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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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blau, das andere braun. Das Tier hatte er hier noch nie gesehen. Es war richtig unheimlich! Wenn die Bärin den schwer verletzten Steju nicht zu mir in meinen Wohnwagen gebracht hätte, er wäre sicher gestorben.
    Zum Glück
    wurde er wieder
    gesund. Nur sein Gedächtnis, das hatte er verloren. Er konnte sich an nichts erinnern und verlief sich immer wieder. Doch die Bärin fand ihn jedes Mal, denn sie liebt ihn! Ja, das war’s!«, sagte Monsieur Pilori und fing wieder an zu weinen.
    Trösten konnten Graf Gregorio und Yasha ihn nicht. Und so verabschiedeten sie sich von ihm. Da rief ihnen Monsieur Pilori hinterher: »He, wartet! Noch etwas! Der Zwerg, ihr wisst doch, der mit dem Zylinder, er versucht seit Jahren mit irgendwelchen Heilkräutern zu wachsen. Und hier in Budapest muss es eine Heilerin geben, zu der er jeden Tag hingeht, in der Hoffnung, sie könne ihm helfen. Er hat auch Steju dort hingebracht, damit er sein Gedächtnis wiederfindet. Vielleicht solltet ihr den Zwerg fragen!« Aber die beiden Freunde brauchten niemanden zu fragen, denn sie wussten, wen Monsieur Pilori meinte, und eilten zu Panna in die Praxis. »Ja«, sagte Panna, »der Junge ist heute bei mir gewesen. Der Zwerg brachte ihn mit. Ich sollte ihn heilen, denn er litt nach einem Unfall an Gedächtnisschwund und konnte sich an nichts erinnern. Er wiederholte immerfort: ›Dampfer – Cabeluda – Brasilien.‹ Als Steju das wieder und wieder sagte, dachte ich, es wäre gut, wenn er dort hinfährt. Vielleicht würde er dann sein Gedächtnis wiederfinden. Geld für die weite Reise hatte der Junge reichlich. Wir fanden Cabeluda auf der Landkarte. Die Insel gehört zur Inselgruppe Fernando de Noronha und liegt östlich vom brasilianischen Festland im Atlantik. Androsh gab Steju die Landkarte mit.« »Und?«, fragte Yasha. »Wo ist Steju jetzt?« »Unterwegs hoffentlich!«, lachte Panna. »Das wird seine Rettung sein, denn mit meiner Heilkunde konnte ich ihm nicht helfen. Aber sag mir bitte, warum interessiert euch dieser Junge so?«
    »Steju ist der kleine
    Wasserträger,
    den ich in der Diamantmine in Brasilien getroffen habe. Er ist zusammen mit meinen Eltern geflohen. Panna, ich muss ihn unbedingt finden! Steju könnte wissen, wo meine Eltern sind!«, platzte es aus Yasha heraus. Resolut schob Panna Yasha und Graf Gregorio in ihr Arzneizimmer. In dem kleinen, hellen Raum duftete es intensiv nach Kräutern. An der Decke hingen Pflanzenbündel zum Trocknen. Auf dem Arbeitstisch lagen Huflattichblüten und Thymianzweige, die Panna zu Hustensaft verarbeiten wollte.
    Yasha ließ sich auf einen Stuhl fallen und zerbröselte geistesabwesend den getrockneten Thymian. Also fasste Graf Gregorio die Neuigkeiten, die sie von Monsieur Pilori erfahren hatten, für Panna zusammen: Yashas Eltern waren mit Steju aus der Diamantmine von Rondônia geflohen. Der brasilianische Dampfer, der die drei in Richtung Ungarn bringen sollte, war vor Cabeluda gesunken. Yashas Eltern und Steju konnten sich auf die Insel retten, aber der Laszlo Dvorach hatte sich in einen Stein verwandelt. Nur Yasha und der steinerne Schmetterling würden ihm helfen können, sich in seine menschliche Gestalt zurückzuverwandeln.
    Und als ob das
    nicht schlimm genug wäre, war Olav Zürban Yasha dicht auf der Spur. In Wien, im Zirkus Pilori, hatte er als kleiner weißer Hund, getarnt mit einem rosa Tüllröckchen, Steju vom Hochseil gerissen. So hatte der Schwarzmagier verhindert, dass Steju Yasha die Nachricht seiner Mutter überbringen konnte. Panna zog unbehaglich die Schultern hoch: Olav Zürban war eine schreckliche Bedrohung für Yasha. Gereizt riss sie dem Jungen den Thymianzweig aus der Hand. »Lass das und hör zu!«, zischte sie nervös. Panna und Graf Gregorio wussten genau, dass Yasha in Gedanken schon unterwegs war, um seinen Vater zu retten. Aber ihm musste hier und jetzt klar gemacht werden, was für eine furchtbare
    Gefahr von Olav Zürban ausging. Sicher, der Schwarzmagier würde Yasha weder töten noch verletzen wollen. Das lag nicht in seinem Interesse. Er brauchte den Jungen lebend. Wenn Yasha dem Schwarzmagier in die Hände fiel, würde er sein Ich verlieren. Mit der Zeit würde Olav Zürban alles Gute in ihm töten, um Platz für das Böse zu schaffen. Und bald gäbe es keinen Yasha mehr, nur noch eine leere Hülle, angefüllt mit dem bösartigen Wesen Olav Zürbans. »So, jetzt weißt du ganz genau, warum du den Talisman immer bei dir tragen sollst!«, beendete Panna

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