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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Seddonville. Ein Architekt aus Westport sollte Pläne für eine kleine Schule, in der zwei Klassen betreut werden konnten, erstellen.
    Die Hochzeit von Angus und Miriam war schon fast drei Monate her, als es eines Nachmittags plötzlich an unsere Tür klopfte. Es war einer dieser ungemütlichen Tage, die es im Winter an der Westküste gab: Die Wolken hingen tief und dunkelgrau, der nasskalte Wind peitschte immer wieder Regenschauer gegen die Fensterscheiben. Dieser Winter war ganz besonders schrecklich: Es regnete noch häufiger als sonst – und das wollte einiges heißen an der Westküste! Kein Wetter, bei dem man einen Gast erwarten würde. Ava und ich hatten es uns im Salon gemütlich gemacht. Im Kamin prasselte ein großes Feuer, auf dem Teppich spielte Junior mit seinen Fingern, und auf dem Tisch stand eine große Kanne Tee. Wir sahen uns fragend an, als es unvermutet an der Tür klopfte. Erst zaghaft, dann lauter.
    Ich erhob mich und öffnete neugierig die Tür. Vor mir stand Miriam. Ihre sonst so fröhlichen Locken klebten ihr nass im Gesicht. Um die Schultern hatte sie sich ein regennasses Cape gezogen, die Schnürstiefel waren mit Dreckspritzern verunziert. Ich riss die Tür weit auf und bat sie natürlich sofort ins Innere. Hier nahm ich ihr das Cape ab und legte es auf einen Stuhl in der Nähe des Kamins, damit es trocknen konnte. Ava kam neugierig aus dem Salon.
    Â»Wer ist es denn …«
    Da fiel auch schon ihr Blick auf die nasse Miriam. Ava machte einen schnellen Schritt nach vorne und nahm Miriam in den Arm. »Miriam! Warum hast du dir ausgerechnet einen solch scheußlichen Tag für deinen Besuch ausgesucht? Komm doch erst einmal herein, damit du dich aufwärmen kannst!«
    Miriam nickte nur und schniefte ein bisschen. Ava musterte sie jetzt etwas genauer. Dann winkte sie mich näher.
    Â»Hol eine Wärmeflasche und ein dicke Wolldecke für Miriam. Das arme Ding zittert ja schrecklich.«
    Ich nickte und rannte die Treppe nach oben, um die Sachen für Miriam zu holen. Als ich zurückkam, hatte Ava Miriam bereits aus den Schnürstiefeln und dem nassen Kleid geschält und nur im Hemd und Unterrock auf dem Stuhl neben den großen Kamin platziert. Ich legte ihr die wollene Decke über die Beine, goss eine Tasse mit dampfendem Tee ein, gab reichlich Zucker dazu und drückte sie ihr in ihre klammen Hände. Dann legte Ava ihre Hand auf Miriams Arm.
    Â»Was ist denn passiert, dass du ausgerechnet heute hierhergekommen bist?«
    Miriam sah sich unsicher um, bevor sie antwortete. »Er ist heute in Westport.«
    Wir sahen uns kurz an, bevor Ava nachfragte: »Du meinst Angus?«
    Miriam nickte. »Heute wird er ganz bestimmt nicht vor der Abenddämmerung wieder nach Hause kommen. Er wird also nicht erfahren, dass ich hier bin.«
    Â»Was sollte er dagegen haben?« Ava war verwundert. »John ist doch sein Geschäftspartner?«
    Â»Ich denke, er hat Angst, dass ich etwas erzählen könnte«, murmelte Miriam. Ihre strahlende Fröhlichkeit, die sie immer ausgezeichnet hatte, war völlig verschwunden.
    Ava dämmerte allmählich, was Miriam andeutete. Sie rückte etwas näher zu Miriam hin und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Was ist denn so schrecklich, dass wir es auf gar keinen Fall erfahren sollen?«
    Miriam schluckte. »Er ist brutal«, flüsterte sie mit heiserer Stimme. »Er ist nur nach außen hin der perfekte Gentleman. Aber wenn wir zu zweit sind, dann lässt er seine Maske fallen. Dann wird er zum Tier. Und es ist ihm völlig egal, was ich dabei fühle.«
    Â»Das kommt vielen jungen Bräuten am Anfang merkwürdig vor«, versuchte Ava, die völlig verschreckte Miriam etwas zu beruhigen.
    Die schüttelte den Kopf. »Das hat nichts damit zu tun, dass ich von meinem Ehemann ein bisschen eingeschüchtert worden bin und jetzt meiner verlorenen Jungfernschaft hinterhertrauere.« Sie hob zum ersten Mal ihren Blick und sah Ava an. »Es fing schon in unserer Hochzeitsnacht an. Kaum waren alle Gäste aus dem Haus, da hat er mich in unser gemeinsames Schlafzimmer geschoben. Ich hatte keine Angst. Ich mag zwar nicht viel Erfahrung mit Männern haben – aber in meinem Elternhaus gibt es zu wenig Zimmer, als dass ich nicht mitbekommen hätte, was nachts zwischen Mann und Frau passiert. Aber ich kannte das immer nur als einen liebevollen Moment

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