Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
einfach nur unglaublich ekelhaft, das Zeug zu trinken! “
Es entstand eine kleine Pause, in der der Vampir offensichtlich überlegte, wie er die Frau vor sich am geschicktesten zu dieser Sache überredete.
„Emily, hör zu. Mein Blut überträgt keine menschlichen Krankheiten, denn ich bin kein Mensch. Was in meinem Blut fließt, ist meine Stärke, sind meine Fähigkeiten. Es würde dich eindeutig töten, wenn du zu viel davon trink st , weil dein Körper der Intensität der Kräfte nicht gewachsen wäre. Aber ein kleiner Schluck wird dich stark machen und wenn du Glück hast, sogar Wunden schneller heilen lassen. Für eine gewisse Zeit.“
Emily schüttelte noch immer den Kopf, doch ihr Gesichtsausdruck verriet deutlich, dass sie sich der Unausweichlichkeit bereits bewusst war. Roy trat noch einen Schritt näher an sie heran, bis er fast mit ihr zu verschmelzen schien, legt sanft seine Hände auf ihre Hüften und sagte sehr leise: „Das ist auch für mich nicht mal eben getan. Einen anderen von seinem Blut trinken zu lassen, ist für einen Vampir eine sehr persönliche Angelegenheit. Ich würde es dir nicht anbieten, wenn ich nicht…“
Er ließ seinen Satz unvollendet, und Emily war ihm sehr dankbar dafür. Sie fand, dass sie für die nächste Zeit genug Intimitäten ausgetauscht hatten . Auch wenn die junge Frau spürte , dass sie etwas für den Vampir empfand , sträubte sich alles in ihr dagegen. Er war eine Kreatur, die es eigentlich nicht geben durfte, und dass er trotzdem nie gekannte Gefühle in ihr geweckt hatte, machte Emily große Angst und ließ sie sich vor sich selbst erschrecken. Sie entdeckte eine Seite an sich selbst, die ihr bis jetzt unbekannt gewesen war. Es fühlte sich zugleich fremd und doch mehr nach ihr selbst an, als sie es je zuvor erlebt hatte, und das verwirrte Emily zutiefst und erschütterte sie bis ins Mark. Alles, was sie bislang über sich selbst zu wissen geglaubt hatte, schien sich zu verändern.
D ann fiel ihr plötzlich ein, dass sie vor nicht allzu langer Zeit bereits dabei gewesen war, zarte Gefühle für einen anderen Mann zu entwickeln, auch wenn dieser ihr noch längst nicht so nahe gestanden hatte wie Roy jetzt und er sie nicht in diesem Maße aus dem Gleichgewicht gebracht hatte : Stefan Eckkamp. Sie fand, es war nun an der Zeit, mehr über seine Todesumstände zu erfahren und schob den Vampir ein Stück weit von sich fort.
„Roy, hast du den deutschen Gast aus der Pension getötet?“
Der Vampir stutzte und sah sie fragend an. „Welchen Deutschen?“
„Kurz bevor ich in eure Unterkunft kam, hat man einen Mann, der in derselben Pension gewohnt hat wie ich, auf dem Highgate tot aufgefunden. Kaum verwundet, bis auf eine kleine Stelle am Hals… Sei bitte ehrlich: W arst du das?“
Erkennen blitzte in Roys Augen auf. „Ach den meinst du. Ich wusste nicht, dass er Deutscher war. Es spielt auch keine Rolle. Nein, ich hab ihn nicht getötet. Vincent hat dich für mich beschattet. Er hat euer nettes Beisammensein in d einem Zimmer beobachtet und gehört, dass der Mann zurückkommen wollte, um dir zu helfen. Das musste verhindert werden. Wenn du dich erinnerst: D amals hatte ich noch die Absicht, dich zu töten.“
Emily kochte vor Wut, und eine Welle der Trauer durchlief plötzlich ihren Körper und grub sich tief in ihren Magen . „ Es spielt sehr wohl eine Rolle! Und sein Name war Stefan Eckkamp, falls es dich interessiert! Er war charmant und er wollte mir helfen, weil ich ihn mehr oder weniger darum gebeten hatte! Warum musstet ihr ihn deswegen direkt töten? Er hatte doch gar nichts getan. Er war…“
„Du mochtest ihn, oder?“ Die Frage klang beißend.
Die junge Frau schnappte nach Luft . „ Was?“
Sie zögerte kurz und sah dann traurig zu Boden.
„ Ja, ich mochte ihn. Und ich hätte ihn gerne besser kennen gelernt.“
Da begriff sie plötzlich, dass Roy eifersüchtig war. Seine Augen glühten vor Eifersucht, und es gab ihr überraschenderweise ein gutes Gefühl. Sie wusste nun , d ass sie dem Vampir vertrauen konnte, zumindest, was ihr eigenes Leben anging . Er wollte sie, und er würde sie tatsächlich mit seinem Leben beschützen, wenn es sein musste.
„Roy, für Stefan ist es zu spät, das hat Vincent gründlich erledigt. Aber… ich möchte, dass du mir etwas versprichst.“
„Und das wäre?“ In seiner Stimme schwang Skepsis.
„Ich möchte, dass du mir versprichst, dass auf der Reise, die wir antreten und bei dem Krieg, in dem wir
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