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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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…«
    Â»Aber offiziell ist immer noch dein Großvater der Chef von eurer Reederei?« Für eine alte Dame stellte Ruiha erstaunlich präzise Fragen, dachte Sina bei sich. »Wartet er womöglich auch noch auf John?«
    Â»Ja. Das habe ich mir zumindest immer so erklärt. Warum sollte er sonst mit über achtzig Jahren immer noch jeden Tag in sein Büro gehen? Sicher, er ist nicht der Typ, der gerne Kontrolle abgibt – aber es ist auch nicht fair, dass mein Vater mit seinen neunundfünfzig Jahren immer noch der Juniorchef ist! Ich hätte keine Lust, so lange zu warten …«
    Â»Wie sieht deine Mutter das denn so? Und: Hast du noch mehr Geschwister?«
    Ganz allmählich hatte Sina das Gefühl, dass Ruiha Brandon regelrecht ausfragte. Aber ihn schien das nicht zu stören, er gab bereitwillig Auskunft.
    Â»Ich habe eine kleine Schwester, Caithleen. Sie ist ganz und gar wie mein Vater. Dunkle Haare, dunkle Augen – niemand käme auf die Idee, dass wir verwandt sind.« Er lächelte liebevoll. »Sie hat gerade eben ihr Studium in Auckland angefangen. Sie will Geologin werden. Und meine Mutter? Irische Abstammung, blond, blauäugig, extrem schlank – und etwas altmodisch. Sie mischt sich nicht in die Geschäfte meines Vaters ein. Wenn er damit zufrieden ist, nur der Juniorchef einer Reederei zu sein, dann ist sie es auch. Ich denke, die beiden sind glücklich …«
    Ein kleines Lächeln huschte über Ruihas faltiges Gesicht. »Glücklich? Du bist wirklich der Meinung, dass Ewan glücklich ist?« Brandon nickte voller Überzeugung.
    Â»Doch, das würde ich jederzeit unterschreiben. Er ruht in sich, liebt seine Arbeit – und seine Familie. Von allen Menschen in meiner Familie haben meine Eltern die wenigsten Probleme. Ich nehme an, das ist der Grund, warum ich sie so sehr verehre.«
    Er schien sich nur mühsam von seinen Erzählungen über seine Familie losreißen zu können. Aber offensichtlich war ihm klar, dass sie aus einem ganz bestimmten Grund bei Ruiha waren: »Aber eigentlich wollte ich nicht von meiner langweiligen Verwandtschaft erzählen. Und ich bin mir sicher, dass jede Familie so einen Onkel John irgendwo im Keller versteckt hält. Jetzt bin ich neugierig, wie es bei Ava weitergeht. Sina hat mir alles erzählt – jetzt wollen wir wissen, was mit Ava nach ihrer Hochzeit passierte!«
    Ruiha nickte. Sie schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. Sie sammelte sich für einen Augenblick, bevor sie ihm antwortete. »Sicher … Ich erzähle einfach der Reihe nach, was in den kommenden Jahren mit uns allen geschah …«

12.
    Es brach eine wunderbare Zeit an – ich habe nie wieder ein Haus erlebt, das so voller Glück und Liebe war wie bei den Densons. John war durch seine Ehe wie beflügelt. Er machte sich viele Gedanken über die Sicherheit der Arbeiter. Schließlich kam es immer wieder zu Unfällen bei der Westport Coal Company. Manchmal nur ein kleiner Erdrutsch, bei dem ein paar Arbeiter für einige Stunden in einem Stollen eingesperrt waren. Aber es kam auch vor, dass kleine Explosionen oder Erdrutsche auch die Arbeiter der Company in den Tod rissen. Viel zu oft dauerte es einfach zu lange, bis die Arbeiter befreit werden konnten – dann erstickten sie in den engen Stollen, bevor sich helfende Hände mit Schaufeln und Hacken zu ihnen durcharbeiten konnten.
    Ich erlebte mit, wie John bei einem Abendessen nach einer Lösung suchte. »Wenn man in jeder Mine ein paar Arbeiter ausbilden könnte, die wissen, wie sie sich bei so einer Rettung verhalten müssen …«, sinnierte er, während er sich mit Appetit über meinen Auflauf aus Süßkartoffeln und Kürbissen hermachte – meine Kochkünste waren inzwischen um einiges besser geworden.
    Â»Und warum geht das nicht?«, fragte Ava nach.
    Â»Die privaten Minenbesitzer würden nie ihre Arbeiter für eine Ausbildung hergeben. Das kann nur die Company, wir sind groß genug. Aber wie bringen wir die privaten Besitzer dazu, unsere Rettung mitzufinanzieren?« Er spülte einen großen Bissen mit einem Schluck Wasser herunter.
    Â»Was wäre denn, wenn die Company die Rettungsmannschaft komplett finanziert?«, fragte Ava. »Wäre das denn so schlimm?«
    Â»Nein«, schüttelte John den Kopf. »Das nicht. Aber die Chefs würden bei einem Unglück in einer

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