Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
tun. Macht es dir was aus, dich eine Weile allein zu beschäftigen?“
„Nein, ist okay. Ich gehe wieder in die Bibliothek und schmökere ein wenig, wenn du nichts dagegen hast.“
Im Rausgehen hörte sie Roys leise Stimme. „Emily, ich bin froh, dass du hier bist.“
13
Tiefe Nacht hatte sich längst über das schottische Anwesen gelegt, und Emily saß noch immer in dem Ohrensessel in der Bibliothek. Sie hatte sich in eine Lektüre über schwarze Magie vertieft und war erschrocken über die Praktiken und deren versprochene Erfolge. Wenn es stimmte, was in diesen Seiten zu lesen war, hatte der Großteil der modernen Welt keine A hnung, in welcher Gefahr durch praktizierende Schwarze Magier sie ständig schwebte.
Irgendwann nahm ihre innere Uhr Überhand und sie fiel in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf. Sie flog, in Roys Armen gefangen, über ein weites Feld hinweg, auf dem Vampire abgeschlachtet wurden und in der aufgehenden Sonne unter markerschütternden Schreien zu Staub zerfielen. Dann lösten sich auch Roys Arme plötzlich in Staub auf, und Emily fiel viele hundert Meter tief, um in einem schwarzen Nichts zu landen, aus dem sich ihr Du t zende Hände entgegen streckten, mit der Absicht, sie in die ewige Stille zu ziehen.
„Aaah!“ Mit einem lauten Aufschrei wachte Emily auf und s aß kerzengrade in dem Sessel. Das Buch lag, an irgendein er St elle aufgeschlagen, auf dem Boden. Sie stand ruckartig auf, viel zu schnell, wie sich herausstellte, weil ihr Kreislauf schlagartig zusammenklappte. Bevor sie sich wieder in den Sessel zurück setzen konnte , sackte sie lautlos zu Boden, wo sie Sekunden reglos auf allen Vieren kniete und mit de m heftigen Schwindelgefühl kämpfte, das den ganzen Raum zum Drehen zu bringen schien.
„Emily? Mein Gott. Was ist passiert?“ Sie hörte Roys Stimme, war aber für einen Augenblick lang nicht in der Lage, zu a ntworten. Sie atmete nur tief und spürte, wie seine starken Arme ihren Oberkörper anhoben, bis sie sich , an seine Brust gelehnt, langsam aufrichtete .
„Du bist ja leichenblass! … Entschuldige den Vergleich. Was ist passiert?“
Mühsam brachte Emily eine Antwort zustande: „ Nur mein Kreislauf. Ich hatte einen Alptraum. Alle s okay. “
„Wie lange bist du schon hier? Hast du zwischendurch mal was gegessen? Oder getrunken?“ Kaum merkliches Kopfschütteln.
„Emily. Normalerweise schläfst du nachts und brauchst nichts essen oder trinken. Aber jetzt ist das deine Wachphase. Da musst du essen wie sonst tagsüber! Komm, ich bring dich in die Küche.“
Er half ihr auf, schlang einen Arm um ihre Hüfte und leitete sie so durch d en langen G an g auf die Küche zu. Emily lehnte ihren Kopf an seine Schulter, auch wenn die Bewegung durch seinen Gang ihr weiteren Schwindel und leichte Übelkeit verursachte. Flüchtig nahm sie sein angenehmes Aftershave wahr.
„Was möchtest du? Fertignudeln oder so was? Warte. Auf jeden Fall brauchst du erstmal einen Zuckerschub.“ Roy setzte Emily auf einem der Küchenstühle ab und holte eine Flasche Cola aus dem riesigen Kühlschrank, die er ihr zusammen mit einem frischen Glas reichte.
„Trink das.“
Emily verzog das Gesicht. „Ich mag keine Cola.“
Roy grinste amüsiert und goss ihr ein volles Glas ein. „Du meckerst schon wieder, es geht dir also besser. Sehr schön! So, du hast die Wahl: Tortellini oder… Fischstäbchen?“
Emily verzog das Gesicht, als sie die Cola in einem Zug herunter kippte. Doch nur Momente später ging es ihr tatsächlich schon viel besser, und ihr Kreislauf stabilisierte sich.
„Tortellini. Lass mal, ich mach sie mir schon.“
„Du bleibst, wo du bist. Auf der Packung steht, wie´s gemacht werden muss.“
Emily sah dem Vampir belustigt zu, wie er umständlich eine Pfanne aus dem Ofen nahm und anschließend damit kämpfte, den modernen Herd einzuschalten.
„Früher haben wir den Ofen noch mit Feuerholz geheizt . Hier sind nur Knöpfe!“
Emily stand nun doch auf und ging zum Herd hinüber. „Du hast die Küche doch gekauft!“
„Ja, aber ich habe einen Menschen damit beauftragt, die Geräte auszusuchen. Ich war nicht dabei. “
Die junge Frau schüttelte verständnislos den Kopf, drückte auf den Knopf für die richtige Herdplatte, bis das gewünschte Temperaturniveau erreicht war und schob Roy sanft zur Seite.
„Ich mach das. Du bringst es fertig und lässt die Nudeln anbrennen. Hm, mit Gemüsesoße. Lecker. Du hast gut eingekauft…. e inkaufen
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