Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
die junge Frau nachgab, konnte er seine Instinkte kaum noch zurückhalten. Er drückte sich auf sie, bis ihr zarter Körper unter ihm auf der Couch gefangen war und küsste sie ungehemmt und leidenschaftlich weiter, bis seine Fangzähne, die nun voll ausgefahren waren, ihn zur Vorsicht zwangen.
Und eben seine Zähne waren es, die Emily schließlich wieder zur Besinnung brachten. Als sie sich gerade von seiner Leidenschaft mitreißen lassen wollte, spürte sie das sanfte Kratzen der Spitzen an ihren Lippen und wich erschrocken zurück. Sie wusste, dass es seine Gier nach ihr war, die die Zähne hatten wachsen lassen, doch Emily war sich plötzlich der Gefahr sehr bewusst, die gleichzeitig von ihnen ausging. Diese Zähne hatten ihre Mutter getötet.
Mit diesem Gedanken stieß sie den Mann heftig von sich, rappelte sich auf und rannte panisch aus dem Zimmer.
14
Die darauf folgenden 24 Stunden gingen sich die beiden aus dem Weg. Emily verkroch sich in ihrem Zimmer und dachte über ihre Situation nach, während Roy in seinem Arbeitszimmer auf und ab ging und seine Sorge abwechselnd seinen Gefährten in der Unterkunft und der jungen Frau in seinem Haus galt.
Er hatte seit dem Gespräch mit Vincent nichts mehr von den Seinen gehört, und seine Sorge wuchs stündlich, dass die Unterkunft eventuell schon ausgelöscht war, wenn Dorothy dem Druck der VHA nicht hatte standhalten können.
Doch immer wieder schweiften seine Gedanken ab. Roy hoffte, Emily würde irgendwann in dieser Nacht hinunter in die Küche gehen, so dass er sie abfangen und das Gespräch suchen konnte. Gleichzeitig war er sich nicht sicher, ob der das tatsächlich wollte. Was ging in einer Frau vor, die in der einen Sekunde einen Kuss leidenschaftlich erwiderte, in der nächsten aber schlagartig die Flucht ergriff? Ihm war nicht klar, was ihren Rückzug ausgelöst haben könnte .
Roy seufzte. Er würde die Frauen nie verstehen. Als er sich gerade Richtung Küche begeben wollte um zu sehen, ob er seine Begleiterin dort vielleicht tatsächlich antreffen würde, ließ ihn ein Signal aufschrecken: E s war der Ton, der erklang, wenn jemand auf der codierten Leitung anrief. Was in diesem Fall nur Vincent sein konnte. Schnell setzte sich das Familienoberhaupt auf , gab die Leitung frei und zuckte schockiert zusammen, als er Vincents schmerzverzerrtes Gesicht sah.
„Vincent, was zum Teufel…“
„Roy! Das Schlimmste ist passiert! Die VHA hat es geschafft, sich Zugang zu verschaffen! Dorothy ist unter den Qualen der Folter zusammen gebrochen. Sie haben sie halb tot zu uns zurückgebracht . Igor hat sie eben mit einer Silberkugel erlöst. Danach ist die Hölle über uns herein gebrochen! Es war ein regelrecht er Massenmord, was die VHA hier angerichtet hat. Nur fünf von uns sind übrig: Mindy, Max und Daniel, außerdem Igor und ich. Ein paar haben, glaube ich, mit Gene flüchten können, aber ich weiß nicht, wo sie sind. Ich hoffe, weit genug weg von diesem Massaker hier. Was sollen wir tun, Roy? Wir können hier nicht bleiben. Der Eingang wird bewacht, und ich bin sicher, dass sie mittlerweile die ganze Stadt bewachen. Wir können in keiner anderen Unterkunft untertauchen ohne zu fürchten, die VHA dann auch direkt dorthin zu führen.“
Roy rieb sich über das Gesicht und seufzte tief. Es war eine Katastrophe, dessen Ausmaß er nicht überblicken konnte. Sein Zuhause war enttarnt und verwüstet , seine Familie nahezu ausgelöscht. Zum zweiten Mal in seinem langem Vampirleben , nur dieses Mal in größerem Ausmaß .
Er zuckte zusammen, als sich plötzlich eine warme, menschliche Hand auf seine Schulter legte. „Mein Gott, Roy. Das ist schrecklich. Es tut mir so leid für dich.“ Emily musste schon eine Weile im Raum gestanden und zugehört haben, aber er war dankbar für ihre Nähe.
„Hör mir jetzt gut zu, Vincent. Du wirst persönlich Sorge dafür tragen, dass Mindy, Max und Daniel in Sicherheit gebracht werden. Es ist mir egal, wie, aber bring sie raus aus London. Bring sie so weit weg wie möglich, und wenn ihr dafür England verlassen müsst. Die drei müssen unbedingt beschützt werden, unter allen Umständen.
Igor soll alles retten, was in der Unterkunft noch zu retten ist. Möbel, Notvorräte, Bücher… völlig egal. Alles. Es gehört uns, und ich will nicht, dass die VHA noch etwas davon in die Finger kriegt. Benutzt den Geheimgang. Den haben sie garantiert nicht im Visier. Lasst alles irgendwo sicher einlagern, aber außerhalb von
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