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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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veränderte sich nur seine Haut, nach kurzer Zeit sah sie aus wie grau gesprenkelter Granit. Dann veränderte sich der Körper des Jungen, seine Umrisse wurden gröber und gröber, bis nur noch ein viereckiger Steinquader von Steju übrig war. Die Zuschauer seufzten auf, als sich die Umrisse des steinernen Blockes auflösten, bis schließlich auch die letzte schwache Kontur verschwunden war. Steju, der Steinjunge, war einfach weg! Wo war er geblieben? Wie jedes Mal stürmten auch heute einige besonders neugierige Zuschauer in die Manege, um nach einer Falltür zu suchen. Ja, sie schauten sogar hinter den Kulissen, um nach Steju zu suchen. Monsieur Pilori kannte das schon, aber es brachte ihn trotzdem jedes Mal in Rage: »Ah, non, non, non, was habe ich bloß für ungezogene Zuschauer!«, schrie er wütend und scheuchte die Neugierigen wie eine flatternde Hühnerschar zurück auf ihre Plätze.
    Graf Gregorio und Yasha waren fasziniert! Wie funktionierte dieser Zaubertrick? Das wollten die beiden unbedingt herausfinden. Nach der Aufführung schlenderten sie zu Monsieur Piloris Wohnwagen und löcherten ihn mit Fragen. Aber der Zirkusdirektor grinste nur und sagte: »Künstlergeheimnis! Das muss jeder, auch der Steju, geheim halten!« Dabei strahlten seine dunkelbraunen Augen verschmitzt. Bevor Graf Gregorio und Yasha Luft geholt hatten, um weitere Fragen zu stellen, geschah etwas Unerwartetes.
    Die Bärin erhob sich
    weinend von ihrem
    Riesensessel, warf sich zu Boden und wälzte sich heulend hin und her. Entsetzt eilten Monsieur Pilori und die Zirkusleute zu ihr, um zu sehen, was passiert war. Die Bärin war nicht zu trösten und heulte immer lauter. Da flüsterte der Zwerg Monsieur Pilori etwas zu. Weil der Zwerg Monsieur Pilori nur bis zu seinen Knien reichte und sehr laut flüstern musste, verstanden auch Graf Gregorio und Yasha, was er sagte: »Steju ist weg! Sie heult wegen des Steinjungen, denn sie liebt ihn. Heute früh ist er für immer weggegangen!« »Ah, non! Quel malheur! Der Steinjunge ist weg?«, schrie Monsieur Pilori entsetzt und rannte wie von Sinnen zum Wohnwagen des Jungen, der neben einem Apfelbaum stand. Monsieur Pilori riss die Tür auf: leer! »Steju, Steju!«, jammerte er laut. »Warum, warum, mon dieu, hast du mir das angetan? Mein kleiner Steju! Ich war doch immer so lieb zu dir! Aiyaiyaiy!« Der riesige Mann fing an zu heulen. Die Tränen tropften in Sturzbächen auf seinen riesigen Schnurrbart. Es war herzzerreißend. Alle, die nicht bei der Bärin waren, bemühten sich nun, den verzweifelten Zirkusdirektor zu trösten! Als Monsieur Pilori sich ein wenig beruhigte, erzählte er Graf Gregorio und Yasha von Steju: »Vor vier Monaten war ich mit meinem Zirkus in Marseille. Es war ein kalter, regnerischer Vormittag, da erschien plötzlich ein Junge. Er hatte gehört, dass ich mit meinem Zirkus nach Budapest reisen würde und wollte sich uns anschließen. Er führte mir viele Zaubertricks vor, auch den mit dem Stein. Ich war begeistert und engagierte Steju sofort. Er war ein seltsamer Junge. Leider verstand ich kaum, was er sagte, denn er sprach halb Portugiesisch, halb Ungarisch.«
    Monsieur Pilori unterbrach seinen Bericht, um sich die Nase mit einem rotweiß karier-ten Taschentuch zu putzen, das so groß war wie die Tischdecke, die Yashas Ziehmutter immer sonntags auf den Esstisch legte. Verstohlen wischte Monsieur Pilori die Tränen aus seinem tropfnassen Bart und glättete die zerdrückten lila Schleifchen, bevor er weiter berichtete.
    »Eines Abends
    kam Steju zu mir und
    erzählte eine wahrhaft erstaunliche Geschichte: In Brasilien hatte Steju zusammen mit dem Zauberer Dvorach und seiner Frau Clara eine Passage auf einem Dampfer gebucht. Sie wollten bis zum Hafen von Rijeka in Kroatien fahren. Auf dem Landweg sollte es weiter bis Budapest gehen. Der Kapitän des Frachters war ein übler, geldgieriger Zeitgenosse, er behandelte die Besatzung sehr schlecht. Der einzige Lichtblick für die Matrosen war das Zaubererehepaar. Es dauerte nicht lange, bis der Zauberer Dvorach und seine Frau Clara herausgefunden hatten, warum die Stimmung der Mannschaft so schlecht war. Der Magier versuchte, die Matrosen mit Liedern, Geschichten und Zaubertricks ein bisschen aufzuheitern. Von ihm lernte Steju einige Zaubertricks, auch den mit der Verwandlung in einen Stein. Fast wäre es dem Ehepaar Dvorach gelungen, die Stimmung der Besatzung im Gleichgewicht zu halten. Aber dann geschah etwas Furchtbares.
    Der

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