Der Tanz des Maori (epub)
seiner Wange genau sehen, er rollte so bedrohlich mit den Augen wie noch nie zuvor ⦠Bis sie schreiend aus ihrem Schlaf auffuhr.
Brandon hielt sie im Arm und murmelte beruhigend auf sie ein. »Alles ist gut, mein Schatz. Jetzt beruhige dich doch, du bist wach, du bist auÃer Gefahr!«
Sina rieb sich heftig die Augen, um den letzten Rest Schlaf zu vertreiben. »Ich habe geträumt«, erklärte sie.
»Das habe ich gemerkt«, nickte Brandon. »Du hast um dich geschlagen und mich immer wieder weggeschoben. So, als ob du mich abwehren wolltest.«
»Das wollte ich wahrscheinlich auch«, gab Sina zu.
»Was hast du denn geträumt? Willst du mir das erzählen?« Brandon sah sie aufmerksam an und strich ihr weiter beruhigend über den Rücken. Gerade so, als ob sie ein kleines Mädchen wäre, das mitten in der Nacht weinend aufgewacht war.
Sie schüttelte etwas trotzig den Kopf. »Nein, das ist albern. Es ist nur so ein Traum, den ich immer wieder habe. Seitdem ich das erste Mal nach Neuseeland gekommen bin, verfolgt er mich.«
»Das ist nicht albern. Komm, erzähl ihn mir. Wir haben heute sowieso kein Fernsehen â vielleicht taugt dein Traum ja als Abendunterhaltung!«
Sina lachte. »Ich fürchte, dafür hat er zu wenig Handlung. Es ist immer das Gleiche: Es regnet, ein Mann schreit und stampft unentwegt auf den Boden und macht dazu fürchterliche Grimassen. Dann kommt er auf mich zu, stampft immer weiter auf den Boden und trommelt sich mit den Fäusten auf der Brust herum. Dann wache ich irgendwann auf. Fertig.«
Brandon sah sie nachdenklich an. »Was für ein Mann ist das denn? Einer deiner zahlreichen ehemaligen Verehrer?«
Sina knuffte ihn in die Seite. »Blödsinn. So viele waren es auch wieder nicht. Eher das Gegenteil. Und der Mann ist auch ganz sicher kein ehemaliger Verehrer. Er ist von hier!«
»Was heiÃt von hier?«, fragte Brandon.
»Es ist ein Maori. Das glaube ich zumindest«, erklärte Sina.
Brandon sah sie überrascht an. »Und er schreit und stampft?«
Er stand ohne einen Kommentar auf, stellte sich breitbeinig hin und stieà unverständliche Laute aus, während er sich immer wieder auf die Oberschenkel und Brust klopfte. Dazu stampfte er immer wieder auf den Boden und brüllte weiter. »Ka mate! Ka mate! Ka ora! Ka ora!« SchlieÃlich hörte er auf und lachte sie an. »So ungefähr?«
Fassungslos nickte Sina. »Aber woher kannst du wissen, wie das in meinem Traum aussieht?«
»Weil du es mir beschrieben hast! Das ist kein âºmerkwürdiges Gebrülleâ¹, sondern ein waschechter Haka, ein Tanz der Maoris. Es gibt viele verschiedene Hakas, aber der, den ich dir gerade eben vorgeführt habe, ist der bekannteste. Den führen die All Blacks vor jedem Spiel auf!«
»All Blacks?«, echote Sina. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr!«
»Das ist unsere Rugby-Mannschaft. Sie tragen schwarze Kleidung. Und seit einer Ewigkeit singen sie einen Haka. Der war wohl ursprünglich dazu gedacht, die Gegner einzuschüchtern. Keine Ahnung, ob das funktioniert. Aber ein Spiel der All Blacks ohne Haka â das geht nicht!«
»Und was bedeutet das genau â das, was du da gesungen hast?«
»So genau weià ich das leider auch nicht. Ich habe mich nie so intensiv mit der Kultur der Maoris beschäftigt. Nur der Refrain â das weià in Neuseeland wirklich jedes Kind. âºKa mate!â¹ heiÃt âºDas ist Tod!â¹ und âºKa ora!â¹ heiÃt âºDas ist Leben!â¹Â«
»Wozu wurde das denn ursprünglich aufgeführt? Also bevor es zu einer Art Sport-Folklore wurde? Es kann doch nicht sein, dass ich von den All Blacks träume! Der Mann in meinem Traum hat auch keine schwarzen Sachen an â¦Â«
Brandon schüttelte den Kopf. »Wir hätten bei unserem ersten Besuch bei Hakopa doch noch länger bei dem Hangi bleiben sollen. Da hättest du noch mehr Aufführungen gesehen â natürlich auch ein Haka. Das bedeutet eigentlich nur Tanz â und den gibt es als Willkommenstanz, zur Unterhaltung oder auch zu anderen gesellschaftlichen Anlässen. Wenn du willst, dann können wir uns das in den nächsten Tagen gerne irgendwo ansehen. Für die Touristen gibt es fast ständig Aufführungen.« »Aber ich habe so etwas noch nie gesehen«, murmelte Sina. »Wie kann es dann sein, dass
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