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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Spuren, die schon seit Jahrzehnten verschüttet waren. Immer wieder blieb sie auf Webseiten hängen, die die Geschichte von Neuseeland ausführlicher beleuchteten.
    Irgendwo schlug eine Uhr zur Geisterstunde, als sie eine langweilig aufgemachte Seite fand, die Passagierlisten von Schiffen, die nach Neuseeland gekommen waren, auflisteten. Neugierig suchte sie nach dem Datum, an dem Ava ungefähr nach Neuseeland gekommen war. Und tatsächlich: Sie stand in einer Liste, gemeinsam mit sechzig anderen Passagieren, die ihr Glück im Land der langen weißen Wolke versuchen wollten. Sina runzelte die Stirn. Was, wenn Ava oder Angus das Land einfach wieder verlassen hatten? Das würde immerhin erklären, warum sie keine weiteren Spuren finden konnte. Sie suchte nach Passagierlisten von 1935. Sicher, es handelte sich nicht mehr um die frühe Zeit der Siedler – aber trotzdem gab es noch einiges, was da zusammengetragen worden war. Sie sah bei einigen Schiffen nach. Dann, im März 1936, eine weitere Liste. Und schon an dritter Stelle: Ava Denson, Witwe.
    Aufgeregt schenkte Sina sich noch ein Glas Wein ein und sah die komplette Liste durch. Merkwürdig. Bei anderen Frauen standen entweder die Namen der Kinder oder wenigstens ihr Alter und die Anzahl dabei. Warum wirkte es bei Ava so, als sei sie alleine gereist? Sie hatte doch wohl kaum Junior in Neuseeland zurückgelassen? Aber egal, wie lange sie suchte: Avas Sohn tauchte auf dieser Liste nicht auf. Aber das hatte ja wenig zu sagen, vielleicht hatte ja nur ein Bootsmann eine falsche Liste angelegt. Oder demjenigen, der diese Listen für das Internet aufbereitet hatte, war ein Fehler unterlaufen.
    Zuletzt wollte Sina endlich Brandons Mail beantworten. Als sie das Mailprogramm öffnete, sah sie, dass er ihr schon wieder geschrieben hatte. Das war sogar für Brandons Verhältnisse ganz schön häufig. Neugierig öffnete sie die Nachricht.
    Mein Liebling,
    heute sind wir in Vanuatu angekommen. Ein Paradies – aber leider hat uns beim Anlegen eine kräftige Sturmbö erwischt. Die Bö hat die »Princess« gegen die Kaimauer gedrückt und damit einen sieben Meter langen Riss in der Bordwand verursacht. Jetzt müssen wir in Vanuatu bleiben, bis der Schaden repariert ist. Die Reederei rechnet dafür mit etwas mehr als vier Wochen. Meine Offiziere fliegen in der Zeit alle nach Hause, aber ich als Kapitän bin verpflichtet, an Bord zu bleiben. Leider verschiebt sich so unser Wiedersehen … Dabei weiß ich nicht, wie ich noch ein paar Wochen ohne Dich aushalten soll.
    In Liebe, Brandon
    Wütend starrte Sina den Bildschirm an. Das konnte doch nicht wahr sein! Wegen einer albernen Sturmbö würde Brandon Wochen später nach Hause kommen? Sie antwortete ihm so verständnisvoll sie konnte und erzählte ihm auch von ihren Bemühungen in den Archiven der Stadt. Das änderte allerdings wenig an ihrem Zorn. Sie hatte es satt, alleine in einer fremden Stadt zu sein …
    Es war schon spät in der Nacht, als sie den Computer frustriert ausschaltete. Sina hatte nicht das Gefühl, auch nur einen einzigen Schritt vorwärtsgekommen zu sein. Offensichtlich gab es nur eine Person, die wusste, wie es weiterging: Ruiha. Sina beschloss, gleich am nächsten Wochenende wieder an die Westküste zu fahren. Sie konnte sicher bei Mary-Ann wohnen – und mit ein bisschen Glück wurde Ruiha mit ihrer Geschichte fertig und konnte erklären, wie sich alles auflöste. Zufrieden mit ihren Plänen ging Sina endlich ins Bett.
    Brandons alter Hillman schien den Weg zu Mary-Anns Haus fast von alleine zu finden. Sina machte den Motor aus und blieb noch einen Moment lang sitzen. Sicher, die Landschaft war wunderschön – aber die Strecke war auch ziemlich anstrengend und weckte in ihr immer eine Sehnsucht nach den deutschen Autobahnen. Mit vernünftigen Straßen wäre sie schon vor ein paar Stunden hier in Seddonville angekommen.
    Da flog die Tür von Mary-Anns blauem Haus auf, und die überschäumende Herzlichkeit der Neuseeländerin versöhnte Sina mit allen schlechten Straßen, die dieses Land zu bieten hatte. So wurde sie in ihrer Heimat von ihren engsten Freunden nicht begrüßt!
    Â»Toll, dass du da bist!«, rief Mary-Ann. »Ich habe schon den Grill angeworfen, damit wir uns heute Abend ein paar Steaks machen können. Die Pavlova ist auch schon fertig – und der Wein ist

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