Der Tag Des Falken
zwanzig Verletzte auf Tragbahren und sechs Mann Besatzung oder zehn große Rettungsinseln transportieren. Sie bringt die Leistung eines kleinen Transporters - Marschgeschwindigkeit zweihundertfünfzig Knoten. Reichweite mit voller Nutzlast etwa fünfzehnhundert Kilometer-, aber sie kann zusätzlich wie ein Hubschrauber schweben.«
Er trat an die rechte Seite der Sea Lion. »An zwei Frachthaken kann die V-22 fast zehn Tonnen Außenlasten schleppen. Sie ist für Tiefstflüge mit Terrainfolgeradar, Such- und Rettungsflüge bei jedem Wetter und Langstreckenflüge zur Luftraumüberwachung ausgelegt. Am Rumpf sind über den Fahrwerksschächten Aufhängepunkte für Tausendkilobehälter angeordnet, die im Flug vorn Frachtraum aus be- und entladen werden können. Behälter für Treibstoff, Fracht, Sensoren, Rettungswinden, Suchelektronik...«
»Oder Waffen«, fügte Hardcastle hinzu.
Long starrte ihn an. »Waffen? Was für Waffen?«
»Maschinengewehre, Revolverkanonen, Jagdraketen, Lenkwaffen gegen Schiffsziele, was Sie wollen«, antwortete der Ad-miral. Auf sein Zeichen hin betätigte ein dritter Mann, der an Bord geblieben war, einen Schalter. Eine Rumpfklappe öffnete sich; dann wurde ein langer aerodynamisch geformter Zylinder ausgefahren und dicht über dem Asphalt verriegelt. »Im rechten Waffenbehälter führen wir sechs Infrarot-Lenkwaffen des Typs Sea Stinger zur Bekämpfung von Luft-oder Bodenzielen mit. Weitere acht Lenkwaffen dieses Typs können von Bord aus nachgeladen werden. Im linken Waffenbehälter steckt eine M230 Chain Gun - eine 30-mm-Maschinenkanone mit dreihundert Schuß —, die wie die Lenkwaffen in ein computerisiertes Feuerleitsystem integriert ist.
Ich glaube, daß die Sea Lion zum gegenwärtigen Zeitpunkt das beste Seeüberwachungs- und Rettungsflugzeug ist«, sagte Hard castle, als sie ihren Rundgang fortsetzten. »Wir brauchen eine Maschine, die schnell wie ein Flugzeug fliegen, reichlich Fracht oder Passagiere tragen, sich wirkungsvoll verteidigen und Rettungseinsätze oder Kontrollen im Schwebeflug durchführen kann. Dieses VTOL-Flugzeug ist eine Synthese aus Form und Funktion, nach der die Küstenwache schon seit Jahrzehnten Ausschau hält.«
»Entschuldigung, Admiral«, warf Long ein, »aber was will die Coast Guard mit einem bewaffneten Flugzeug mit Schwenktriebwerken?«
»Dies ist kein Flugzeug für die Coast Guard. Sie bekommt Mitte der neunziger Jahre mehrere gewöhnliche V-22 Osprey -und später vielleicht auch die V-22C. Aber hier geht's nicht um ein Küstenwachflugzeug.«
»Für wen ist's dann?«
»Für uns«, antwortete Hardcastle ausweichend. »Aber darüber können wir jetzt nicht reden. General Elliott und ich möchten Ihnen die Maschine vorführen. Steigen Sie bitte ein, damit wir anfangen können.«
An Bord machten Geffar und Long die Bekanntschaft von Elliotts Projektoffizier Major Patrick McLanahan, der zugleich als Bordwart der V-22C füngierte. McLanahan war der Benjamin der Gruppe, obwohl sein Dienstgrad dem Longs entsprach. Der blonde, blauäugige Luftwaffenmajor konnte nicht älter als Anfang Dreißig sein, überlegte Geffar sich, während sie sich auf einem der Kabinensitze anschnallte. Aber Hardcastle winkte sie zu sich ins Cockpit.
»Ich? Ich kann diesen Vogel nicht fliegen!«
»Bis vor zwei Tagen hab' ich's auch noch nicht gekonnt«, erklärte Hardcastle ihr. »Aber Brad ist ein großartiger Lehrer, und die Sea Lion läßt sich traumhaft fliegen.« Elliott machte sich ein Vergnügen daraus, Geffar in den rechten Sitz zu helfen und ihr beim Anschnallen behilflich zu sein. Sie ließ es sich widerstrebend gefallen. Sobald sie angeschnallt war, sah sie sich um.
»Sämtliche Flug- und Triebwerksinformationen werden auf diesen Farbbildschirmen angezeigt«, sagte der General. »Navigation, Funk, Bordinstrumente, Triebwerkanzeigen, Leistungswerte, Autopilot und Feuerleitsystem können mit dieser Tastatur in der Mittelkonsole aufgerufen werden.« Jeder der beiden Piloten hatte einen großen Monitor vor sich; ein kleinerer Bildschirm saß in der Mitte unter dem Sonnenschutz, zwei kleine Monitore, die nur Text zeigten, waren in die Mittelkonsole eingebaut, und ein großer Textmonitor war in der Mitte über dem Sonnenschutz angebracht.
Der mittlere Bildschirm war als Reserve für Notfälle von herkömmlichen Bordinstrumenten eingerahmt.
»Wahrscheinlich braucht man Wochen, um mit diesen Monitoren zurechtzukommen«, vermutete Geffar.
»Das ist ganz einfach«,
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