Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
daran vergangen, dich zu töten. Aber wenn du mir nicht bald sagst, was dich her getrieben hat , überlege ich es mir vielleicht anders.“
Emily nickte. „Wenn du hörst, was ich zu sagen habe, wirst du mich wahrscheinlich sowieso sofort beseitigen. Also kann ich es auch hinter mich bringen. Wie du dir sicher denken kannst, geht es um den Fluch, den du über meine Familie gelegt hast.“ Ihr Herz raste wie verrückt. Die Angst, das nun der Moment ihres Todes nah war, und die Hoffnung, dass sie doch Erfolg hatte und der Fluch nun ein Ende fand, hielten sich die Waage und ließen ihre Beine weich werden.
Roy lachte schallend, bevor er sie wieder forschend ansah. „Ja, das dachte ich mir. Warum sonst solltest du hier aufkreuzen. “
„Roy, du musst diesen Wahnsinn beenden . Mich am Leben lassen. Damals bist du einem schrecklichen Irrtum unterlegen, bei dem Scheunenbrand.“
Die junge Frau schrie auf, als Roy sich plötzlich zu enormer Größe aufbäumte und so brüllte, dass sie glaubte, die Erde um sie herum müsste beben. Seine Fangzähne fuhren aus, und seine Augen flammten rubinrot auf, bevor er sich auf sie stürzte und mit ihr gegen die nächste Wand flog, wo sie so hart mit dem Rücken aufschlug, dass es ihr den Atem nahm, jedoch in der Luft hängen blieb, von seiner Hand um ihren Hals gehalten. „ Ein Irrtum ? Nach dreihundert Jahren tauchst du hier auf und erzählst mir, der Tod meiner Familie wäre ein IRRTUM gewesen? Wie kannst du es wagen! Ich werde dich töten, du kleines Biest! “
Er zischte es mehr, als dass er es sagte, und sein vor Wut glühender Atem ließ Übelkeit in Emily aufsteigen. Sein wütendes Grollen ließ ihren Körper vibrieren, und die Schwingungen schienen sich in der Wand in ihrem Rücken fort zu setzen. Trotz ihrer aussichtslosen Lage versuchte die junge Frau, ruhig zu bleiben. Viel anderes blieb ihr auch nicht übrig, so in seinem Griff hängend, der ihr langsam die Luft abdrückte. Verzweifelt schnappte sie nach Luft.
„Bitte Roy, lass mich runter. Dann erklär e ich es dir. Was damals passiert ist, war ein schrecklicher Unfall!“
Roy musste gespürt haben, dass sie die Wahrheit sagte, denn er setzte sie langsam wieder auf dem Boden ab, bevor er seine normale Gestalt und Größe zurück erlangte. Lediglich die Wölbung seiner Lippen verriet die noch immer ausgefahrenen Fangzähne, und seine Augen glühten weiterhin in schwelender Wut. Er blieb nahe vor ihr stehen, nahe genug, um sie die Hitze seines Zorns spüren zu lassen.
„ Also schön. Sprich weiter. Ob ich dich jetzt oder in zwei Minuten töte, spielt wohl keine Rolle. “
Emily hustete heftig und atmete dann tief durch . Eine Gnadenfrist war besser als gar nichts. Trotz seiner Nähe und der anziehend breiten, starken Brust vor sich versuchte sie, sich darauf zu konzentrieren, was sie zu sagen hatte. Es verwirrte sie zutiefst, gleichzeitig lähmende Angst und prickelnde Lust in der Nähe dieses Mannes zu empfinden.
„ Also gut: Edward Watson, dem damals die Farm gehörte, hatte Geräusche in der Scheune gehört. Als er hineinging, rutschte er auf etwas aus und fiel hin. Dabei verlor er seine Laterne . S ie zerbrach und entzündete das Stroh , das auf dem Boden lag. Er versuchte, das Feuer zu löschen, doch es war zu spät. Alles in der Scheune war trocken und brannte wie Zunder. Seine ganze Lebensgrundlage löste sich in Flammen auf! Er hatte keine Ahnung, dass sich Menschen… dass sich Vampire in der Scheune befanden!“
Roy hielt seinen Blick fest auf die Erbin des Fluches gerichtet. Seine Augen brannten noch immer rot, und es schien, als versuche er zu verarbeiten, was er da hörte. Plötzlich und völlig unabsichtlich spürte Emily, wie sie in seine Gedanken eindrang, während sie sich fragte, was der Vampir wohl gerade dachte. Durch die unfassbare Neuigkeit schien seine Gedankenbarriere vorübergehend eingebrochen zu sein. In diesem Moment ‚hörte’ sie, dass sie anscheinend eine große Ähnlichkeit mit seiner Frau besaß, die damals zusammen mit seiner Tochter verbrannte. Als Roy ihren Übergriff bemerkte, stieß er ein wütendes Grollen aus, griff erneut nach Emily und warf sie quer durch den Raum, bis sie zu ihrem Glück weich mitten auf seinem riesigen Bett landete, wenn auch sehr unsanft. Sie hörte ihren eigenen Schrei und wunderte sich im nächsten Moment zum wiederholten Male darüber, dass sie noch immer einen Pulsschlag besaß . Als sie sich gerade aufrappeln wollte, war Roy plötzlich über
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