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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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Donnergrollen von den Wänden widerhallte.
    Mit jeder Sekunde, in der sie kräftiger wurde, bekam sie mehr Spaß an ihrem neuen Dasein und vergaß den Schrecken der Verwandlung.
    „Werde ich vergessen, wer ich war?“
    Das Familienoberhaupt schüttelte energisch den Kopf. „Niemals. Ich habe dir doch von Dracula erzählt und von meiner Verwandlung. Man vergisst sein Leben niemals. Es rückt nur mit den Jahren in weite Ferne. Aber du hast einen Vorteil, den Vampire vor deiner Zeit nicht hatten.“
    „Und der wäre?“
    „Es gibt Sonnenschutz, der es dir von Zeit zu Zeit ermöglichen wird, die Sonne zu sehen und dich bei Tageslicht hinaus zu wagen. Wenn du es zu sehr vermisst.“
    Diese Aussicht ließ Emilys Laune weiter steigen und allmählich begann sie, sich beinahe wohl zu fühlen. Dennoch spürte sie sehr deutlich, dass sie nicht mehr die Frau war, die sie noch am Abend zuvor gekannt hatte , und das machte ihr noch etwas Angst.
    „Was wird sich noch verändern?“
    Roy wanderte im Zimmer auf und ab und betrachtete seine Schöpfung immer wieder voller Stolz und Zärtlichkeit .
    „Nun, du wirst Gefühle deutlich intensiver erleben. Wut, richtigen Zorn, Liebe, Trauer, Leidenschaft. Du wirst dich erst daran gewöhnen und es unter Kontrolle bringen müssen. Junge Vampire sind meistens launisch und kaum kontrollierbar, und dir wird es nicht viel anders gehen. Aber du wirst lernen, damit umzugehen. Ich helfe dir dabei.
    Außerdem werden andere die Veränderungen sehen. Wenn du wütend oder leidenschaftlich wirst, werden deine Fänge ausfahren und deine Augen werden glühen. Das wird deine Sicht schärfen , aber der Nachteil ist natürlich, dass es unmöglich wird, Wut oder Lust vor anderen zu verbergen .“
    Emily musste plötzlich daran denken, wie sie das Glühen der Augen bei ihrer Großtante zum ersten Mal gesehen hatte.
    „Edwina!“ Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie der Vampirfrau früher oder später mitteilen musste, was passiert war. Sie war immerhin ein Teil ihrer Familie. Zumindest in ihrem menschlichen Leben.
    „Roy, lösen sich verwandtschaftliche Verhältnisse wirklich auf, wenn man sich verwandelt?“
    Der Vampir nickte und sah ihr dabei fest in die Augen. „Genetisch bist du weder mit Gene, noch mit Edwina länger verwandt, wenn du das meinst. Aber eure menschliche Erinnerung bindet euch an einander. Durch meinen Biss gehörst du jetzt zu uns, zu Lumen Lacrimabundus . Wenn unsere Familie wieder vereint ist und du mit in die Unterkunft ziehst, werden wir das mit einem Blutritual besiegeln und du erhältst das Zeichen .“
    Emily nickte nachdenklich und zögerte, ehe sie fragte: „Und… wenn nicht?“
    „Wenn nicht… was?“
    „Edwina ist nicht in eure Unterkunft gezogen und auch in keine andere. Sie ist in ihrem Haus geblieben, und führt ein Leben, das wenigstens ein wenig angelehnt an ein menschliches ist. Sie hat an keinem Blutritual teilgenommen, oder?“
    Roys Blick verfinsterte sich. „Ich möchte nicht über Edwinas Entscheidung sprechen.“
    Er schien sich plötzlich von Emily zu entfernen und unnahbar zu werden, doch die frisch gebackene Vampirfrau wollte sich damit nicht zufrieden geben.
    „Roy, erklär es mir, bitte. Ich bin jetzt Teil eurer Welt, also hab ich auch ein Recht, diese Dinge zu erfahren. Vor allem, wenn es um meine Familie geht.“
    Er wandte sich wieder ihr zu und funkelte sie wütend an, hielt aber im selben Moment überrascht inne .
    „Was ist?“
    „Nichts, nur… daran, dass nun auch deine Augen rot glühen können, werde ich mich erst gewöhnen müssen.“
    Emily starrte ihn einen Moment lang an, bevor sie sich zurück zum Spiegel wandte und zutiefst erschrak. Die leichte Wut, die sie über seine Weigerung zur Auskunft empfand, hatte das Bernstein ihrer Augen, das sowieso noch neu für sie war, in einen rötlichen Ton verwandelt, und ihre Pupille war zu einem kleinen Schlitz geworden. Als sie mit der Zunge über ihr Zahnfleisch glitt, konnte sie die halb ausgefahrenen Fangzähne spüren. Es tat schon viel weniger weh als beim ersten Mal, sie spürte sie kaum noch.
    „Wow. Daran werde ich mich gewöhnen müssen. Aber zurück zur Sache. Also, wie war das mit Edwina?“
    Roy gab sich geschlagen. Diese Frau war anscheinend genauso dickköpfig wie er selbst . Besser, er arrangierte sich von Anfang an damit.
    „Also schön. Dass ich Edwina nicht im Rausch der Rache getötet habe, liegt nur daran, dass sie sich so verteufelt gewehrt hat. Es hat fast Spaß

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