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Der Tag Des Falken

Der Tag Des Falken

Titel: Der Tag Des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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erkennen konnte. Und er stellte fest, daß der Geschützturm mit der 7,6-cm-Maschinen-kanone zwar mehrfach getroffen, aber nicht außer Gefecht gesetzt zu sein schien.
    McConahay fand das Kommandotelefon zum Reserveleitstand unter der Instrumententafel, wo es unbeschädigt geblieben war.
    »Reserveleitstand, Meldung! Was ist mit dem Geschütz?«
    »Die Siebenkommasechs ist einsatzbereit, Leutnant«, antwortete die Stimme, »aber unsere Anzeige meldet einen Defekt im...«
    »Zwanzig Grad Steuerbord, äußerste Kraft voraus, Geschütz feuerbereit machen!« unterbrach McConahay den anderen. Dann beugte er sich so weit wie möglich aus einem zersplitterten Fenster.
    »Vorderdeck räumen! Vorderdeck räumen!«
    »Äußerste Kraft voraus ist nicht drin, Leutnant. Wir sind dabei, den Lecksicherungstrupp...«
    »Dann geben Sie mir, soviel Sie können«, rief McConahay, »aber sorgen Sie dafür, daß das Geschütz zum Schuß über den Bug feuerbereit gemacht wird!« Auf dem Vorderdeck brachten die mit Gewehren bewaffneten Matrosen sich hastig in Sicherheit, als das Geschützrohr nach links geschwenkt und fast in die Horizontale gesenkt wurde.
    Als nächstes überprüfte McConahay das Feuerleitradar, des sen Schirm jedoch implodiert und ein rauchendes Loch in der Instrumententafel hinterlassen hatte. Während die beißenden Rauchschwaden immer wieder Hustenanfälle auslösten, entdeckte er, daß die Peilscheibe, ein nur noch selten benutztes Navigationsinstrument, unbeschädigt geblieben war. Mit dieser Vorrichtung zur Winkelmessung und etwas Trigonometrie konnte der Navigator Entfernungen und Standlinien bestimmen. Das genauer arbeitende Radar und weitere elektronische Navigationsgeräte hatten die Peilscheibe ersetzt - aber McConahay, der frisch von der Navigationsschule kam, wußte noch, wie sie bedient wurde.
    Bei dem Gedanken daran wurde ihm klar, daß er unglaublicherweise alles zur Verfügung hatte, was er für einen Gegenangriff brauchte.
    Um Wirkungsfeuer schießen zu können, brauchte der Richtkanonier des 7,6-cm-Geschützes den Seitenrichtwinkel und die Entfernung zum Ziel. Der Seitenrichtwinkel war einfach zu ermitteln, indem McConahay die Resolute den Frachter ansteuern ließ und den Winkel direkt von der Peilscheibe ablas. Ebenfalls mit der Peilscheibe konnte er den Winkel zur Oberkante der Aufbauten des Frachters ablesen, deren ungefähre Hö he er kannte. Damit hatte McConahay alle Winkel und eine Seite eines rechtwinkligen Dreiecks — und die Höhe der Aufbauten geteilt durch den Tangens des Höhenwinkels ergab die Entfernung zum Ziel...
    Der durch die zerbrochenen Scheiben der Brücke kommende Fahrtwind vertrieb allmählich den beißenden Rauch. McConahay rieb sich Ruß und Schmutz aus seinen tränenden Augen, peilte die ablaufende Numestra an - die Peilscheibe hatte Leuchtziffern - und begann im Kopf zu rechnen. Nach einer Minute hatte er das Ergebnis: Zielentfernung 950 Meter.
    »Reserveleitstand, Zielentfernung neun-fünf-null Meter, Seitenrichtwinkel zweiundzwanzig Grad, geschätzte Geschwindigkeit des Ziels zwölf Knoten, geschätzter Kurs des Ziels... eins-fünf-null Grad mißweisend. Deck frei. Feuerbereitschaft melden.«
    »Leutnant, was, zum Teufel, haben Sie...«
    »Ich habe melden befohlen!«
    Eine kurze Pause, dann meldete die Stimme: »Leutnant, Laden manuell, Richten manuell, Anzeige Zuführungsdefekt nach sechs, feuerbereit.«
    McConahay fuhr sich mit den Handrücken über die schweißnasse Stirn. »Feuer frei!«
    Das Mündungsfeuer des 7,6-cm-Geschützes glich einer nach der Kimm greifenden Flammenzunge. McConahay hätte vermutlich nicht so genau rechnen müssen, um den Frachter zu treffen - die Numestra war schließlich nur einen Kilometer entfernt -, aber seine Rechnung stimmte jedenfalls genau. Die erste
    Granate traf den Frachter mittschiffs dicht über der Wasserlinie und ließ eine Flammensäule aufsteigen.
    Die Maschinenkanone verschoß alle fünf Sekunden eine Granate, die alle trafen. Die Einschläge wanderten auf Höhe der Wasserlinie nach achtern, bis sie den Maschinenraum erreichten. Nach dem sechsten Treffer, der einen rötlichen Feuerpilz emporschießen ließ, war das gesamte Achterschiff des Frachters in Flammen gehüllt.
    »Zuführungsdefekt am Geschütz«, meldete der Offizier aus dem Reserveleitstand.
    »Feuer einstellen! Feuer einstellen!« rief McConahay ins Telefon. Die krachenden Abschüsse hatten ihn wie Hammerschläge getroffen, und ihre Vibrationen bewirkten in

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