Der Tag Des Falken
besitzt er die Staatsbürgerschaften Haitis und Panamas«, antwortete Johnson. »Statt eine Besoldung zu erhalten, hat er das Recht, im Westen Haitis eine Miliz aufzustellen. Er untersteht nominell dem haitischen Militär und ist berechtigt, in Verrettes eine bewaffnete Streitmacht zu unterhalten.«
»Außerdem ist er in Kuba wegen Drogenschmuggels angeklagt und zum Tode verurteilt worden«, warf CIA-Direktor Mitchell ein. »Seine Anhänger, die jetzt alle in Verrettes sein dürften, haben ihn wenige Tage vor den Hinrichtung aus der Haft befreit. Unsere Quellen behaupten, er habe sich durch größere Zahlungen mit dem kubanischen Regime arrangiert. Als Gegenleistung stehen seiner Organisation der Luftraum und die Hoheitsgewäs ser Kubas uneingeschränkt zur Verfügung, obwohl die Kubaner das natürlich nie zugeben würden, denn schließlich operiert er von Haiti aus.«
»Worauf läuft die Sache hinaus, Leute?« wollte der Präsident wissen.
»Können wir uns den Kerl schnappen oder nicht?«
»Wir könnten bei der haitischen Regierung einen Ausliefe-
rungsantrag stellen«, antwortete Johnson. »Salazar hat große Ähnlichkeit mit Manuel Noriega in Panama: ein Militärkommandeur, ein starker Mann, der staatlichen Schutz und Immunität genießt. Er ist der reichste und mächtigste Mann Haitis...«
»Sobald wir das Einverständnis der dortigen Regierung haben, können wir ihn sehr schnell rausholen«, stellte General McKyer fest.
»Schon wieder eine Invasion?« fragte der Präsident. »Als Bush in Panama einmarschierte, standen wir in ganz Südamerika als Aggressoren da.«
»Aber das Unternehmen war erfolgreich, Sir«, sagte McKyer. »Wir haben Noriega gefaßt. Der Mann sitzt gegenwärtig eine Haftstrafe ab...«
»Eine Invasion Haitis würde weltweit verurteilt werden«, wandte Johnson ein. »Davon kann ich nicht nachdrücklich genug abraten.«
»Richtig!« stimmte Thomas Preston zu. Martindale ließ die Schultern hängen - er wußte, wie groß der Einfluß des Verteidigungsministers im Weißen Haus war. »Salazar ist nicht ohne weiteres mit Noriega zu vergleichen. Noriega hat Oppositionspolitiker ermorden lassen und korrekt zustande gekommene Wahlergebnisse ignoriert, um Panama beherrschen zu können. Und er hat uns den Krieg erklärt und mit der Zerstörung des Panamakanals gedroht. Die Invasion Panamas ist eine notwendige, eine vertretbare Entscheidung gewesen. Bei Haiti sähe die Sache anders aus — wir führen keinen Krieg gegen die Insel, niemand auf Haiti hat uns den Krieg erklärt, und Salazar bedroht weder die Sicherheit Haitis noch die der Vereinigten Staaten...«
»Völlig meine Meinung, Thomas«, stimmte der Präsident zu. Er wandte sich an Martindale. »Wir können Salazar zeigen, daß wir sein Verhalten mißbilligen - vielleicht sogar durch eine Anklage wegen Drogenhandels wie im Fall Noriegas -, und seine Aktivitäten gemeinsam mit der haitischen Regierung beobachten. Aber nichts von dem, was ich bisher gehört habe, rechtfertigt ein militärisches Eingreifen gegen Salazar. Wir können ihm praktisch nichts nachweisen.«
»Außer natürlich seinen Drogenschmuggel«, warf Elliott ruhig ein.
Obwohl er äußerlich gelassen blieb, war seine Erregung unüberhörbar.
»Seinen angeblichen Drogenschmuggel«, stellte Janet Johnson richtig.
»Falls wir ihn überhaupt anklagen können«, meinte McKyer, indem er Elliott kritisch musterte. »Den Beweis dafür, daß Salazar auf Haiti ist, verdanken wir amerikanischen Soldaten, die mit einem sowjetischen Flugzeug ohne Genehmigung in den haitischen Luftraum eingedrungen sind. Nicht gerade erstklassiges Beweismaterial für ein Schwurgericht.«
»Dieser Einsatz ist mit staatlicher Genehmigung durchgeführt worden«, warf Martindale rasch ein. »Das Beweismaterial ist bei Gericht verwertbar, auch wenn wir unsere Quellen und Methoden nicht preisgeben.«
»Jedenfalls müssen wir die Sache richtig anfangen«, sagte der Präsident. Sein Tonfall signalisierte, daß sich diese Besprechung ihrem Ende näherte. »Solange wir keine handfesten Beweise haben, solange der Kerl nichts wirklich Dummes tut, wie eines unserer Schiffe oder Flugzeuge anzugreifen, können wir nicht gegen ihn vorgehen...«
»Ich glaube, daß er das bereits getan hat, Sir«, warf Elliott ein. »Wir sind dabei, die von seinem Stützpunkt gemachten Aufnahmen zu analysieren, und ich bin sicher, daß wir das Flugzeug finden werden, das vor zwei Jahren eine Falcon der Coast Guard abgeschossen hat.«
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