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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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wollte dem Missetäter eine letzte Gelegenheit einräumen und schob das rostige Tor weit auf. Zwar hatte er erwartet, dass die Angeln quietschen würden, doch in der unterirdischen Stille kreischten sie wie ein Schwein bei der Schlachtung, sodass er vor Schreck zusammenzuckte.
    Das Schnarchen des Wächters setzte aus … er schnaubte ein paar Mal … und schnarchte weiter.
Das war einfach lächerlich! Radu schlief fast schon im Stehen ein und könnte sich glücklich schätzen, wenn ihnen zwei Stunden auf der Strohmatratze vergönnt sein würden, ehe er einen Bericht verfassen, zu Waffenübungen antreten oder zu sonstigen Folterungen erscheinen musste, die seine Vorgesetzten für ihn ersannen. Mit schwingender Laterne marschierte er in den Kerker. Die erste feste Tür war mit A 1 beschriftet. Folglich war Samuil ein Kerkermeister, kein Gefangener, und seine Tür musste auf dieser Seite sein …
3 … 4 … Ein dreifaches donnergleiches Klopfen auf dieses Holz sollte dem schlafenden Wächter einen Herzanfall bescheren.
»Bruder!«
Radu wirbelte herum und ließ beinahe die Laterne fallen. Von irgendwo kannte er diese Stimme. Nur ein Verlies war besetzt, und der Gefangene stand unmittelbar am Gitter, umklammerte die Stäbe und spähte heraus. Radu ging zu ihm hinüber, und einen Lidschlag lang starrten die beiden einander schweigend an. Gesichter waren in Vamky ein seltener Anblick, und dieses Gesicht an diesem Ort überstieg jede Vorstellungskraft.
»Radu!«, flüsterte der Gefangene eindringlich. »Hilf mir!« Er war durch eine lange, an einem schweren Messingkragen angebrachte Kette an die hintere Wand gefesselt.
»Hoheit!« Dies war Wahnsinn! Warum sollte der Großherzog …
»Tod und Feuer!«, brüllte eine andere Stimme. »Wer, zum Henkersbeil, bist du denn?«
Das Geschrei stammte von einem Neuankömmling, einem großen, schwabbeligen Mann, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um Kantor Samuil handelte, denn er stand in der Tür zu A 5 und hielt ein Schwert in der Hand. Der schlafende Wächter grunzte, setzte sich auf und griff nach seiner Waffe. Samuil bewegte sich auf den Eingang zum Kerker zu, um dem Eindringling den Fluchtweg abzuschneiden.
Radu schoss wie ein Pfeil an dem Tisch vorbei und rannte die steile Treppe hinauf, so schnell er konnte. Zorniges Gebrüll hinter ihm kündete davon, dass er verfolgt wurde. Blankes Grauen trieb ihn weiter und um die erste Ecke. Rubin ein Gefangener im Kloster? Hochverrat! Es war bekannt, dass Äbte und Großherzöge in der Vergangenheit ihre Meinungsverschiedenheiten ausgefochten hatten, aber niemals in der gesamten Geschichte war es zu einem offenen Umsturz wie diesem gekommen. Köpfe mussten rollen.
Um die zweite Ecke … Wenn die Verschwörer ihn zu fassen bekämen, wäre er ein toter Mann. Und wer außer Probst Volpe konnte dahinterstecken? Vielleicht noch Abt Minhea, aber es war Volpe gewesen, der Radu ausgesandt hatte, den versteckten Sohn des Großherzogs zu finden. Die Erinnerung traf ihn wie ein Tritt in die Magengrube – Volpe hatte behauptet, im Auftrag des Herzogs zu sprechen, der die Entführung seines eigenen Sohnes angeordnet hatte! Also war der Probst der Oberverräter und Radu nunmehr Zeuge zweier Akte des Hochverrats, Mittäter bei der Entführung und zweifellos Ermordung des kindlichen Markgrafen.
Radu stolperte auf den Treppenabsatz zu Ebene 2 und hielt inne. Er schaute zu den nach oben verlaufenden Stufen und zu den drei Gängen, von denen allein die Geister wussten, wohin sie führten. Dann drehte er sich um und schleuderte die Laterne den Weg zurück hinunter, den er gekommen war. Glas zerbarst, und ein Chor wüster Flüche verwandelte sich in gellende Schreie, als brennendes Öl auf Samuil spritzte. Radu rannte durch die Dunkelheit und schwenkte die Arme vor sich. Die Treppe hinaufzuflüchten, wäre zu offensichtlich gewesen. Er hatte keine Ahnung, wohin die Gänge sich erstreckten. Die Schuppen der Novizen lagen auf Ebene 2 des blauen Flügels, so weit wie möglich von jeder gesitteten Einrichtung entfernt. Aber der Umstand, dass er angewiesen worden war, sich über Blau 3, J 6 zu seinem Ziel zu begeben, legte den dringenden Verdacht nahe, dass dieser Abschnitt nicht mit den Unterkünften der Novizen verbunden war. Außerdem brächte niemand ein Geheimnis wie jenen Kerker in der Reichweite neugieriger Novizen unter.
Er entschied sich für den mittleren der drei Gänge und fuhr mit den Fingern die Wand entlang. Als er Tür 2, K 1 erreichte,

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