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Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Titel: Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Feuchtenbeiner
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Verhalten des Jünglings nicht weiter zu wundern.
    Dieser zog alle Register seines Könnens, er überschüttete Hermann förmlich mit Liebenswürdigkeiten, und im Grunde tat er nichts anderes als sich ihm anzudienen: Er machte ihm den Hof. Hermine kaute nervös auf ihren Lippen herum und konnte ihre innere Anspannung nur schwerlich verbergen. Jetzt sollte sie sein Glied sehen! In den prächtigsten, quälendsten Farben malte sie sich aus, wie der schlaffe weiße Wurm zu kraftvollem Leben erwacht sei, wie er stolz hervorragte und verlangend gegen die Mauern seines Hosengefängnisses drückte. Eine wahre Männerzier, doch nicht für sie. Sie hätte weinen können.
    Die Arme!
    Alle anderen beteiligten sich lebhaft am fröhlichen Plausch. Entzückend, welche Früchtchen der Baron nun kennenlernte: Fräulein von W. etwa, die üppig gebaute Tochter eines Gelehrten an der Universität, wirkte voll der Lebensfreude und war nun gar kein Kind von Traurigkeit. Wie sie ihre vollen, roten Lippen schürzte und die Blicke aus ihren schwanzgeilen Augen dazu – man musste wirklich nicht viel verstehen, um ihre Gedanken erraten zu können. Anita, die Rechtsanwaltstochter, und ihre Cousine, die Tochter des Bankiers, erkannte er sofort – ihre Bilder waren in Johanns Album zu sehen gewesen. Neben letzterer saß ein süßer Fratz von gerade mal sechzehn Jahren: Eveline S., die trotz ihrer zarten Jugend bereits über ansehnliche Rundungen verfügte und, da sie nun mal Teil dieser Gesellschaft war, wohl auch bereits den einen oder anderen Schwengel in sich hatte spüren dürfen. Dieses Wissen bildete einen überaus aparten Gegensatz zu ihrem elfenhaften Äußeren – sie trug sogar noch die kurze Kleidung der Kinder. Wie sie sprach und aufgeregt auf dem Stuhl wetzte, ihr immerfort lachendes Mündchen – ein Backfisch, wie er sich süßer kaum vorstellen ließ, und zugleich mit einer Geilheit gesegnet, die weit älteren Frauen oft noch versagt bleibt.
    Hermann wandte seine diskret forschenden Blicke ans andere Ende der Tafel: Frau von Büstenvoll kannte er schon; sie hatte durchaus ihre Reize. Brunhilde (oder kurz Hilde, wie sie ihm mit einem vielsagenden Augenaufschlag zu verstehen gegeben hatte) gefiel ihm außerordentlich – beinahe so gut wie ihre Tochter Hermine. Eine reifes Vollweib, an den richtigen Stellen bestens ausgestattet, was sie mit einem besonders tiefen Ausschnitt auch ausgezeichnet zur Geltung zu bringen verstand. Der wogende Busenansatz lud förmlich dazu ein, in ihre Reize einzutauchen – und sei es auch nur mit Blicken.
    Almuth hatte nicht zu viel versprochen – der attraktive Baron war der gesamten Runde ausnehmend sympathisch. Und so dauerte es nur eine Weile, bis die Gastgeberin auf den großen Ball der nächsten Woche zu sprechen kam. Ob Hermann denn bereits davon wisse? Er verneinte und erntete ein geheimnisvolles Lächeln derer von Büstenvoll.
    „Mein lieber Baron“, setzte sie in verführerischem Tonfall an, „ihr müsst wissen, dies wird beileibe kein Ball wie jeder andere, sondern etwas ganz Besonders, sehr Originelles. Der Komiteeobmann, Herr Analfisti, wird die Einladungen ausschicken, und die Balltoilette, die für diesen Abend vorgesehen ist, könnte man als … abstrakt bezeichnen.“
    Ein verhaltenes Kichern der Damen belohnte sie für dieses Bonmot.
    „Und alle, die ihr hier seht, werden kommen!“, platzte die blutjunge Eveline S. heraus. „Meine Mama hat es mir bereits gestattet; und mein Papa wird an diesem Tag verreisen.“
    „Ich darf mich Hermines Mutter anschließen“, ließ sich Fräulein Heidelinde von C. vernehmen, die zarte, blonde Tochter eines Regierungsrates.
    Die reizvolle Bankierstochter fügte hinzu: „Auch die beiden Gewitz haben ihr Kommen zugesagt. Sind Sie Ihnen bekannt, Herr Baron?“
    „Gewiss doch, verehrtes Fräulein, und mehr als das – ich bin verwandt mit den Damen, ein Vetter um genau zu sein.“
    „Wie bestens sich dies alles fügt“, äußerte die Büstenvoll. „Darf ich – dürfen wir – dann davon ausgehen, dass auch Sie uns mit ihrer Anwesenheit beim Ball beglücken werden?“
    „Wenn es denn gestattet ist?“, meinte der Baron in Befolgung der Etiketteregeln.
    Die Antwort bestand in einem vielstimmigen „Aber gewiss doch!“, „Hurrah, der Baron kommt auch!“, „Wunderbar, wie wunderbar!“ und ähnlichen begeistert zustimmenden Ausrufen.
    Nun, da dies zur Zufriedenheit aller (mit Ausnahme des Geistlichen, an den schon die längste Zeit niemand

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