Der Tanz des Maori (epub)
Abschied für eine Zeit. Lass uns erst einmal diesen Abend so weit wie möglich genieÃen.«
Schniefend legte Sina auf. Sie und Katharina verabschiedeten sich von Mary-Ann und fuhren noch bei Ruiha vorbei. Sie fanden die alte Frau in ihrem Garten, wo sie zwischen den Beeten kniete und Unkraut jätete. Sina erklärte, warum sie leider erst einmal zurück nach Deutschland musste. Ruiha nickte, als ob sie mit dieser Nachricht gerechnet hatte. »Du tust richtig daran, nach deinem GroÃvater zu sehen. Die Wurzeln darf man nie aus den Augen verlieren ⦠Mach dir keine Sorgen. Ich bin noch immer hier, wenn du wiederkommst. Und du wirst wiederkommen, das spüre ich.«
Damit wandte sie sich wieder dem Beet zu. Kopfschüttelnd stieg Sina wieder in das Auto. »Aus der Alten werde ich nicht schlau. Manchmal wirkt sie auf mich, als ob sie genau weiÃ, wer ich bin und welche Rolle ich in diesem siebzig Jahre alten Drama spiele, das sie mir erzählen will. Und dann denke ich wieder, dass sie einfach nur froh ist, dass sich jemand ihre alten Kamellen anhören will. Bis jetzt ist es ja nur die Geschichte einer glücklichen Ehe mit einem ungewöhnlichen Anfang und einer unfähigen, sehr jungen Haushälterin.«
Damit wendete sie und gab Gas â so gut das mit dem wackeligen himmelblauen Auto eben ging. Am späten Nachmittag erreichten sie Christchurch und trafen Brandon wie verabredet in einem kleinen Diner. Er und Sina fielen sich in die Arme und küssten sich lange und leidenschaftlich, bis Katharina sich leise räusperte. »Ich möchte ja nicht stören â aber sollten wir nicht weiter nach Port Levy, um unsere Sachen abzuholen und uns von Caroline zu verabschieden?«
Ertappt lösten Brandon und Sina sich voneinander. »Du hast recht â¦Â«, murmelte Sina.
Für ihren Geschmack dauerte es viel zu lange, bis sie endlich nach Port Levy kamen, ihre Sachen gepackt hatten und dann zurück nach Christchurch gefahren waren. Bis sie sich endlich in ein kleines Hotel in der Nähe des Flughafens eingebucht hatten, war es schon später Abend.
Katharina ahnte, dass ihre Freundin mit Brandon noch ein paar Stunden zu zweit haben wollte, und heuchelte nicht sehr überzeugend, dass sie jetzt unglaublich müde sei und deswegen unbedingt in ihr Zimmer müsste, um noch ein wenig zu schlafen. Damit verschwand sie. Brandon lächelte Sina an. »Eine wirklich gute Freundin, nicht wahr?«
»Ja, sie weià sogar, wann sie gehen muss«, grinste Sina und zog Brandon an seinem T-Shirt näher zu sich hin. »Aber jetzt hätte ich gerne, dass du mich ein bisschen ablenkst von den Gedanken an meinen Abflug und an das, was in Deutschland auf mich wartet.«
Brandon beugte sich mit einem breiten Lächeln über sie und schob langsam ihre Bluse nach oben. Vorsichtig streichelte er mit seinem rauen Daumen über ihre Brustwarze. »Dachtest du an so etwas?«
Leise stöhnte Sina und lieà ihre Hand über seinen Rücken etwas tiefer gleiten. »Ja. Genau. So.«
Sie küssten sich, als ob es nie wieder ein Morgen geben würde. Was in ihrem Fall sogar stimmte. Erst als es vor dem Hotel allmählich hell wurde, lösten sie ihre verschwitzten Körper voneinander.
»Sag mir, dass du mich nicht vergisst!«, murmelte Brandon. »Sonst komme ich nach Deutschland und entführe dich â und erinnere dich daran, was du mir versprochen hast.«
»Das musst du nicht«, lächelte Sina und fuhr mit ihrem Zeigefinger über seine Oberlippe. »Ich werde dich nie vergessen, egal, was dein GroÃvater gerne hätte.«
Bei der Erwähnung seines GroÃvaters wurde Brandon ernst und richtete sich halb auf. »Schade, dass du nicht lange genug mit Ruiha reden konntest, um da mehr in Erfahrung zu bringen.«
»Ich komme ja wieder«, versprach Sina und fing noch einmal an, ihn zu küssen. Das nächste Mal lieÃen sie erst voneinander ab, als es heftig an der Tür klopfte.
Auf ein schläfriges »Was gibt es?« rief Katharina etwas von einem Flugzeug, das in zwei Stunden Richtung Europa starten würde. Mit einem Fluch stürzte Sina unter die Dusche, flocht ihre nassen Haare zu einem Zopf und rannte Minuten später hinter Katharina her.
Als sie am Terminal ankamen, war Sina insgeheim dankbar, dass so keine Zeit mehr für einen langen Abschied von Brandon blieb. Sie checkten das Gepäck ein,
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