Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
müssen. “ Er kicherte bösartig.
Emily gab sich geschlagen. Es interessierte sie zwar, was Gene damit gemeint hatte, dass die Menschen etwas nicht begriffen , doch sie hielt es für besser, nicht in diesem Augenblick danach zu fragen.
„Wie lang ist der Tunnel?“
„Einen Kilometer ungefähr. Wir sind gleich da. Und wenn ich dir einen Tipp geben darf: H alt den Mund. Du sagst nicht einen Ton. Man riecht dich sowieso zehn Meilen gegen den Wind. Deine einzige Chance, es lebend zu Roy zu schaffen ist, indem man dich für ein Spielzeug hält, das ich mir mitgebracht habe. Ich werde meine Besitzansprüche deutlich machen, dann lässt man dich in Ruhe. Am besten tust du, als wäre dir alles vollkommen gleichgültig. Dann erzähle ich denen, dass du unter meiner Hypnose stehst. Das mache ich öfter. Und versuch e , nicht z u denken. Ich würde dich ja wirklich hypnotisieren, aber dein Geist ist zu stark. Etwas, das ich zugegebenermaßen nur selten erlebe. “
Emily nickte nur , obwohl sie nicht sicher war, was ihr Cousin damit meinte und spürte, wie ihr das Herz bis zum Halse schlug.
„Lass das.“
Die junge Frau sah Gene fragend an. „Was meinst du?“
„Du musst deinen Herzschlag unter Kontrolle bringen! Beruhige dich! Das Hämmern dröhnt jedem in den Ohren!“
„Oh scheiße. Das wusste ich nicht. Ich tu e mein Bestes.“
Gene gab ihr einen Moment Zeit, tief durchzuatmen, bis ihr Herzschlag kaum mehr als ein leises Klopfen war, und öffnete schließlich die schwere Stahltür, vor der sie nun s tanden.
Emily wurde sofort von Eindrücken erschlagen, hütete sich aber, Aufregung zuzulassen oder sie sich irgendwie anmerken zu lassen. Scheinbar völlig ungerührt trabte sie hinter ihrem Cousin her durch den riesigen Raum, der mit seinen Polstersesseln und kleinen Tischchen offenbar als Salon diente. Überall lümmelten sich Vampire, die alle eins gemeinsam hatten: S ie waren schön und besaßen eine erotische Ausstrahlung, die beinahe als gemeingefährlich durchgehen konnte. Die Menschenfrau sah auf den ersten Blick mindestens fünf Männer, denen es ein Leichtes gewesen wäre, sie zu verführen, wären sie keine Vampire gewesen. In der Luft hing der dicke, schwere Geruch von Blut. Aus den Augenwinkeln sah Emily schließlich die Ursache: I n Karaffen und Weingläsern ruhte der rote Lebenssaft und wurde dekadent geschlürft. Emily spürte, wie Übelkeit in ihr aufstieg und atmete mehrmals so tief durch, wie es in der stickigen Luft möglich war , wobei sie krampfhaft versuchte, ihren sich erneut beschleunigenden Pulsschlag in den Griff zu bekommen. .
Ein überdurchschnittlich großer Vampir, dem sein blondes Zottelhaar wild in die Stirn fiel, versperrte Gene plötzlich den Weg.
„Wohin denn so eilig, mein Lieber? Willst du uns deine neue Freundin nicht vorstellen?“
Gene stieß den Riesen mit der Hakennase ärgerlich zur Seite.
„Verzieh dich, Tristan. Die gehört mir.“
Doch der Blonde ließ sich nicht so schnell abwimmeln. „Na na, wer wird denn gleich aggressiv werden? Lass mich sie mal näher betrachten!“
Emily musste all ihre Disziplin zusammen nehmen, um ihren Herzschlag ruhig zu halten und ihre Panik in den hintersten Winkel ihres Unterbewusstseins zu verbannen, als Tristan sie mit raubtierhaften Bewegungen umkreiste. Er schnüffelte beinahe unmerklich an ihr und ließ seine Hand schließlich liebkosend über ihre Wange streifen.
„Du hast Geschmack, mein Guter, das muss ich dir lassen! Wo hast du sie eingefangen?“
„Du wirst es nicht glauben, aber sie ging direkt auf dem Highgate spazieren! Hatte sich verirrt. Ich konnte die arme Seele doch nicht alleine dort lassen.“
Ein gefährliches Grinsen breitete sich um Genes Mundwinkel aus, und Emily verstand: E r spielte das Spiel des bösen Vampirs. Zumindest hoffte sie, dass es nur ein Spiel war.
„Hast sie hypnotisiert, hm?“
Gene nickte und zog Emily nun leise knurrend in eine andere Richtung. Tristan brach in schallendes Gelächter aus und griff spontan einer der anwesenden Vampirfrauen in die Hinterbacken.
„Du solltest deine Fähigkeiten besser trainieren, Bruderherz! Ihr Herz schlägt zu schnell, du hast sie nicht unter Kontrolle!“
„Halt´s Maul! Verzieh dich lieber an den Eingang und vertritt mich. Und warte nicht auf mich. Für das Schätzchen hier nehme ich mir Zeit.“
Emily erstarrte beinahe, als Gene mit seiner Zunge über ihren Hals fuhr, bis seine Fangzähne plötzlich an ihrer Haut entlang kratzten. Sie war
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