Der Tanz des Maori (epub)
etwas Magisches, das erst endete, als sie sich beide schweiÃbedeckt in die Arme sanken und endlich mit ein paar letzten vorsichtigen Bewegungen in ein anderes Universum schickten. Allmählich wurde ihr Atem ruhiger und tiefer, und sie sanken beide in einen traumlosen Schlaf.
Es war schon hell, als Sina wieder erwachte. Verschlafen blinzelte sie in die Sonne, die durch das Fenster schien, und sah Brandon, der seinen Kopf auf den Ellenbogen gestützt hatte und sie anlächelte. Sie sah die Lachfältchen, die Bartstoppeln und das eigentümliche Grau seiner Augen und warf ihm ebenfalls ein verschlafenes Lächeln zu.
»Was war das denn letzte Nacht?«, murmelte er und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Keine Ahnung. Wieder ein mieser Traum und das Gefühl, mir beweisen zu müssen, dass ich lebendig bin?«, schlug sie vor.
Er setzte sein unverschämtes Grinsen auf und lieà seine Hand tiefer wandern. »Dann muss ich also auf möglichst viele Albträume hoffen, damit ich nachts auf so nette Weise geweckt werde?«
Sina grinste. »Kann schon sein â¦Â«
In diesem Moment klopfte es lautstark an die Tür. »Hallo, ihr Turteltäubchen! Der Kaffee ist fertig, ich habe frische Brötchen geholt und ein paar Kiwis aufgeschnitten. Könnt ihr euch für ein paar Minuten voneinander lösen, oder soll ich alleine frühstücken?«
Sina löste sich lachend aus Brandons Griff und setzte sich auf. »Wir kommen!«
Zwei Stunden später bepackten sie den Hillman und machten sich wieder auf den Weg nach Christchurch. Hakopa winkte ihnen zum Abschied zu. »Ich freue mich, wenn ihr das nächste Mal kommt! Und ich bin genauso gespannt wie ihr, was Ruiha noch auspackt. Irgendwann muss ja klarwerden, warum sie diese alte Geschichte ausgerechnet euch erzählt. Meine Oma hat eigentlich immer einen Grund für alles, was sie tut.«
Brandon sah seinen Freund völlig überrascht an. »Ruiha ist deine GroÃmutter?«
Hakopa winkte ab. »Ich fand das bisher nicht so wichtig. Mein Kontakt zu ihr ist auch nicht so eng. Wir sehen uns immer nur auf Familienfesten â¦Â«
Sina musterte ihn mit einem strengen Ausdruck um den Mund. »Aber trotzdem: Das hättest du doch sagen können! Und auÃerdem musst du also Bescheid wissen, was aus Ruiha und Anaru wurde!«
Hakopa sah sie mit einem breiten Grinsen an. »Ich wollte euch die Ãberraschung nicht nehmen. Aber ich kann euch verraten: Es gibt ein Happy End für Ruiha. Anaru starb erst vor ein paar Jahren â und die beiden waren ein ganz besonders liebevolles Paar bis zu seinem Tod â¦Â«
Damit trat er von dem Auto zurück und winkte noch einmal, bevor er wieder in seine kleine Hütte zurückging. Sina sah ihm kopfschüttelnd hinterher. »Wie kann er nach dieser Enthüllung einfach so gehen?«
»Er liebt es, Geheimnisse zu haben.« Brandon startete ohne eine weitere Erklärung das Auto und gab Gas. Erst ein paar Minuten später ergriff er erneut das Wort. »Keine Ahnung. Vielleicht ist ihm seine merkwürdige Oma ja auch ein bisschen peinlich. Immerhin wirkt sie hin und wieder ganz so, als käme sie aus einer anderen Welt, findest du nicht?«
»Du meinst, mit ihren Sprüchen, dass die Wahrheit immer ihren Weg findet?«, grinste Sina. Sie beschloss, sich erst einmal keine weiteren Gedanken zu machen und den Tag mit Brandon zu genieÃen. Immerhin würde er noch heute Abend an Bord der »Pacific Princess« gehen â und sie musste morgen den ersten Arbeitstag in der Klinik bewältigen.
17.
Entnervt schmiss sie ihre Tasche in die Ecke. Seit fast vier Wochen wurde ihr Leben von dem Christchurch Hospital beherrscht. Jeden Tag eilte sie durch die Gänge, brachte Patientenmappen von einer Abteilung in die andere, machte den Rundgang mit den Chefärzten und half in der Notaufnahme, so gut sie konnte, wenn Touristen mit verstauchten Knöcheln, Farmer mit tiefen Schnittverletzungen und Halbstarke mit Prellungen und Knochenbrüchen von Kneipenraufereien eingeliefert wurden. Neuseeland wirkte aus dieser Perspektive sehr viel weniger romantisch.
Dieses Wochenende hatte sie ihre ersten freien Tage, seitdem sie mit Brandon von der Westküste zurückgekommen war. Sie lieà sich auf die Couch fallen und atmete tief aus. Endlich Ruhe. Ausschlafen. Zwei Tage lang keine Rufe nach »Doktor, Doktor!«. Sie schloss die
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