Der Tanz Der Klingen
des Großherzogs.
»Und wo werdet Ihr in Krupa nächtigen?«
»Ich habe für die Woche der Festlichkeiten ein Haus gemietet. Mein Verwalter dachte, ich hätte es gekauft, als ich ihm den Preis nannte.«
Ringwald fiel auf, dass kein Angebot der Gastfreundschaft folgte. János war vermutlich äußerst geschickt darin, Ärger aus dem Weg zu gehen. Er wählte seine Schlachtfelder weise, und die vorige Großherzogin zur Thronbesteigung der nächsten zu begleiten, würde seinem Lehnsherrn, dem Herzog, zutiefst missfallen.
»Wann habt Ihr das getan?«, fragte sie, und die Spannung im Raum stieg etwas an.
Natürlich hätte János behaupten können, einen Bevollmächtigten geschickt zu haben, doch dafür hätte Tru ihn auffliegen lassen. »Als ich mir die Untersuchung über Euren Tod angehört habe. Euren ersten Tod, Euer Gnaden.«
»Habt Ihr Rubin dabei gesehen?«
Er nickte. »Aber nicht gesprochen.«
»Hinkte er?«
»Nicht, dass es mir aufgefallen wäre, aber ich habe auch nicht darauf geachtet.«
»Nun?«, wandte sie sich an die gesamte Versammlung. »Ich denke, er ist ein Schwindler! Ich glaube Radu, und mein Gemahl ist ein Gefangener in Vamky. Wie werden wir ihn retten?«
Der Graf gab einen abschätzigen Laut von sich.
»Er ist Euer Lehnsherr!« Johannas Worte waren wie Peitschenhiebe. »Ihr wollt ihm nicht beistehen?«
»Ihn aus Vamky rausholen, Mädchen? Ihr müsst den Verstand verloren haben!«
Alle anderen warfen neugierige Blicke zu Ringwald, der aber lächelte nur. Er hatte sein Mündel bereits vorgewarnt, dass sie jede Rettung oder Störung der Trauung nach Herzenslust planen könnte, er jedoch nicht zulassen würde, dass sie sich persönlich daran beteiligte. Johanna und ihre Klingen würden nicht weiter als bis Brikov vordringen, wo sie sich bereits aufhielten. Ende der Reise, Ende des Gesprächs.
»Warum wollt Ihr Euch die Mühe machen?«, fragte Raunzer. »Warum solltet Ihr ihn zurückwollen?« Darob zuckte sogar der Graf zusammen.
Johanna fuhr ihre Krallen aus, krümmte den Rücken und spie ihm ihre Erwiderung entgegen: »Weil Volpe meinen Sohn geraubt hat, du dummer Ochse, und ich ihn dafür auf die Streckbank spannen werde! Mit Freuden werde ich persönlich daran drehen, bis ich Frederik zurückbekomme oder es diesen Unhold zerreißt. Je lauter er schreit, desto lauter werde ich dazu singen.«
»Das Kind ist tot. Das wisst Ihr.«
»Gar nichts weiß ich! Halt gefälligst die Klappe. Herr, ich begleite Euch heute nach Donehof.«
Nun heulte Ringwald auf. »Aber Hoheit! Wir waren uns doch einig …«
»Stell dich nicht an wie ein altes Weib!«, schnitt Johanna ihm das Wort ab. »Wahrscheinlich ist das deine Aufgabe. Aber sie steht dir nicht an.«
»Warum wollt Ihr an diesen Ort, wo immer er liegen mag?«
»Aus Sicherheitsgründen! Der Schmugglerpass ist bei diesem Wetter unüberquerbar, nicht wahr, Herr? Also ist Brikov eine Sackgasse und höchst gefährlich für mich, falls Volpe weitere Spitzel in der Gegend hat, wovon ich überzeugt bin. In Donehof ist es wesentlich sicherer.«
»Was ist Donehof?«, fragte Ringwald, der bereits wusste, dass er die Schlacht verloren hatte. Sie hatte den einzigen Vorwand gefunden, den er nicht entkräften konnte, nämlich Sicherheit.
»Ein Ort etwas südlich von Fadrenschloss, der mir gehört«, antwortete János. »Einer von Radus Brüdern verwaltet ihn für mich. Es ist an der Zeit aufzubrechen.« Damit rutschte er auf dem Thron nach vorn.
»Donehof liegt an der Weststraße«, erklärte Johanna. »Sollte es also Schwierigkeiten geben, könnt Ihr mich nach Belieben Richtung Norden oder Süden bringen. Dort ist es viel sicherer als hier.«
»Warum wollt Ihr dorthin?«, fragte Ringwald. Warum hatte ihn der Zufall nicht mit einem netten, willfährigen Mündel bedacht, das sich ihm unterordnete?
»Damit ich winken kann, wenn die Braut vorüberzieht! Wann trifft das liebe Kind denn ein, weiß das jemand?«
»Sie wurde vor drei Tagen in Krupa erwartet«, antwortete János.
»Oh, naja.« Sofern Johanna tatsächlich vorgehabt hatte, den Tross der Braut aufzuhalten, ließ sie keine Anzeichen von Enttäuschung erkennen. »Radu? Du kennst dich in Vamky aus. Wie können wir Seine Hoheit retten?«
Der Ritter schüttelte den Kopf. »Ich bin Euer Diener, Hoheit, und werde Euch bis zum Ende meiner Tage treu ergeben sein. Nach dem Verbrechen, das ich an Eurem Sohn und Eurer Schwester begangen habe, ist das Mindeste, was ich tun kann, Euch mein Leben zu widmen. Dennoch wüsste ich nicht, wie
Weitere Kostenlose Bücher