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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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dankbar für ein kleines Gespräch gewesen, doch es wurde ihr nicht gewährt. Nicht von Miranda und nicht von Igor oder Ivan, die ihr in den nächsten zwei Tagen ebenfalls Essen brachten: frische Brötchen, Pizza, chinesisches Essen, Hamburger und Salat. Alles, was man in Fastfood-Ketten kaufen konnte, landete in ihrem Magen, und Emily nahm es dankbar an. Nachdem sie zwei Tage lang ununterbrochen ferngesehen hatte und nun jede Serie kannte, die das englische Fernsehen zu bieten hatte, begann sie ernsthaft, sich zu langweilen. ‚So muss es sein, wenn man wirklich im Gefängnis sitzt.’
    Schließlich sah sie sich die Bücherwand genauer an. Charles Dickens, Edgar Allen Poe… alle Klassiker waren vertreten. Keine leichte Kost, aber besser als nichts.
    Die Autorin wollte sich gerade einen Gedichtband von Poe vornehmen, als die Tür zu einer untypischen Zeit aufgeschlossen wurde. Es konnte niemand mit einem Essenstablett sein.
    Tatsächlich stand Roy persönlich im Türrahmen und sah sie aufmerksam an. Seine dunklen Augen ruhten unerbittlich auf ihr, bis sie leicht errötete. Erschrocken und etwas verlegen stand Emily auf und verschränkte die Arme schützend vor der Brust. Angst begann bereits wieder, leise kriechend in ihr empor zu steigen und ihr Herz schneller schlagen zu lassen.
    „Ich hätte erwartet, dass du irgendwann rasend werden würdest.“
    Emily sah ihn verständnislos an. „Wie bitte?“
    „Du bist hier gefangen , u nter ständiger Beobachtung. Wäre es nicht normal, irgendwann auszurasten, die Möbel zu demolieren oder wenigstens zu versuchen, die Kamera zu zerstören ?“
    Seine Gefangene zuckte die Schultern. „Wozu denn? Um einen von euch sauer zu machen und mein Leben zu riskieren? Das hätte mich auch nicht weiter gebracht. “
    Sie konnte das Lächeln nicht deuten, das seine Lippen umspielte, als er sich nun auf ihr Bett setzte , sich bequem auf einen Ellbogen stützte und sie fasziniert ansah .
    „Warum gehst du eigentlich davon aus, dass du hier ständig in Lebensgefahr bist? Du lebst, wirst gut versorgt und höflich behandelt. Und meine Leute haben die Anweisung, dich nicht anzurühren. “
    Emily stutzte. Was sollte sie d arauf antworten ? Hatte Roy ihr nicht selbst gesagt, dass ihre Ähnlichkeit mit seiner Frau der einzige Grund war, aus dem sie noch nicht tot war? Aber ihr fielen noch ungefähr tausend andere mögliche Antworten ein.
    ‚Weil ihr wilde Tiere seid, instinktgesteuert und vollkommen unberechenbar.’ Es wäre wohl eine schlechte Idee, dem Vampir das zu sagen . Doch nach zwei Tagen alleine in diesem Raum hatte sie vorübergehend vergessen, dass Roy ihre Gedanken lesen konnte, und sich nicht entsprechend abgeschirmt. Eine ausgesprochene Antwort erübrigte sich damit .
    „Wilde Tiere, hm? Hat Edwina dir das eingeschärft? Was hat sie dir denn sonst noch über uns erzählt?“
    Emily biss sich in Gedanken in den eigenen Hintern für ihre Unachtsamkeit und antwortete so gelassen wie möglich.
    „Nicht viel. Und a lles, was ich Stück für Stück erfahre, wirft nur immer neue Fragen auf. Ich weiß nahezu nichts über Vampire, doch du wurdest mir von Edwina und Gene als extrem gefährlich beschrieben. Wie ich bei unserer ersten Begegnung feststellen durfte, zu Recht.“
    Den letzten Satz brachte sie in einem angriffslustigen Ton hervor. Aus irgendeinem Grund wollte sie ihn plötzlich reizen , doch stattdessen begann er, leise zu lachen. Es war ein warmes, volles Lachen, das ihr einen Schauer den Rücken hinunter jagte. Ein dunkles Augenpaar musterte sie nun amüsiert.
    „Emily Watson, du erstaunst mich. Es war bislang sehr einfach, deine Verwandten… na, du weißt schon. Sie hatten Angst, haben um Gnade gewinselt und waren leicht zu beseitigen. Doch du bist anders. Mutiger. Ich bewundere das, ganz ehrlich. Und was deinen Vorwurf betrifft… du lebst doch noch, oder? “
    Seine Arroganz begann Emily allmählich wütend zu machen , doch sie beherrschte sich und versuchte, ihre Gedanken bestmöglich vor dem Familienoberhaupt der Unterkunft abzuschirmen.
    „Und was hast du nun mit mir vor? Du kannst mich nicht ewig hier gefangen halten.“
    Wieder d ieses leise Lachen. „Das stimmt wohl. Wärst du eine Vampirfrau, könnte ich das, aber als Mensch wirst du zumindest irgendwann an Altersschwäche sterben. Du schaust so überrascht! Du hattest nicht daran gedacht, dass wir den Ausdruck „ ewig gefangen halten“ hier wörtlich nehmen können, nehme ich an. Aber keine Angst, ich

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