Der Tanz des Maori (epub)
Kohle!«
»Die verkaufe ich ihnen ja gerne«, nickte Denson bedächtig. »Aber ich denke, auf lange Sicht wird die Kohle trotzdem der Vergangenheit angehören. Die Company wird noch einige Jahre weiterarbeiten â aber die Minen, die zu aufwändig im Abbau sind, werden sicher schon bald schlieÃen.«
»Und das ist ein Fehler! Aber ein Fehler, den wir ausnutzen können!«, erklärte MacLagan. »Wenn es Krieg gibt und die Kohleöfen der ganzen Welt angefeuert werden, um genügend Stahl für diesen Krieg zu produzieren â dann ist Kohle plötzlich wieder ein gefragtes Gut. Wenn die Company dann keine ausreichende Fördermenge mehr hat, müssen private Minenbesitzer die Lücke schlieÃen. Und die werden ihre Kohle so teuer verkaufen wie seit Jahren nicht mehr, das können Sie mir glauben!«
Denson sah ihn überrascht an. »Das mag sein. Aber was wollen Sie in diesem Zusammenhang von mir? Wenn ich die Company überrede, ihre Minen doch offen zu halten, dann wird es das groÃe Geschäft doch nicht geben â¦Â«
»Wer redet denn davon, die Company so klug zu beraten?« MacLagans schmale Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Nein. Ich denke, wir sollten zusehen, wie die Company sich selber aus dem groÃen Geschäft zurückzieht. Und in der Zwischenzeit eine kleine Mine kaufen, die man privat nutzen könnte.« Sein Blick wurde eindringlicher. »Aber dafür muss man wissen, welche Mine sich lohnt. Wo der Aufwand nicht zu groà ist, um an eine ordentliche Menge Kohle zu kommen â¦Â«
Erst jetzt begriff Denson, was MacLagan von ihm wollte. »Ich soll meine eigene Firma falsch beraten und gleichzeitig versuchen, daraus Kapital zu schlagen?« Seine Stimme klang ungläubig. »Das können Sie mir nicht im Ernst vorschlagen! Ich würde doch nie meine eigene Firma â¦Â«
»Das verlangt ja auch niemand!«, beschwichtigte ihn MacLagan. »Es könnte aber doch sein, dass die Company sich â sagen wir mal: unvernünftig â verhält. Dann müssen Sie doch einen Plan haben, was Sie mit Ihrem Wissen über Minen und Kohleförderung anstellen können.« Er nahm seinen Hut und wandte sich zum Gehen. »Ich möchte nur, dass Sie über mein Angebot nachdenken. Und noch eine Bitte: Erzählen Sie niemandem von meiner Idee. Sonst sind die besseren, kleinen Minen in Seddonville bald nicht mehr erschwinglich. Es gibt mehr Spekulanten, als Sie es sich in Ihrer kleinen Companygeschützten Welt vorstellen können.«
Ich hielt die Luft an und kauerte möglichst unauffällig hinter einem groÃen Regal mit dicken Wälzern über die Geschichte der Menschheit. Denson musste diesen unmöglichen MacLagan jetzt umgehend aus seinem Haus werfen! Aber ich täuschte mich. Denson brachte MacLagan mit ernstem Gesicht zur Tür und verabschiedete sich mit den Worten: »Ich hoffe, Sie haben nicht recht. Und Sie werden verstehen, dass ich mir Ihre Argumente durch den Kopf gehen lassen muss. Sollte ich zu den gleichen Schlüssen gelangen wie Sie â dann muss ich der Company allerdings empfehlen, auf keinen Fall auch nur eine Mine stillzulegen.«
MacLagan nickte zum Abschied. »Das kann ich nicht verhindern. Sollte die Company allerdings nicht auf Ihren Rat hören â und Sie teilen immer noch meine Einschätzung der Zukunft: Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören. Ich denke, wir könnten gemeinsam sehr erfolgreich sein!«
Damit verschwand er. Denson sah ihm lange sinnend hinterher. Dann ging er langsam zurück zu dem Tisch, auf dem immer noch sein halbvolles Glas Whisky stand. Mit einem einzigen Zug trank er es leer. Dann verschwand er mit ernstem Gesicht aus der Bibliothek.
Ich habe keine Ahnung, was er der Company empfohlen hat. Oder ob er jemals mit Ava über diese Sache gesprochen hat, oder ob er ihr von dem Gespräch mit MacLagan erzählt hat. Aber eine Sache weià ich sicher: Nur ein knappes Jahr später schloss die Company die erste kleine Mine. Wenig später noch eine, dann noch eine. Den Arbeitern wurde gekündigt, von einem Tag auf den anderen gab es arbeitslose Männer in Westport und Seddonville. Sie klopften an die Türen und fragten nach, ob es nicht Gärtnerarbeiten zu verrichten gäbe. Oder etwas beim Hausbau zu helfen. Oder einfach irgendetwas zu tun. Mir brach es das Herz, sie alle weiterzuschicken, immerhin kam ein
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