Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
Unglauben und Fassungslosigkeit ins Gesicht und berührte sanft ihr Haar. Emily war davon ausgegangen , dass Roy sehr genau wusste, wer sie war und wie sie aussah, doch das musste ein Irrglaube gewesen sein, denn ihr Anblick schien ihn vollkommen aus dem Konzept zu bringen. Sie wusste, dass gerade etwas Bedeutsames vor sich ging, war aber unfähig zu sagen, was es war. Für den Moment war sie einfach nur froh, da ss sie bis jetzt überlebt hatte, während sich die Wärme seiner sanften Berührung gegen ihren Willen prickelnd in ihr ausbreitete.
Der jungen Frau fiel ein, dass er ihre Gedanken lesen konnte , so viel hatte Gene ihr verraten . Also wusste er vielleicht schon, warum sie hier war . Ein leises Lachen schien ihre Vermutung zunächst zu bestätigen. Roy hatte seine Fassung wieder gefunden und war wieder Herr der Lage. Sein zärtlicher Blick hatte sich übergangslos in eine kalte, belustigte Maske verwandelt.
„Gene hat dich also schon darauf vorbereitet, was dich erwartet. Kluger Bursche. Er hat soeben eine Beförderung dafür erhalten, dass er dich hergebracht hat. So lange schon freue ich m ich darauf, dich endlich persönlich kennen zu lernen. Doch ich hätte nie für möglich gehalten, dass du dich aus freien Stücken hierher begibst. Das verdient meinen Respekt, kleine Emily. “
Wie ein Leopard umkreiste Roy sein schönes Opfer und strich ihr mit dem Daumen zärtlich über die Halsschlagader. Emilys Herz begann zu rasen, als sie in seine Augen blickte, die in Realität noch viel unergründlicher schienen als auf dem Gemälde. Ein seltsamer Zauber ging von ihnen aus, der es beinahe unmöglich machte, wieder weg zu sehen. Gleichzeitig konnte man diesem Blick kaum standhalten. Überhaupt war Roy von Kopf bis Fuß so attraktiv, dass es einem die Sprache verschlug . S eine Ausstrahlung war gefährlich, sanft, sinnlich und brutal zugleich. Emily schwirrte der Kopf bei dem Versuch, diese Kreatur auch nur ansatzweise einzuschätzen.
„Wenn es dich beruhigt: I ch kann nicht alle deine Gedanken lesen. Nur die auf einer bestimmten Frequenz. Die klaren Gedanken, die du als vordergründig empfindest. Ich gebe dir einen Tipp, der Fairness halber und weil es unser kleines Spielchen irgendwie spannender macht : W enn du es schaffst, deine Gedanken zu verdrängen, ist mein Vorteil dahin. Ich muss dir aber sagen, dass es bislang keiner aus der Watsonfamilie geschafft hat. Das ist deine Chance, mich zu überzeugen.“
Zu ihrer eigenen Überraschung gelang es Emily sofort, seine Hilfestellung in die Tat umzusetzen. Sie fühlte, wie etwas in ihrem Kopf blockierte und sah Sekunden später in das zutiefst überraschte Gesicht des Lords . Es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben, denn er starrte die junge Frau einen ewigen Moment lang einfach nur an.
„Das kannst du nicht geschafft haben. Nicht so schnell.“
Emily spürte plötzlich, wie seine geistige Präsenz versuchte, in ihre Gedanken einzudringen, während sein intensiver Blick sie gleichzeitig wütend durchbohrte, doch sie ließ nur einen einzigen Gedanken zu, schrie ihn beinahe hinaus: ‚ Raus aus meinem Kopf! ‘
Sofort zuckte Roy zurück, als hätte sie ihn geschlagen, und hielt sich die Hände an den Kopf. Als er sie schließlich sinken ließ, konnte Emily Watson ehrlichen Respekt und unbändige Wut in seinen rot flackernden Augen sehen. Und etwas Anderes, das sie nicht zu deuten vermochte.
„ Wenn du mir nochmal so in den Kopf schreist, stirbst du, hast du verstanden? “ Er begann, sie langsam zu umkreisen. „ Soso. Die kleine Watson hat also telepathische Fähigkeiten. Wer hätte das gedacht. Das macht es noch aufregender. “ Er kicherte leise.
Sie sah Roy ungläubig an. „Ich habe… was ?“
„Du hast mir eben deine Gedanken übermittelt. Du hast alles abgeblockt, außer dem, was du sagen wolltest. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand so etwas ohne jahrelange Übung schafft. Und schon gar nicht ein Mensch. Es ist eine große Gabe. Wie schade nur, dass du keine Gelegenheit haben wirst, sie zu nutzen. Und jetzt sag mir, was dich dazu gebracht hat, geradewegs zu mir zu kommen anstatt die Flucht zu ergreifen, als du euer kleines Familiengeheimnis erfahren hast. “
Emily starrte ihn trotzig an. „Heißt das, du wirst mich nicht sofort töten?“
Roy lächelte m att . „ Das wäre mir dann doch etwas zu leicht. Außerdem hast du Glück : D u erinnerst mich an jemanden, der mir einmal sehr nahe stand. Mir ist vorübergehend die Lust
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