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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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am Ärmel abwischte, zwei Streichholzbriefchen, die paar Dollar und das bisschen Kleingeld, das er noch besaß – insgesamt sechs Dollar und zweiundvierzig Cents –, den Schlüssel zu Zimmer 407 des Alhambra Inn and Gardens. Er schloss die Finger um die drei Dinge, die er zu behalten gedachte. »Meinen Rucksack wollt ihr wohl auch«, sagte er.
    »Natürlich, du jämmerlicher Furz«, fuhr Singer ihn an, »natürlich wollen wir deinen Rucksack, aber zuerst wollen wir das, was du da zu verstecken versuchst. Her damit – und zwar schnell.«
    Widerstrebend holte Jack Speedys Gitarren-Plektron, die Murmel des Teppichhändlers und das große Wagenrad des Silberdollars aus der Tasche und legte sie auf das Taschentuch. »Das sind nur Glücksbringer.«
    Singer griff nach dem Plektron. »He, was ist das? Ich will wissen, was das ist!«
    »Ein Plektron.«
    »So?« Singer drehte es zwischen den Fingern, roch daran. Wenn er hineingebissen hätte, hätte Jack ihm ins Gesicht geschlagen. »Ein Plektron? Sagst du die Wahrheit?«
    »Ein Freund hat es mir gegeben«, sagte Jack und fühlte sich plötzlich einsamer und verlorener denn je. Er dachte an Snowball auf dem Gehsteig vor dem Einkaufszentrum, der ihn mit Speedys Augen angesehen hatte, der auf eine Art, die Jack nicht begriff, tatsächlich Speedy Parker gewesen war. Dessen Namen er gerade als seinen eigenen angenommen hatte.
    »Hat er bestimmt gestohlen«, sagte Singer in den Raum hinein und ließ das Plektron wieder neben die Münze und die Murmel auf das Taschentuch fallen. »Und jetzt den Rucksack.« Als Jack den Rucksack von den Schultern genommen und ausgehändigt hatte, wühlte ihn Singer mehrere Minuten lang mit wachsendem Abscheu und wachsender Enttäuschung durch. Der Abscheu wurde ausgelöst durch den Zustand, in dem sich Jacks wenige noch vorhandenen Kleidungsstücke befanden, die Enttäuschung, weil aus dem Rucksack keinerlei Drogen zum Vorschein kamen.
    Speedy, wo bist du jetzt?
    »Nichts zu finden«, beschwerte sich Singer. »Sollen wir eine Leibesvisitation vornehmen?«
    Gardener schüttelte den Kopf. »Sehen wir erst einmal zu, was wir von Mr. Wolf erfahren.«
    Bast schob sich noch näher an Wolf heran. Singer sagte: »Also?«
    »Er hat nichts in seinen Taschen«, sagte Jack.
    »Ich will diese Taschen leer sehen! LEER!« brüllte Singer. »AUF DEN TISCH DAMIT!«
    Wolf senkte das Kinn auf die Brust und hielt die Augen krampfhaft geschlossen.
    »Du hast doch nichts in den Taschen, oder?« fragte Jack.
    Wolf nickte einmal, ganz langsam.
    »Er hält etwas zurück! Der Dämel hält etwas zurück!« kreischte Singer. »Los, du schwachköpfiger Idiot, hol das Zeug raus, auf den Tisch damit.« Er schlug zweimal scharf die Hände zusammen. »Dass Williams nicht auf die Idee gekommen ist, sie zu durchsuchen! Und Fairchild auch nicht! Einfach unglaublich – wie kann man nur so blöd sein.«
    Bast schob sein Gesicht an das von Wolf heran und fauchte: »Wenn du nicht schleunigst die Taschen ausleerst, reiße ich dir das Gesicht herunter.«
    Jack sagte sanft: »Tu es, Wolf.«
    Wolf stöhnte. Dann zog er die geballte rechte Hand aus der Tasche seines Overalls. Er beugte sich über den Schreibtisch, hielt die Hand darüber und öffnete die Finger. Drei Streichhölzer und zwei kleine, vom Wasser glatt geschliffene Steine, marmoriert und gestreift und bunt, fielen auf das Leder. Als er die linke Hand öffnete, rollten zwei weitere hübsche Steinchen neben die anderen.
    »Pillen!« Singer grabschte danach.
    »Tu nicht, als wärest du ein Idiot, Sonny«, sagte Gardener.
    »Deinetwegen habe ich dagestanden wie ein Trottel«, sagte Singer leise, aber wütend zu Jack, als sie die Treppe zu den oberen Stockwerken hinaufstiegen. Auf den Stufen lag ein schäbiger Teppich mit Rosenmuster. Nur die Haupträume im Erdgeschoß des Sunlight-Bibelheims waren gut ausgestattet, aufgeputzt – der Rest sah heruntergekommen und verwahrlost aus. »Das wird dir noch leid tun, das versichere ich dir – hier macht niemand Sonny Singer lächerlich. Ich bin es, der dafür sorgt, dass hier alles läuft, ihr Schwachköpfe. Himmel!« Er näherte sein schmales, brennendes Gesicht dem von Jack. »Das war wirklich ein tolles Ding, das ihr euch unten geleistet habt – der Dämlack und seine Scheißsteine. Es wird lange dauern, bis ihr das hinter euch habt.«
    »Keine Ahnung, dass er etwas in den Taschen hatte«, sagte Jack.
    Einen Schritt vor Jack und Wolf blieb Singer unvermittelt stehen. Seine Augen

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