Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
die Wirkung auf sich warten lassen würde, als sie plötzlich von heftigen Krämpfen geschüttelt wurde. Wie im Todeskampf wand sie sich auf dem Bett und schrie laut auf, als ihr das Herz in der Brust zu zerreißen schien.
Evelyn kam herein gerannt um sie bei der Verwandlung zu unterstützen, doch Roy jagte sie sofort wieder hinaus.
„Es ist meine Schuld und ich werde sie begleiten!“
Emily glaubte, wahnsinnig zu werden. Alles um sie herum schien sich zu verändern, nicht nur sie selbst. Ihr Herz schlug schneller als früher , und sie spürte jede Faser ihres Körpers überdeutlich. Das Licht im Raum veränderte sich und auch der Schall. Alles schien plötzlich klarer, deutlicher und lauter zu werden. Die Farben traten deutlicher hervor, und tausend neue Gerüche reizten die Nasenschleimhäute der junge n Vampirfrau. Ihr Zahnfleisch schmerzte, als wollte es bersten, und Emily hatte einen unglaublichen Appetit auf Blut. Sie hätte für einen Schluck des roten Saftes jedes Steak stehen lassen, was ihr selbst unglaublich vorkam.
D ann ließ der Schmerz plötzlich nach, und all die Eindrücke, die auf sie einprasselten, kamen zum Stehen, als sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
Emily wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, doch als sie die Augen aufschlug, war es tiefste Nacht, und Roy saß an ihrem Bett.
„Geht es dir besser?“
Emily nickte und blickte an sich herunter. Ihre Haut war blasser geworden, doch ansonsten schien sich nichts verändert zu haben.
„Ist es immer so schlimm?“
Ihr Lord nickte und half ihr hoch. „Und weil es so schlimm ist, gibt es einen Ehrenkodex unter Vampiren: B eißt man jemanden, lässt man ihn danach nicht allein. Man hilft ihm bei der Verwandlung, so gut man es vermag.“
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, bis Roy sich endlich traute, die Frage zu stellen, die ihm seit dem Augenblick im Wald auf der Seele lag.
„Bist du… sauer? Ich meine … ha ss t du mich jetzt dafür, dass ich dir das angetan habe?“
Emily schüttelte langsam den Kopf. „Nein , nicht wirklich . Im Endeffekt… war es meine Entscheidung. Vielleicht ist es so, wie es jetzt ist, besser als eine Gefangenschaft als Mensch. “ Sie wagte nicht, ihm zu sagen, dass sie sich sehr wohl darüber bewusst war, dass sie ihn hätte sterben lassen und frei sein können.
Ein langes Schweigen trat ein.
„Du hast das also… nur getan, um einer lebenslangen Gefangenschaft zu entgehen? Ich habe dir doch gesagt, dass du für mich keine Gefangene bist. Ich dachte, das wüsstest du inzwischen. “
Emily sah Roy fassungslos an und schüttelte dann beinahe belustigt den Kopf.
„Somit wäre bewiesen, dass Vampirmänner genauso dämlich sind wie menschliche. Oh man.“
Roy erwiderte ihren Blick verä r gert . „Wie darf ich das denn jetzt bitteschön verstehen?“
Gut , streiten war gut . Vielleicht war es leichter ihm die Tatsachen wütend entgegen zu schleudern, anstatt Gefühlsduselei zuzulassen .
„Ganz einfach: W enn du mich nicht gebissen hättest, wärst du da draußen gestorben, richtig? Und ich wäre allein gewesen. Allein im Einzugsbereich einer Großstadt, mit der Möglichkeit, schnell nach London zu kommen, an mein Geld, meine Sachen, ein Flugticket nach Hause… Und jetzt frag mich nochmal, warum ich das zugelassen hab e , du Esel.“
Sie wartete seine Reaktion nicht ab sondern stand auf und ging zu einem Spiegel an der Wand. Mit einiger Überraschung nahm sie ihr verändertes Spiegelbild zur Kenntnis.
Roy wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Hatte Emily ihm gerade eine Liebeserklärung gemacht? Zögernd st ellte er sich neben sie, außerhalb der Reichweite des Spiegels , und ließ seinen Blick zärtlich über ihr neues Erscheinungsbild gleiten .
Ihre langen, braunen Haare glänzten gesund , die Locken fielen, stärker gedreht als früher, bis zu ihren Brüsten hinunter. Ihre vormals schon eleganten Gesichtszüge hatten sich leicht verändert, um unauffällig den Anlagen der Fangzähne im Kiefer Platz zu machen, und wirkten nun beinahe überirdisch schön. Ihre Wimpern waren länger und voller, und ihre sinnlichen, vollen Lippen von einem verführerischen Rot. Ihre braunen Augen waren heller geworden und glänzten ihr nun bernsteinfarben aus dem Spiegel entgegen.
Da sie sich nun selbst besser gefiel als vorher, nahm Emily diese Veränderung mit Humor zur Kenntnis .
„Wow, ich brauche mich nie wieder zu schminken!“
Roy lachte befreit , was wie
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