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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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war, nickte wieder und richtete sich mühsam auf. „Gib mir einen Moment.“
    Emily nickte und nahm nun doch die Gelegenheit war, sich in dem Zimmer umzusehen. Zu ihrer Überraschung bestand Genes Quartier nicht nur aus einem Zimmer. Es war ein ganzes Apartment, in dessen Wohnzimmer sie sich befanden. Eine gemütliche schwarze Veloursledercouch stand an einer Wand, und drei dazu passende Sessel waren um den niedrigen Couchtisch verteilt. Aus einer teuer aussehenden Metallschrankwand glotzte sie der schwarze Bildschirm eines riesigen Flatscreens an, unter dem sich ein Sammelsurium komplizierter Technik befand. Soweit Emily das sehen konnte, war vom Videorekorder bis zum DVD-Brenner alles vorhanden. Teure Kunstdrucke hingen an den Wänden, und der angrenzende Schlafraum war in einem ähnlich modernen Stil gehalten, soweit Emily das durch die leicht geöffnete Tür erkennen konnte. Das einzige, was fehlte, war eine Küche.
    „Hast du ein Bad?“
    Gene fing an, unter Schmerzen zu lachen. „Natürlich, was glaubst du denn? Die Küche fehlt aus einem Umstand, den du dir denken kannst, aber duschen müssen wir wie jeder andere auch.“
    Emily setzte sich halbwegs entspannt auf das Ledersofa.
    „Geht´s dir besser?“ Gene nickte und setzte sich, noch etwas mühsam, in einen der Sessel.
    „Roy.“ Die junge Frau sah den Vampir herausfordernd an.
    „Okay. Roy. Das Wichtigste, was du über ihn wissen musst ist, dass er extrem gefährlich ist, gerade für Menschen. Gefährlicher als andere Vampire.“
    „Inwiefern?“
    „Wie alle Vampire hat er einen sehr ausgeprägten Geruchssinn , ein ausgezeichnetes Gehör und kann fliegen . Aber Roy ist auch wahnsinnig schnell und kann Gedanken lesen. Nicht alle Vampire können das, es ist eine besondere Gabe. Das bedeutet im Klartext: D u kannst ihm nichts vormachen, ihn belügen oder Ähnliches. Und versuchst du zu fliehen, wird das für ihn nur ein Grund zum Lachen sein, weil er schneller ist, als du es dir vorstellen kannst. Alle Vampire können sich so schnell bewegen, dass es für das menschliche Auge kaum sichtbar ist, aber Roy ist nahezu unschlagbar. Und, was für dein Anliegen von ziemlich großem Nachteil ist: Roy lässt sich selten etwas sagen. Er ist der Lord hier, und alle gehorchen ihm bedingungslos, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen. Er ist der Stärkste, und er weiß es. Nicht umsonst ist er das Familienoberhaupt.“
    „Okay, und wie komme ich am besten an ihn ran?“
    Gene begann, leise zu lachen, bevor er sich in gespielter Verzweiflung mit der Hand über das Gesicht fuhr.
    „Emily, wie ich schon sagte: D u kannst ihm nichts vormachen. Er weiß, was du denkst, noch bevor du den Raum betreten hast. Er weiß schon längst, dass du hier bist! Du bist nur noch nicht bei ihm, weil er es so will. Ich werde dich später zu ihm bringen, und alles Weitere ist dann deine Angelegenheit. Du kannst ihm nur offen und gerade heraus gegenüber treten, andernfalls bist du sofort tot.“
    Die junge Frau nickte und stand schließlich auf. „Wenn das der Wahrheit entspricht, weiß er entweder bereits, was ich ihm sagen will, oder er wird es sofort in meinen Gedanken lesen. Und wissen, dass ich die Wahrheit sage. Also los, worauf warten wir. Ich habe nicht vor, hier die Zeit totzuschlagen. Ich will es hinter mich bringen.“

8
    Es kam Emily vor, als würde sie Stunden warten. Nach Genes grober ‚Einweisung’ in die Eigenarten von R oys Natur hatte er sie durch ein endloses Labyrinth von Gängen und Treppen geführt, allesamt edel mit Holz verkleidet und mit alten Leuchtern versehen, bis sie schließlich vor einer großen Flügeltür Halt gemacht hatten. An der gegenüberliegenden Wand standen zwei Stühle und Emily hätte wohl amüsiert gelächelt, wären ihre Gesichtszüge nicht vor Angst eingefroren . Beinahe hatte sie das Gefühl, in eine Arztpraxis mit Wartezimmer geraten zu sein. Die Tür war aus Mahagoni und reich mit Fratzen und Fabelwesen verziert, die in höchster Qualität in das Holz geschnitzt worden waren. So konnte Emily, während sie wartete, wenigstens etwas Interessantes betrachten.
    Doch es gelang ihr nicht, sich auf die Besonderheit der Doppeltür zu konzentrieren. Hier saß sie nun, auf einem einfachen Stuhl vor einer riesigen Tür und wartete höchstwahrscheinlich nur darauf, innerhalb der nächsten fünf Minuten zu sterben. Dass diese Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich hoch war, jagte ihr eine Welle der Panik nach der nächsten durch den Körper ,

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