Der Tanz des Maori (epub)
Haus seines GroÃvaters mit völlig neuen Augen. Es lag hoch oben in der Abendsonne, am Ende eines lang gestreckten Gartens. Die groÃen Fenster sahen geradezu arrogant über die Bucht hinweg. Davor ein gepflegter Rasen, sanft abfallend und nur ab und zu von ein paar zerzausten Palmen, Rimus und Pohutukawa-Bäumen durchbrochen. Der Pool, in dem er als Kind so viele Stunden gespielt hatte, war von hier unten nicht zu sehen. Brandon atmete tief durch. Nach so vielen Stunden im Auto ging die Sonne gerade unter, und es gab keinen Grund, die Begegnung mit seinem GroÃvater noch länger hinauszuschieben.
Er stieg aus seinem Wagen, öffnete das schwere Tor â es war schon immer unverschlossen gewesen â und ging durch den Garten zur Eingangstür. Brandon drückte auf die blanke Glocke aus Messing und hörte irgendwo in den Tiefen des Hauses ein Läuten. Schnelle Schritte näherten sich. Fiona, die Haushälterin. Wie lange war sie eigentlich im Dienste seines GroÃvaters, überlegte Brandon noch einen Augenblick.
Dann schwang die Tür auf, und sie sah ihm mit einem freundlichen Lächeln entgegen. »Wir haben heute Abend gar nicht mehr mit deinem Besuch gerechnet!«, rief sie. »Aber komm nur mit. Dein GroÃvater wird sich freuen, dich zu sehen. Er ist noch in seinem Arbeitszimmer.«
Damit lief Fiona ihm auch schon voraus, gerade so, als ob er den Weg durch das Haus nicht kennen würde. Brandon ging einfach hinterher.
Sein GroÃvater sprang aus seinem bequemen Sessel auf, als Brandon den Raum betrat.
»Dass du heute noch herkommst!«, rief er. »Dabei habe ich ja gewusst, dass du ein paar Tage Urlaub von deiner Schiffswache in Vanuatu genommen hast.« Er umarmte ihn und wunderte sich offensichtlich nicht, dass Brandon diese herzliche BegrüÃung kaum erwiderte. »Setz dich!« Damit wies er auf den Sessel ihm gegenüber. »Fiona, bring uns doch eine gute Flasche Wein und zwei Gläser! Du bleibst doch ein wenig?« Er sah seinen Enkel fragend an.
Brandon nickte nur, während er sich langsam niederlieà und dabei seinen GroÃvater betrachtete.
Erst jetzt bemerkte George Cavanagh Brandons Schweigen. Er runzelte für einen Augenblick verwundert die Stirn. »Was ist passiert? Du siehst aus, als ob du heute schon dem Teufel begegnet wärst.«
Brandon hatte sich keine Rede für diesen Augenblick zurechtgelegt. Und so platzte es einfach aus ihm heraus. »Wer ist Angus MacLagan?«
Für einen winzigen Moment erstarrte das Gesicht seines GroÃvaters. Dann machte er eine abwiegelnde Handbewegung. »Ein Bekannter aus längst vergessenen Tagen. Woher kennst du den Namen?«
Brandon zögerte. Die Antwort war so selbstverständlich aus dem Mund seines GroÃvaters gekommen, dass er für einen kurzen Augenblick bereit war, zu glauben, dass es die Wahrheit war. Aber dann erinnerte er sich an das Foto, an die Briefe, die er in der Tasche seiner Jacke stecken hatte.
»Du erinnerst dich noch an Sina? Die attraktive Deutsche, mit der ich mich auf keinen Fall wieder treffen sollte?« Er merkte selber, dass seine Stimme nicht so selbstbewusst klang, wie er es sich erhofft hatte.
Sein GroÃvater nickte. »Sicher erinnere ich mich an sie. Hübsches Ding. Hättest du sie weiter getroffen, dann wäre nichts als Unglück passiert, glaube mir â¦Â«
»Ich habe sie weiter getroffen!«, unterbrach Brandon den alten Mann. »Und sie konnte einfach nicht verstehen, warum du sie ablehnst. Sie war sich von Anfang an sicher, dass es dafür einen Grund geben musste. Und Sina ist ziemlich hartnäckig. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bleibt sie dran.«
»Du hast dich meinen Wünschen widersetzt?«, brauste sein GroÃvater auf.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Fiona kam mit einem Tablett mit zwei Weingläsern und einem gekühlten Sauvignon Blanc aus Marlborough herein. Sie lächelte freundlich, schenkte ein und verlieà den Raum wieder. Die beiden Männer schwiegen, während sie sich in dem Raum aufhielt. Erst als die Tür sich mit einem leisen Klicken hinter Fiona schloss, sprach der alte Mann weiter. »Du hast mir versprochen, dass du diese Sina nicht wieder triffst â und du hast immer noch Kontakt mit ihr? Ãber ein Jahr später?«
»Ich habe nicht nur ein bisschen Kontakt mit ihr«, erklärte Brandon. »Wir leben zusammen.
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