Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
lassen.“
Emily musste grinsen , als sie seinen hilflosen Blick sah. „Du hast hier wirklich alles von a nderen machen lassen?“
Roy nickte. „Ich war wirklich sehr, sehr lange nicht mehr hier. Warum tust du Öl da rein?“
Jetzt fing Emily an, herzhaft zu lachen. „ Du hast noch nie gekocht, eindeutig! “
Während sie gemütlich zusammen saßen und Emily ihre Nudeln aß, kam ihr eine Frage in den Sinn.
„Sag mal… wann isst du eigentlich? Wir sind schon eine Weile zusammen, aber ich hab dich noch nie… essen… trinken… wie auch immer… gesehen.“
„Erstens trinkt man Blut. Es i st flüssig, weißt du.“ Er blitzte sie frech aus seinen dunklen Augen an. „Und zweitens habe ich das gemacht, als du nicht dabei warst. Es würde dich vielleicht erschrecken, und das möchte ich nicht.“
Emily dachte einen Moment darüber nach, während sie sich eine mit Hackfleisch gefüllte Nudel in den Mund schob. Es war eigentlich nur normales Blut, wovon er sprach. Aber er hatte Recht: D er Gedanke, dass er es sich in ein Glas füllte und trank, erfüllte sie mit großem Ekel.
Nach dem Essen gingen sie zusammen in den Salon, wo Roy im Kamin ein Feuer anzündete. Die Flammen spiegelten sich in seinen Augen und übertünchten den rötlichen Schimmer, den sie angenommen hatten, so dass e r Emily verborgen blieb.
Er goss ihnen beiden Wein ein, und sie machten es sich gemütlich. Emily kam es surreal vor, mit einem Vampir, dazu noch einem Familienoberhaupt, gemütlich vor de m Kamin zu sitzen, während da draußen ein erbitterter Kampf tobte. Ein Kampf um Leben und Tod, um das Überleben einer ganzen Rasse.
„Wie alt war deine Tochter?“ Die Frage kam heraus, bevor Emily darüber nachgedacht hatte.
„Entschuldige, ist mir rausgerutscht. Du musst nicht antworten!“
Roy hob beschwichtigend die Hand und nippte an seinem Wein.
„Schon gut. Violette war fast einund zwanzig , in Vampirjahren gerechnet . Entsprechend unserer Unsterblichkeit altern Vampirkinder langsamer. Sobald sie ihre Volljährigkeit erreicht haben, also mit 63 Vampirjahren, hört ihr Altern auf. An menschlichen Maßstäben gemessen war meine Tochter ungefähr sieben, als das Feuer…“ Seine Stimme brach ab.
Emily nickte mitfühlend. „Also verhält es sich mit eurer Altersrechnung ungefähr so wie mit Hundejahren, richtig? Entschuldige den Vergleich. Wie hast du deine Frau kennen gelernt?“
Roy nickte und ging nacheinander auf ihre Bemerkungen ein.
„ Ja, stimmt. Vivienne und ich haben uns während einer Hetzjagd auf Menschen kennen gelernt. Wir waren mit einer ganzen Gruppe unterwegs und hatten nur eins im Kopf: unseren Blutdurst zu stillen. Ein ganzes Dorf sollte dran glauben. Während wir durch den Wald rannten, kam Vivienne auf mich zu. Sie war die Tochter eines Lord s, der sich ebenfalls in der Gruppe befand. Ihr Vater durfte nicht wissen, dass sie ihnen heimlich gefolgt war. Sie hielt mich mitten im Lauf am Arm zurück und bat mich inständig, die Dorfbewohner in Ruhe zu lassen. Sie selbst ernährte sich nur von Tieren. Von ihr habe ich gelernt, Menschen als Individuen anzusehen und nicht nur als… Futterquelle.
Ich habe sie hinter einen Baum gezerrt und angeschrieen, damit sie mich loslässt und wieder nach Hause geht . Und während wir da standen und uns wutentbrannt anstarrten…“
Roy wurde plötzlich rot und sah verlegen zur Seite. Emily grinste in sich hinein. Glaubte er wirklich, nur Vampire waren zu Leidenschaft fähig? Anscheinend erinnerte er sich kaum noch an sein menschliches Leben.
„Auch bei Menschen kommt es vor, dass sie sich anbrüllen und im nächsten Moment übereinander herfallen , schon vergessen? “
Der Vampir grinste verlegen.
„Na ja. So ungefähr war es. Von da an gehörten wir zusammen. Ihr Vater hatte keine Chance, etwas dagegen zu tun. Er spürte, wie stark unsere Verbindung war. Wir sind dann den Bund eingegangen, nach einer Weile. Als Vivienne dann schwanger wurde, war ich überglücklich.
Doch es gab Mitglieder in unserer Familie, die mir das Glück neideten. Lange kämpften wir um ein friedliches Miteinander, doch wie unter Menschen gibt es auch unter Vampiren die ewig Uneinsichtigen . Also entschieden wir uns nach einigen Jahren dafür , weg zu gehen, woanders ein ruhiges Leben zu führen. Und kamen eines Nachts in die Scheune deines Verwandten , um uns dort ein bis zwei Tage auszuruhen, bevor die Reise weitergehen sollte . Den Rest der Geschichte kennst du.“
Emily nickte. „Roy,
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