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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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saugte einmal kräftig an Roys Vene. Er stöhnte auf, widerstand dem Drang, sie weiter trinken zu lassen, entzog ihr schnell seinen Arm und ließ die Wunden dank seiner Kräfte sofort heilen.
    Emily hingegen krümmte sich zunächst nach vorn, von fürchterlicher Übelkeit gepackt und versuchte, das krampfhafte Würgen, das sie ergriffen hatte, unter Kontrolle zu bringen. Blut zu trinken war etwas derart Widerwärtiges, dass sogar ihr als Autorin dafür die Worte fehlten. Da half auch der ungeheure Duft des Lebenssaftes nicht weiter.
    Sie spürte, wie sich Roys Kraft in ihr ausbreitete wie eine ätzende Säure. Ihr Magen schien zu verbrennen, ebenso wie ihr Herz, ihre Arme und ihre Beine , und sie schrie vor Schmerzen auf . Als die Energie schließlich ihr Gehirn erreichte, sah sie um sich herum nur noch Schwärze, bevor ihr Körper erschlaffte und nach hinten auf die weiche Decke sank.
    Roy hob sie sanft auf, legte sie richtig auf das Bett und deckte ihren zierliche n Körper vorsichtig zu, bevor er sich neben das Bett setzte, um ihre Ohnmacht zu bewachen.
    Als Emily aufwachte, war es bereits dunkel. Roy stand neben dem Bett und half ihr, sich aufzurichten. Eine Welle des Schwindels erfasste die junge Frau, doch er hielt sie sicher in seinem Arm, so dass sie nicht wieder in die Kissen zurückfiel.
    „Gib deinem Körper einen Moment, um sich daran zu gewöhnen.“
    „Woran?“ Jetzt erst nahm sie wahr, dass sie nicht in dem Bett lag, in dem sie die vergangenen Tage geschlafen hatte. Sie war noch immer in Roys Zimmer und erinnerte sich nun auch wieder daran, dass sie von ihm getrunken hatte.
    Wenn sie sich darauf konzentrierte, konnte sie die Veränderung spüren. Ihre Wahrnehmung war etwas schärfer als sonst. Ihre Seeschärfe hatte zugenommen, außerdem hörte sie etwas besser. Nur etwas. Und sie fühlte sich so fit wie seit Jahren nicht mehr , wenn man von dem Schwindel absah, der sich jedoch langsam legte . Sie hätte Bäume ausreißen können, doch am liebsten hätte sie sich sofort an ihren Schreibtisch gesetzt und zehn neue Romane hintereinander weg geschrieben. Die Ideen sprudelten geradezu durch ihren Kopf.
    „Wow. Das ist es also, was passiert.“
    „Ja. Fühlst du dich gut?“
    Emily lachte begeistert auf. „Gut? Ich fühle mich spitze! Ich hab mich seit Jahren nicht mehr so gut gefühlt! Ist vor dem Abflug noch ein großes Frühstück drin?“
    Roy schüttelte den Kopf und reichte ihr ihre Schuhe. „Ich fürchte nein. Dein Magen war mit meinem Blut so überfordert, dass du dich sofort übergeben würdest. Aber konzentrier dich mal auf deinen Körper. Verspürst du überhaupt Hunger?“
    Er hatte Recht. Aus Gewohnheit hätte Emily etwas gegessen, aber sie war eigentlich überhaupt nicht hungrig.
    „Eine kleine Nebenwirkung. Bist du soweit?“
    Emily nickte, hielt Roy aber impulsiv am Arm zurück, als er bereits in den Flur verschwinden wollte.
    „Roy , w arte. Ich…“ Er wartete geduldig darauf, dass sie weitersprach und sah ihr direkt in die Augen.
    „Ich habe etwas Angst. Was hast du denn jetzt vor? Wohin fliegen wir? Was erwartest du von mir?“
    Roy lächelte die Frau so zärtlich an, dass ihre Beine weich wurden, und strich sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken.
    „Du traust dich ganz alleine nach Sonnenuntergang auf den Friedhof, um einen Vampir in seiner Unterkunft zu besuchen, der dich umbringen will, hast aber Angst davor, nach London zurück zu fliegen, in eine Stadt, die du kennst und das auch noch, wo du jetzt nicht mehr alleine bist?“
    Emily antwortete nicht,  senkte nur den Blick.
    „Emily. Sieh mich an. Du bist nicht mehr alleine auf der Welt, in Ordnung? Solange ich bei dir bin, hast du keinen Grund, ängstlich zu sein.“
    Die junge Frau nickte schnell und g riff nach ihrer Tasche, um die Spannung aufzulösen, die einmal mehr zwischen ihnen entstand.
    „Lass uns gehen.“
    Sie sagte ihm nicht, dass sie seine Nähe intensiver wahrnahm als vor seiner Blutgabe , d ass ihr der Duft seines Blutes nicht mehr aus der Nase ging und sie den Augenblick herbei sehnte, in dem sie sich an ihm fest klammern konnte, um von ihm in die Luft empor getragen zu werden.
    Während er das Haus verriegelte, band Emily sich ihren Reisesack um, so dass er während des Flugs nicht verloren gehen konnte.
    „Bevor wir uns auf den Weg machen , möchte ich aber trotzdem wissen, was du eigentlich vorhast. Geheimniskrämerei ist ja schön und gut, aber ich weiß gerne, was auf mich zukommt. Da ich

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