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Der Tag mit Tiger - Roman

Der Tag mit Tiger - Roman

Titel: Der Tag mit Tiger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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eilte über dem Boden in ein neues Versteck.
    Nina hinterher!
    Anne hatte Spinnen noch nie besonders viel abgewinnen können und inspizierte daher die weiteren Räume. Es war dunkel, aber die geringe Helligkeit, die aus den Lichtschächten hereinfiel, reichte ihren katzenhaft lichtempfindlichen Augen aus. Von draußen hörte sie die Unterhaltung der Erwachsenen mit ihren Kindern, drinnen vermeinte sie das Quieken und Huschen von Mäusen zu vernehmen, und in der Ferne schlug die Kirchturmuhr sieben Mal. Eines der Kellerfenster stand offen. Mit einem Satz war Anne oben und hindurch. Feuchtes Laub lag am Boden des Lichtschachtes, der zwar mit Betonsteinen eingefasst, aber nicht mit einem Gitter abgedeckt war. Auf der Umrandung hingen die leuchtendroten Blüten der Geranien aus zahlreichen Töpfen.
    Anne stellte sich auf die Hinterbeine, stützte sich auf dem Rand ab und versuchte, sich zu orientieren. Ja, hier musste sie hinter dem Haus sein, die Garagenmauer warf ihren Schatten auf die Wand. Möglichst angemessen dosierte sie ihre Kraft – das hatte sie inzwischen im Griff – und sprang aus dem Lichtschacht. Auch die Landung gelang ihr diesmal gut. Sie stand auf dem gepflasterten Pfad, der um das Haus führte und neben ihr in eine abwärts gehende Treppe mündete. Diese Treppeendete, wie sie ausprobierte, vor einer Tür, die offensichtlich einen zweiten Zugang zum Haus durch den Keller ermöglichte. Das war vielleicht für die Bewohner nützlich, aber Anne fand es hier langweilig und zu kühl im Abendschatten. Sie sprang die Treppenstufen mit Elan wieder hinauf, wobei sie nur einmal ausglitt und drei Stufen abwärts rutschte, und folgte dem Pfad um das Haus. Hier traf sie dann auch Tiger wieder, der sich offensichtlich im Gespräch mit dem zahmen Kaninchen Fred befand. Sie gesellte sich zu den beiden, und Fred musterte sie mit ängstlichen, schwarz glänzenden Augen. Seine Nase zuckte nervös.
    »Keine Hektik, Fred, das ist nur Anne. Sie begleitet mich heute auf der Runde«, versuchte Tiger ihn zu beruhigen.
    Fred mümmelte etwas von »Hallo und so« und zog sich dann ein Stückchen weiter unter seinem Busch zurück, um verlegen an einem Grashalm zu knabbern.
    »Mann, Fred, du bist eine trübe Tasse. Irgendwann landest du noch mal im Kochtopf deiner Familie.«
    Fred zuckte zusammen. »Sag doch so was nicht. Glaubst du, die machen das?«
    Anne mischte sich ein, bevor Tiger in seinem anerkannten Charme das arme Kaninchen noch weiter verunsicherte.
    »Tiger hat nur Spaß gemacht, Fred. Beruhige dich wieder! Elly ist viel zu nett, um aus dir einen falschen Hasen zu machen.«
    »O Gott, o Gott, o Gott«, entfuhr es Fred, aber da hatte sich Anne schon abgewandt und sagte zu Tiger: »Wir sollten Nina suchen gehen. Als ich sie das letzte Mal sah, verfolgte sie eine Monsterspinne im Keller. Wer weiß, wer da die Stärkere ist.«
    Gemeinsam trollten sie sich in Richtung Terrasse, als Nina auch schon wieder auftauchte. Mazindes hatten ihre Gartenarbeitenin der Zwischenzeit erledigt, und die Eltern waren mit Jenny und Benny im Haus verschwunden. Joanna und Eddy hatten die Erlaubnis erhalten, noch eine Stunde bis zum Dunkelwerden mit ihren Fahrrädern durchs Dorf zu ziehen.

Besuch bei Christian
    Nina schlug vor, man solle jetzt Christian einen Besuch abstatten, der um diese Zeit bestimmt zu Hause sei und Gesellschaft brauche. Christians Wohnung lag im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses und besaß einen Balkon zum Garten hin. Um Nina das ungehinderte Ein- und Ausgehen zu ermöglichen, hatte er eine schmale Laufplanke vom Garten bis zur Balkonbrüstung angebracht. Über diese Planke kletterten die drei Katzen hoch und saßen dann auf dem Fliesenboden vor der Glastür.
    Es bedurfte nur eines kleinen Maunzers von Nina, und die Balkontür wurde geöffnet. Christian schaute etwas verblüfft auf die Versammlung und bemerkte dann: »Na, Nina, hast du deine Freunde heute mitgebracht? Dich kenne ich doch, du bist Tiger.« Tiger hielt sich vornehm zurück, als Christian ihm über den Kopf fuhr. »Schön, dass es dir wieder gut geht«, sagte er dazu.
    Diese Bemerkung irritierte Anne kurz. Tiger ging es doch ausgesprochen gut, fand sie, doch dann wandte sich Christian ihr zu und strich auch ihr über den Kopf. Es gefiel ihr ausnehmend gut.
    »Diese hübsche kleine Katze habe ich noch nie gesehen. Na, dann kommt herein! Irgendeinen Leckerbissen werde ich schon für euch finden.«
    Christian hatte gerade begonnen, die Zutaten für sein

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