Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
vorstellen. Mindy, das ist Emily Watson. Sie ist seit zwei Tagen mein… Gast.“
Das freundliche Lächeln der Blondine verwandelte sich in pures Staunen, das noch weiter zunahm, als Roy impulsiv einen Arm um Emilys Hüfte legte . Dass die schöne Vampirfrau den erstaunten Ausdruck in ihrem Gesicht schließlich wieder in ein strahlendes Lächeln verwandelte, war nur einem warnenden Blick ihres Lords zu verdanken. Er verfolgte ein Ziel, und sie stellte besser keine weiteren Fragen und vertraute auf sein Urteil.
„Emily! Wir kennen alle deinen Namen, hätten aber nicht damit gerechnet, dich einmal… kennen zu lernen.“ Es war nicht zu übersehen, dass Mindy sich einen weiteren Kommentar verkneifen musste. Sie holte Luft, klappte dann aber schnell den Mund zu und fuhr sich verlegen mit einer Hand durch die Haare.
Roy antwortete an Emilys Stelle.
„Ich weiß. Ich würde sagen, die letzten Tage waren für uns alle eine Überraschung. In jeder Hinsicht.“
Er lachte leise und winkte plötzlich einem kleinen Jungen von etwa eineinhalb Jahren zu, der auf einer großen, dicken Decke mitten im Raum saß. Erstaunt bemerkte Emily, dass der kleine Junge blasse Haut hatte.
„Emily, das ist Daniel. Der Sohn von Mindy und Max.“
„Ein VAMPIRKIND?“ Die Menschenfrau betonte es mit so einer Überraschung, dass Mindy herzhaft lachen musste.
„Roy, du scheinst ihr noch nicht viel über unser Volk erzählt zu haben!“
„Nein. Ich wollte, dass sie es mit eigenen Augen sieht.“
Emily hatte sich wieder gefangen und betrachtete das Kleinkind aufmerksam. „Ich wusste nicht, dass Vampire Kinder bekommen können.“
Roy nickte und trat neben sie. „Wie gesagt: S ieh uns als andere Rasse an. Vergiss mal den Beitrag des Todes dabei. Der Mensch stirbt, der Vampir wird geboren. Eine totale Verwandlung. Wir leben, Emily. Wir sind ein lebendes Volk, das seit einigen hundert Jahren existiert. In der Natur entstehen immer wieder neue Arten durch Mutationen. Wir sind eine menschliche. Dass es uns noch nicht so lange gibt wie die Menschheit an sich heißt nicht, dass wir weniger Rechte haben. Und dass wir uns von Blut ernähren, gibt den Menschen nicht automatisch das Recht, uns zu jagen. “
Emily sah Roy fragend an. „Gene hat bei meiner Ankunft hier auch was in der Richtung gesagt. Was hat es damit auf sich? Warum verteidigt ihr euch so verbittert ?“
„Später. Erst gehen wir in den Wirtschaftsflügel hinüber. Dort lernst du auch Max kennen.“
Es stellte sich heraus, dass dieser Wirtschaftsf lügel wie eine Firma unter Tage funktionierte. Es gab Büros, Computer, Telefone und Internet. Emily erfuhr, dass hier Geschäfte abgewickelt wurden wie in ihrer Welt, und zwar nicht nur innerhalb des Vampirvolkes, sondern auch mit den Menschen.
„Wir betreiben hier eine normale Handelsfirma , w ie jede andere auch. Im Handelsregister eingetragen und vollkommen legal. Die einzige Ausnahme ist, dass wir Geschäftstermine nur bei Dunkelheit wahrnehmen und niemals jemanden hierher einladen, auch nicht Vampire aus anderen Unterkünften . D afür haben wir eine offizielle Geschäftsadresse in der Stadt . Und natürlich weiß niemand, dass diese Firma im Besitz von Vampiren ist.“
Erwartungsgemäß zeigte Emily sich beeindruckt. Roy beendete den Rundgang mit einer Besichtigung des Schwimmbades und des Fitnesscenters, zeigte ihr die Waffenkammer und die Blutbank , einen gekühlten Lagerraum für die Blutvorräte der Vampire, und brachte sie anschließend in sein eigenes Quartier.
„Du siehst, jede Unterkunft ist quasi als Stadt zu betrachten. Es gibt Wohnungen, Vergnügungen, Arbeit… es ist alles da. Und wenn uns das nicht reicht, gehen wir hinaus in eure Welt. Bei Nacht sind wir dort genauso zu Hause wie ihr. Du bist mit Sicherheit schon oft abends Vampiren begegnet, ohne es zu merken. Auf der Straße, im Kino…“
Emily nickte. Nun, da endlich die meisten ihrer Fragen beantwortet waren, stellte sich nur noch eine einzige , und bei dem Gedanken daran schwoll ihre Wut erneut an : „Und wie soll ich dir nun nützlich sein? Was hast du mit mir vor?“
Roy lächelte und bot ihr ein Glas Rotwein an, das sie ohne zu zögern ablehnte. Er fing laut an zu lachen, stellte den Wein aber wieder zurück. „Keine Angst, es ist wirklich nur Wein! Du kannst auch weißen haben. Ich sammle ihn, trinke aber selten davon. In kleinen Mengen vertragen wir Wein, aber ich gönne mir das Vergnügen nur zu besonderen Anlässen .“
Er setzte sich
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