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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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erforderlich waren, berechnete er niemals etwas für diese Besuche, da er behauptete, ihm reiche die Zerstreuung durch die angenehme Gesellschaft vollauf. Dies sorgte dafür, dass er beliebt war, aber es gereichte ihm zum Vorteil, dass er Geld von Großvater Fonteyn geerbt hatte, sonst hätte er nicht unter solch bequemen Umständen wie diesen, die ihm nun einmal gegeben waren, leben können.
    Im Augenblick hatte er es in der Tat sehr bequem. Er hatte seinen Lieblingssessel nahe ans Feuer gezogen und genehmigte sich ein wenig Portwein, während er las. Wie es bei Elizabeth der Fall gewesen war, befand sich ein ansehnlicher Stapel des Gentleman's Magazine neben ihm, und er hielt eine dieser Zeitschriften in seiner Hand.
    »Hallo«, sagte er, indem er aufsah. »Steht das Haus noch?«
    »Hat dich der Lärm gestört?«
    »Überhaupt nicht. Du hättest uns zuvor hören sollen, als Richard und ich Verstecken gespielt haben. Ich fragte mich bloß, ob die Wände nach den Rennen noch immer intakt sind.«
    »Sie sind noch intakt, und wahrscheinlich werden sie auch stabil bleiben«, meinte ich und ließ mich vorsichtig in einem anderen Sessel nieder. »Aber in der kommenden Nacht werden wir uns würdevoller benehmen, wenn du dies möchtest.«
    »Bitte sage mir, dass dies nicht der Fall sein wird. Während ich aufwuchs, war ich zu würdevollem Auftreten gezwungen; und ich kann dies nicht empfehlen. Lass den Jungen lachen und sich die Lunge aus dem Halse schreien; mir gefällt diese Art von Lärm. Der Grund, weshalb ich hierher kam, war der, dass ich nicht niedergetrampelt werden wollte.«
    »Es tut mir Leid.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung, um anzuzeigen, dass er meine Reue als erledigt betrachtete. »Und weil ich befürchtete, du würdest mich einladen, an eurem Spiel teilzunehmen, und ich vielleicht nicht den Willen gehabt hätte, dies abzulehnen. Das kleine Balg hatte mich heute bereits so zur Erschöpfung getrieben, dass ich fast in Ohnmacht gefallen wäre. Einmal ist mehr als ausreichend.«
    »Tatsächlich?«
    »Nun, vielleicht war es nicht ganz so schlimm, aber ich fühlte mich recht außer Atem. Ich weiß nicht, wie Nanny es mit ihm aufnehmen kann. Sie teilt sich ihre Kräfte ein, nehme ich an.«
    »Sie und ich hatten ein nettes kleines Gespräch zu diesem Thema«, erwiderte ich. »Während dieses Gespräches gelang es ihr, einen gewaltigen Felsbrocken in meinen ruhigen See zu werfen.«
    Er warf mir einen verwirrten Blick zu. »Es tut mir Leid, aber ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Dies liegt daran, dass ich es noch nicht erklärt habe.«
    »Würdest du dann bitte so freundlich sein und dies tun, Vetter?«
    Ich gehorchte und berichtete ihm von Mrs. Howards Einwänden gegen das Aufziehen eines Kindes in der Stadt.
    »Dann denkst du ebenfalls, dass der kleine Richard in einer ländlichen Umgebung besser aufgehoben wäre?«, fragte er.
    »Es hat scheinbar weder uns noch Elizabeth geschadet.«
    »Dies ist wahr. Es mag für mich eine schwere Zeit mit Mutter gewesen sein, aber Nanny sorgte dafür, dass ich genügend frische Luft und Bewegung erhielt. Damit würdest du vielleicht auch die Möglichkeit, dass er an den Pocken erkrankt, einschränken.«
    Mein schlummerndes Herz machte plötzlich einen schmerzhaften Ruck. »Die Pocken? Großer Gott, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht!«
    Sein normalerweise fröhlicher Gesichtsausdruck war nun so düster wie derjenige eines Richters. »Aber dies solltest du durchaus tun. Ich habe bereits zu viele junge Seelen gesehen, die vor dem sechsten Lebensjahr von dieser Geißel hinweggerafft wurden, und abgesehen von den Pocken gibt es Hunderte von anderen Dingen, welche ...«
    Meine Brust zog sich erneut zusammen. Es fühlte sich an, als rolle eine große Eiskugel darin umher.
    Ich wünschte mir, Oliver möge aufhören zu reden, möge damit aufhören, mir diese Ängste einzureden, welche ich nicht wahrhaben wollte, aber so schwer es auch war, mir diese Tatsachen anzuhören, sie waren dennoch unentrinnbar.
    »Er wird geimpft werden müssen«, flüsterte ich.
    »O ja, gewiss. Ich kenne einen Mann, der der Richtige für diese Aufgabe ist; er bearbeitet ein Dutzend von ihnen auf einmal.«
    »Wie bitte?«
    »Er besitzt ein großes Haus, das er in eine Art Impfmühle verwandelt hat. Er nimmt ein Dutzend Kinder auf einmal auf. Sie bleiben dort eine Woche lang, für Reinigung und Aderlass, um ihren Organismus zu säubern, und dann nimmt er die Impfung vor. Natürlich fühlen sie

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