommen, können wir endlich einziehen.«
Rileys Freundlichkeit war schlagartig verflogen. »Ja...» Dann wurde an die Tür geklopft, und der Staatssekretär rief: »Herein!«
Als Simpson sich umdrehte, sah er zu seinem Erstaunen General Brad Elliott in Begleitung eines Unbekannten hereinkommen. Er stand auf, als er den General erkannte. »General Elliott... Geof-frey Simpson, bisher unser Konsul in Lima. Geoffrey... General Brad Elliott, BSF, und Special Agent Michael Farmer, FBI.«
Simpson brach der Schweiß aus, als er BSF hörte, aber den eigentlichen Schock bewirkte die Abkürzung FBI. Elliott nahm vor Rileys Schreibtisch Platz, während Farmer sich seitlich neben ihm aufbaute, so daß Simpson ihn nur aus dem Augenwin kel heraus sehen konnte.
»Geoffrey«, fuhr Riley fort, »bei der Zollkontrolle Ihres Umzugsguts scheint Schmuggelware entdeckt worden zu sein.«
»O Gott...«
»Hören Sie bitte gut zu, Mr. Simpson«, sagte Farmer. »Wir verhaften Sie vorläufig noch nicht, aber ich lese Ihnen Ihre Rechte vor, damit wir Sie vernehmen können. Wir erwarten natürlich rückhaltlose Offenheit.«
»Ich will einen Anwalt«, murmelte Simpson.
»Mr. Simpson, wenn Sie die Aussage verweigern, müssen wir Sie festnehmen.«
»Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie würden ihn nicht verhaften müssen«, warf Riley ein.
»Bei ihm besteht Fluchtgefahr, Sir. Er hat Freunde in Peru und Bolivien, Auslandskonten, gute Verbindungen... Dieses Risiko kann ich nicht eingehen. Ich habe angenommen, er würde mit uns zusammenarbeiten.«
Riley, der nur allzugut wußte, welchen Horror das Ministerium vor schlechter
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