Der Tag Des Falken
Gewässern als in internationalen oder amerikanischen Gewässern tun.
Im Augenblick kam es nur darauf an, sich vor einem weiteren Angriff zu schützen, und das einzige Mittel dazu lag auf der Hand:
umkehren und selbst angreifen. Er hatte zweihundert-siebzig Schuß Munition und zwei französische Jagdraketen Matra R.550 Magie mit Infrarotsuchkopf. Diese Waffen mußte er jetzt einsetzen. Aber er mußte blitzschnell und überraschend zuschlagen, denn er wußte recht gut, daß die amerikanischen F-16 seiner Mirage im Kurvenkampf klar überlegen waren.
Trotz seiner Verletzungen und der Tatsache, daß sein einziger Windschutz wegen der fehlenden Cockpitverglasung sein Helm war, riß er den Bug der Mirage hoch und flog in nur fünf Sekunden einen halben Looping. Als die Maschine sich in 1500 Meter Höhe im Rückenflug befand, stellte er sein Radar auf den Luft-
Luft-Modus ein, wählte eine Jagdrakete aus und suchte den Himmel hinter sich nach Verfolgern ab. Ohne abzuwarten, bis die Matra Magie ein Ziel erfaßt hatte - im Gegensatz zur AIM-9L Si-dewinder konnte sie kein sich frontal annäherndes Ziel erfassen -, schoß er die Lenkwaffe ab, sobald sein Radar ihm ein Ziel zeigte.
An Bord des Abfangjägers F-16 Trap Two
Dieses plötzliche Manöver, das sein Angriffsradar APG-66 ihm zeigte, kam nicht ganz unerwartet - kein Jägerpilot ließ sich von einem anderen mit Raketen beschießen, ohne sich irgendwann zu wehren —, aber der Lichtblitz, den er dann sah, war überraschend. Ein Frontalangriff mit einer Jagdrakete hatte selbst mit einer mo dernen Lenkwaffe wie der Sidewinder wenig Erfolgschancen. Aber diese Kerle rechneten sich keine Chancen aus -sie wollten den Gegner abschießen, und jeder Raketenangriff erforderte Abwehrmaßnahmen, selbst wenn die Trefferwahrscheinlichkeit gering war.
Da die Warnung MISSILE LAUNCH nicht aufleuchtete, mußte es sich um eine ballistische Rakete oder eine Lenkwaffe mit In-frarotsuchkopf handeln. Der Pilot stellte seine F-16 auf den rechten Flügel und konstatierte, daß kein Nachbrenner den Himmel hinter ihm beleuchtete.
In dieser Fluglage zeigte er dem Infrarotsuchkopf der Jagdrakete das kleinste und kühlste Profil.
Er beobachtete, wie das Raketentriebwerk ausbrannte, behielt seine Fluglage noch zwei Sekunden bei, ging wieder in die Normalfluglage über und begann steil zu steigen. Nun kam es darauf an, möglichst viel kühles Metall zwischen den Infrarotsuchkopf und sein heißes Triebwerk zu bringen, sonst verfolgte ihn die Jagdrakete weiter. Als ihr Feststofftriebwerk ausgebrannt war, hatte er die Lenkwaffe rasch aus den Augen verloren, aber sie hatte ihn offenbar nicht erfaßt gehabt, denn sie schien weit hinter ihm vorbeizufliegen.
Jetzt konnte er sich wieder auf den Jäger konzentrieren. Sein Gegner stürzte sich auf ihn herab - aber diesmal hatte er den Vorteil höherer Geschwindigkeit. Seine hohe Kurven- und Sinkgeschwindigkeit verriet dem F-16-Piloten, daß der Angreifer sich vermutlich noch in Rückenlage befand. Dagegen gab es nur ein Mittel: steil wegkurven, auf Gegenkurs gehen und nicht unter dem anderen Jäger hindurchfliegen, der durch seine höhere Position im Vorteil war.
Als die F-16 ihre steile 180-Grad-Kurve beendet hatte, zeigte sein Radarwarngerät keine Bedrohung an. Hätte der Angreifer sich nicht im Rückenflug befunden, hätte er sich hinter die F-16 setzen können, um erneut mit Raketen oder Bordwaffen anzugreifen. Der Amerikaner nutzte seinen Fahrtüberschuß aus, um einige Sekunden länger auszuholen, wartete auf das erste Warn signal vor dem Zielsuchradar des Gegners, kurvte wieder steil und ging erneut auf Gegenkurs. Mit Hilfe der Anzeigen seiner Blickfelddarstellung konnte er die Fähigkeit seiner F-16, Kurven mit 7 g zu fliegen, erfolgreich ausnützen, um seinen Gegner, der inzwischen selbst eingekurvt war, ins Visier zu bekommen.
Während der F-16-Pilot sich davon überzeugte, daß er seine Maschinenkanone gewählt hatte, zog er sein Flugzeug weiter steil nach rechts, um genügend Vorhalt zu haben, wenn er das Feuer eröffnete. In seine Blickfelddarstellung zeichneten Feuerleitradar und Angriffscomp uter eine Linie, die dem vorausberechneten Flugweg des Ziels entsprach, und der Pilot richtete sein Rechteckvisier darauf, bevor er das Feuer eröffnete. Sein Gegner — er wußte noch immer nicht, wer der andere war oder was für eine Maschine er flog - hatte offenbar erkannt, daß die F-16 in Schußposition gelangt war, und kurvte zu ihr hin ein und
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