Der Tag Des Falken
OTH-Sender in Bull Shoals schickt seine Impulse mit unterschiedlichen Winkeln hoch über den Horizont, wo sie von der Ionosphäre zurückgeworfen werden, und der Computer stellt nur Echos dar, die den von ihm berechneten Laufzeiten entsprechen. Für Entfernungen unter achthundert Kilometern ist das System allerdings .unbrauchbar, weil es keinen Abstrahlungswinkel mehr gibt, der die Radarimpulse zurückkommen ließe.«
»Aber macht dieses System Ihre Radarballons und -Stationen nicht überflüssig? Mit einigen dieser Geräte könnten Sie unsere Grenzen doch lückenlos überwachen!«
»Schön war's«, sagte Elliott lakonisch. »Aber das OTH-Radar ist noch nicht ausreichend erprobt. Es arbeitet mit Informationen über die elektrischen Eigenschaften der Ionosphäre, und die Feinabstimmung der Radarimpulse darauf ist sehr schwierig, noch keineswegs perfekt. Und bei Störungen in der Ionosphäre -zum Beispiel bei Sonnenprotuberanzen - ist das OTH praktisch wertlos. Da Zeitpunkt und Dauer solcher Störungen überall veröffentlicht werden, wüßten die Schmuggler ohnehin genau, wann unser OTH-Radar außer Betrieb ist.
Ein weiteres Problem stellt der Einsatz genügend schneller Computer zur Berechnung der Flughöhen von Zielen dar. Unsere Werte sind vorläufig nur auftausend bis zweitausend Fuß genau.«
»Da muß sofort was geschehen!« sagte Massey. »Landesverteidigung ist immer wichtig, aber in Friedenszeiten muß die Sicherung unserer Grenzen, vor allem gegen Schmuggler, Vorrang haben. Aber das kostet natürlich mehr Geld...«
»Ich bin hundertprozentig Ihrer Meinung«, stimmte Elliott zu. Auch deswegen hatte er Massey nach Alladin City eingeladen -es war immer leichter, ein kostspieliges, weitreichendes Programm wie dieses durchzusetzen, wenn man die wichtigsten Leute auf seiner Seite hatte.
»Ich begrüße Ihre Entscheidung, Brad, den Customs Service an diesem Unternehmen zu beteiligen.«
Innerlich verabscheute der General diesen PR-Trick, aber wenn er den Hammerheads nützte... »Nach unseren Erkenntnissen soll der Abwurf in einem bestimmten Gebiet stattfinden. Deshalb fassen wir die Sache als Polizeieinsatz auf.« Elliott wußte, daß Massey zu den Leuten in Washington gehörte, die weiterhin viel von nichtmilitärischen Organisationen zur Bekämpfung des Drogenschmuggels hielten - zum Beispiel vom alten Customs Service.
»Holen Sie das Zielgebiet ran, damit wir sehen, was dort passiert«, wies Elliott den OTH-Controller an.
Das Radarbild zeigte jetzt einen Ausschnitt mit hundert Kilometer Durchmesser, in dem das sumpfige Mississippidelta südwestlich von New Orleans lag. Der Computer hob mehrere Flugzeuge hervor -
darunter eines genau in der Bildschirmmitte. »Das ist er!« sagte Elliott.
»Wir haben ihn vor einer Stunde über Kuba geortet. Bis zu unserer ADIZ ist er auf der Luftstraße geblieben; dann ist er tiefgegangen und steuert jetzt die Abwurfzone an. Er hat Nerven, das muß man ihm lassen: In seiner jetzigen Höhe werden Gewitterböen bis zu fünfzig Knoten und starke Turbulenzen gemeldet - und er ist nur tausend Fu ß über dem Wasser.«
»Und New Orleans Radar kann ihn nicht kommen sehen?«
Elliott wies den Controller an, die OTH-Radardaten auszublenden.
Zu den sichtbar bleibenden Zielen gehörte auch das Flugzeug in der Bildschirmmitte, das aber sekundenlang verschwand, um dann wieder aufzutauchen. Nun war es mit dem Kode TR 5 gekennzeichnet.
»Houston Center sieht dieses Radarbild«, fuhr der General fort.
»Ein Ziel, das gelegentlich verschwindet und den Kode TR 5 trägt. Der bedeutet, daß der dortige Computer es nicht fü r ein Flugzeug hält - oder daß die Wahrscheinlichkeit, daß dieses Radarecho ein Ziel darstellt, sehr gering ist. Kommt es näher oder erscheint bei der Anflugkontrolle New Orleans auf dem Radar, dürfte es als Eindringling identifiziert werden, aber dann kämen Gegenmaßnahmen schon zu spät. Die meisten Controller unterdrücken TR-5-Ziele, um weniger auf dem Radarschirm zu haben.«
Elliott ließ die OTH-Radardaten wieder einspeisen, so daß der Eindringling wieder deutlich hervorgehoben wurde.
»Und wo sind unsere Flugzeuge?« fragte Massey.
»Zwei Sea Lions und fünf Black Hawks stehen etwa sechzig Kilometer von der Abwurfzone entfernt auf dem kleinen Flugplatz South Lafourche. Unter Tarnnetzen für den Fall, daß die andere Maschine den Platz überfliegt - obwohl sie vermutlich bis kurz vor dem Abwurf in den Wolken bleibt. Außerdem wollten wir sie über
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