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Der Tag mit Tiger - Roman

Der Tag mit Tiger - Roman

Titel: Der Tag mit Tiger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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von ihm. Anschließend musste er sich nur noch Gesicht und Pfoten selber ablecken.
    Gesättigt und voller Tatendurst verließen sie anschließend das Haus wieder, und Anne lernte einen neuen Schleichweg zwischen den Grundstücken kennen. Dieser Weg führte sie durch die blühenden Gärten der Nachbarschaft zu dem Haus der ghanaischen Familie.

Besuch bei den Mazindes
    George Mazinde arbeitete bereits seit zehn Jahren als Ingenieur in Deutschland. Er war zufrieden mit seiner Arbeit, hatte sich erfolgreich zum Abteilungsleiter hochgearbeitet undwurde von den Kollegen und Bekannten geschätzt. Seine Frau Elly hatte in der ersten Zeit einige Eingewöhnungsprobleme und tat sich noch immer ausgesprochen schwer mit der deutschen Sprache. Ihre Kinder hatten diese Schwierigkeiten nicht und hatten zu der Gemeinschaft der Dorfkinder schnell Zugang gefunden, da sie fröhliche und gutmütige Kameraden waren. In der Schule wurden sie eher neugierig als ablehnend empfangen und hatten bald den Anschluss an ihre Klassen gefunden. Jenny, die Jüngste, ging noch nicht zur Schule. Sie war erst fünf Jahre alt. Benny war zwei Jahre älter und der Wirbelwind der Familie, die beiden älteren, Joanna und Eddy, waren zehn und zwölf Jahre alt.
    An diesem frühen Abend war die ganze Familie im Garten versammelt und ging unterschiedlichen Beschäftigungen nach. Eddy baute zusammen mit seinem Vater einen größeren Stall für das Kaninchen Fred, und Joanna half ihrer Mutter beim Umtopfen einiger Zimmerpflanzen. Die beiden Kleinen tobten unter Gelächter und Gequietsche auf der Schaukel herum, die aus einem alten Autoreifen und ein paar Metern Seil hergestellt war und an einem starken Ast der alten Buche hin und her schwang.
    Zu dieser Gruppe führte Nina ihre beiden Begleiter. Tiger, misstrauisch wie es seine Art war, fragte sie, ob das denn wirklich notwendig sei, sich unter so viele Menschen zu mischen.
    »Du weißt doch, wie ich zu Kindern stehe; die kurbeln einen am Schwanz, schleppen einen ständig durch die Gegend, und andauernd muss man aufpassen, dass sie einen nicht in die Regentonne werfen.«
    »Du hast schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht?«, vermutete Anne. Es kam jedoch zu keiner Antwort, weil Jenny sie entdeckt hatte.
    »Oh, Katze, Mieze, miau, miau, miau«, versuchte das Mädchen sich ihnen verständlich zu machen.
    Mutig und mit aufgerichtetem Schwanz ging Nina auf sie zu und wurde sofort von den dunklen Ärmchen umfangen. Jenny hob sie unter Aufbietung alle Kräfte hoch und schleppte sie wie einen nassen Lappen zu ihrer Mutter. Elly war eine sehr tierliebe Frau und mahnte ihre Jüngste, die Katze doch wieder auf den Boden zu stellen. Nina war den Mazindes schon öfter begegnet und wusste, dass sie ihnen trauen konnte. Sie strich einmal maunzend um Ellys bloße Beine, um sich ein Streicheln abzuholen.
    »Nein, nein, Katze, ich schmutzige Hände, sieh«, entschuldigte Elly sich und zeigte ihr die mit Erde verschmierten Finger. »Du sonst baden, ja?«
    Nina war dem Argument zugänglich und schaute sich interessiert die herumliegenden Blumentöpfe und Pflanzen an. Versuchsweise knabberte sie an einem Büschel Petersilie und an einem Blättchen Pfefferminze. Beides kam ihrem verwöhnten Geschmack jedoch nicht entgegen.
    Inzwischen hatte Benny die beiden anderen Katzen entdeckt und kam auf sie zu. Blitzschnell war Tiger verschwunden, und Anne stand alleine auf der Wiese.
    »Ich habe auch eine«, triumphierte der Junge, und ehe sie sich’s versah, wurde Anne hochgehoben und zur Schaukel geschleppt.
    »Mieze möchte auch schaukeln«, schlug Benny ihr mit fröhlichem Lachen vor und schwang sich, sie in einem Arm haltend, wie ein kleines Äffchen auf den Autoreifen und begann, wild hin und her zu schwingen.
    Anne schloss die Augen, jedoch nicht vor Genuss.
    »Oh, lass es vorbei sein, lass es nur bald vorbei sein! Oh, oh, oh«, flehte sie, was als leises Jammermaunzen aus ihrer Kehle kam.
    Benny wollte ihr nicht mit Absicht wehtun, doch er hielt sie ziemlich fest, damit sie beim Schwungholen nicht aus seinem Arm rutschte, und drückte ihr dabei den Brustkorb zusammen. Anne litt stumm, und erst Elly rettete sie. Sie verwies Benny scharf. Er gehorchte, bremste seinen Schwung und hopste von der Schaukel. Seine Mutter nahm ihm die halb bewusstlose Anne ab und trug sie zu einem der Gartenstühle. Dort setzte sie sich nieder, hob Anne auf ihren Schoß und streichelte sie trotz ihrer schmutzigen Hände. Die sanfte Berührung beruhigte die

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