Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
ihr , drückte sie mit seinem Gewicht auf die Matra t ze und hielt ihre Hände wie im Schraubstock auf der Bettdecke fest. Emily schrie leise auf und versuchte völlig erfolglos, sich aus dem Griff des Vampirs zu befreien.
„ Wenn du das noch mal versuchst, bist du tot ! Was du gerade gesehen hast, ist der einzige Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle umbringe! “ Einen Wimpernschlag später stand er wieder mitten im Raum und atmete schwer.
Emily erkannte allmählich , wie unberechenbar dieser Vampir war , und konnte nicht verhindern, dass panische Angst sich nun endgültig in jedem Winkel ihres Körpers ausbreitete . Er war ebenso gefährlich wie schön , und dass sie ihn wütend gemacht hatte, verbesserte ihre Lage nicht gerade . Doch bedeutete sein Zugeständnis an ihr Leben nicht gleichzeitig, dass sie seine Gefühle weckte, wenn auch auf widersinnige Art und Weise? Ihr schwirrte der Kopf. Wieder einmal bereute sie, dass sie hierhergekommen war, anstatt sich in den ersten Flieger nach New York zu setzen.
Während Emily auf der Bettkante saß und versuchte, ihre Angst unter Kontrolle zu bringen, ohne den Lord aus den Augen zu lassen, hatte sich seine Raserei soweit wieder gelegt, dass er halbwegs bei Verstand war.
„Soll das heißen, dass meine Geliebte und meine kleine süße Tochter vollkommen sinnlos gestorben sind? Durch ein Versehen dieses Bauern trottels? Das kann ich dir nicht glauben. “
Emily seufzte und ließ den Kopf hängen . Sie konnte Roy verstehen . Opfer des Hasses eines Menschen zu werden, seine Familie durch eine Art Notwehr zu verlieren, getötet aus der Angst heraus, selbst getötet zu werden, war schlimm genug . A ber dass seine Familie vollkommen ohne Grund gestorben war, durch einen Unfall, schien für diesen Vampir nicht hinnehmbar. Noch viel weniger, als es für einen Menschen hinnehmbar gewesen wäre.
Emily stellte sich hilflos neben sein Bett und wagte nicht mehr, sich auch nur einen Schritt zu bewegen. Sie war der festen Überzeugung, dass nun der Moment gekommen war, in dem ihr Leben enden würde. Sie hatte dem Jäger ihrer Familie die Wahrheit gesagt, doch er konnte oder wollte es ihr nicht glauben , weigerte sich, die Tatsachen zu akzeptieren . Jetzt musste der Punkt gekommen sein, an dem ihr Leben wertlos war und er seinen Fluch erfüllen konnte. Wenigstens hatte sie es versucht.
Doch zu ihrer Überraschung sah Roy sie plötzlich einfach an, unendlich trauri g. D as Glühen in seinen Augen war erloschen.
„Dass du Vivienne so ähnlich siehst ist tatsächlich der einzige Grund, warum du noch lebst, Emily Watson. Mit diesem Umstand hatte ich nicht gerechnet. Es ist, als würde ich meine Frau ansehen, nur, dass du zu rosige Haut hast. Eine niederträchtige Laune der Natur. “
Emily schwieg, unsicher, was er als nächstes vorhatte. Erstaunlicherweise schien er das selbst nicht zu wissen.
„Ich weiß nicht, was ich jetzt mit dir tun soll, Emily. Es ist schwer zu akzeptieren, dass das, was du mir eben erzählt hast, wahr sein soll. Doch ich habe in deinen Gedanken gelesen, dass es tatsächlich die Wahrheit ist.“ Er murmelte es mehr, während er im Zimmer auf und ab ging. Schließlich schnippte er mit den Fingern. Augenblicklich ging eine kleine Seitentür auf, die Emily zuvor nicht aufgefallen war, und zwei stämmige Vampire traten ein, die russische Gesichtszüge hatten.
„Igor, Ivan, bringt sie nach unten. Krümmt ihr kein Haar. Sie ist meine persönliche Gefangene und niemand wird sie anrühren, ist das klar?“ Die beiden Männer nickten und starrten die junge Frau fasziniert an . Offensichtlich waren sie Brüder, wie die Gefangene nun erkannte, und sie schienen die Ähnlichkeit zu Roys Frau bemerkt zu haben. Was bedeutete, dass sie ebenfalls schon sehr alte Vampire waren und seit Ewigkeiten in den Diensten des Lords standen.
An Emily gewandt sagte Roy schließlich: „Ich komme später auf dich zurück. Und bis dahin rate ich dir, deine Gedanken zu ver schließen und dich ruhig zu verhalten.“
Die junge Frau nickte und ließ sich anstandslos von den beiden Vampiren abführen. Sie empfand nur Dankbarkeit dafür , noch zu leben.
Als Igor und Ivan sie in ihrer neuen Behausung ablieferten, war die junge Autorin beinahe angenehm überrascht: S tatt eines dunklen Verlieses mit einer kalten Pritsche wurde sie lediglich in einen anderen Bereich des Komplexes gebracht, der tiefer lag als der Rest, in ein Zimmer, das über alle Annehmlichkeiten verfügte: ein
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