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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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wollte und nachdenken musste. Keine dieser Tätigkeiten benötigte sehr viel Zeit. Ich schritt schnell aus und dachte noch schneller.
    Morgen Nacht würde ich vor allem anderen erst einmal Ridley einen Besuch abstatten und mich darum kümmern, dass er seine Freunde in Schach hielt. Arthur Tyne würde mich ebenfalls als Gast empfangen, ob er wollte oder nicht. Ich glaubte nicht, dass einer der beiden nun noch eine Bedrohung für mich oder meine Familie darstellte, aber ich hatte gelernt, die Vorsicht der Unachtsamkeit vorzuziehen.
    Natürlich hatten die Mohocks, die Mr. Dunnett beobachtet hatte, möglicherweise überhaupt nichts mit Ridley zu tun. Es gab Dutzende, wenn nicht Hunderte, von ihrer Sorte, welche die Stadt zu jeder nächtlichen Stunde durchstreiften. Die Erzählungen über das Duell hatten vielleicht irgendeine Gruppe von Verwandten erreicht, die nur aus Neugierde hergekommen waren, um einen Blick auf das Haus zu werfen, nichts weiter.
    Und natürlich war ich nicht willens, dies zu glauben.
    Selbst wenn ich wusste, dass es jetzt bereits viel zu spät war, um irgendeine Spur von ihrer Gruppe zu finden, ergab ich mich dem Bedürfnis, mir einen größeren Überblick über die Gegend zu verschaffen. Ich schlang die Enden meines Umhanges eng um meinen Körper und blickte rasch die Straße hinauf und hinunter, um mich zu versichern, dass sie leer war. Erst dann löste ich mich auf. Die Welt verblasste zu einer grauen Leere, doch ich erhielt bald einen deutlichen Beweis dafür, dass sie weiterhin existierte, obwohl ich sie offensichtlich verlassen hatte.
    O Himmel, ich hatte den Wind unterschätzt.
    Der scheußliche Luftzug musste mich gut neunhundert Meter weit fortgeweht haben, bevor ich bemerkte, was geschah. Er schleuderte mich so einfach wie die herrenlose Zeitung herum, und ich musste mit mehr als der normalen Anstrengung meines Willens dagegen ankämpfen, welche üblicherweise für diese Art von Bewegung erforderlich war. Ich spürte den Wind ohne sichtbaren Körper ebenso kräftig, wie wenn ich mit einem solchen ausgestattet wäre. Nach einiger harter Arbeit gelang es mir, mir meinen Weg zurück und nach oben zu bahnen, bis ich der Meinung war, dass ich mich ein gutes Stück über den Dächern der Häuser in der nächsten Umgebung befand. Dann nahm ich nur so weit Gestalt an, dass ich genau sehen konnte, wohin ich mich manövriert hatte.
    Ich befand mich gerade in Sichtweite von Mr. Dunnetts Häuschen und beglückwünschte mich insgeheim triumphierend, obwohl ich diese Glückwünsche gewiss nicht verdiente, da es reines Glück gewesen war. Einen Moment lang schwebte ich an Ort und Stelle und entschied, dass es mir möglich sei, diese Torheit trotz des Wetters fortzusetzen; dann stieg ich höher. Der Wind ließ ein wenig nach und erleichterte mir meine Aufgabe. Zweifellos war er näher am Boden stärker, da er auf seinem Weg durch die zahlreichen Gebäude der Stadt gepeitscht wurde, ähnlich einem Fluss, der durch die Pfeiler einer Brücke zu fließen gezwungen ist. Je enger sie zusammenstehen, desto größer die Geschwindigkeit des Wassers.
    Als ich mich weit über den Spitzen der höchsten Schornsteine befand und mich an Ort und Stelle hielt wie ein Drachen an einer Schnur, untersuchte ich sämtliche Straßen gründlich, so weit ich sie durch meine umwölkte Sicht erkennen konnte.
    Ich fand alles so vor wie erwartet, ruhig und unauffällig – wenn man einen solch unüblichen Blick auf diese Weise beschreiben konnte. Ich schalt mich selbst, dass ich diesen Aspekt meines übernatürlichen Zustandes als selbstverständlich ansah.
    Unten erstreckten sich die Gehwege und gepflasterten Straßen, einige leer, andere zeigten vereinzelt Menschen, die entweder ihr Tagwerk begannen oder müde von der endenden Nacht zurückkehrten, um sich ins Bett zu schleppen.
    Niemand von ihnen sah nach Mohocks aus. Was dies betraf, so war ich zwischen Ärger und Erleichterung hin- und hergerissen.
    Schließlich entschied ich mich für die Erleichterung. Hätte ich von meinem Aussichtsort in luftiger Höhe einen oder mehrere von ihnen erblickt, wäre ich versucht gewesen, sie bei ihrem Treiben zu beobachten, und dies hätte zu allen Arten von unangenehmen und Zeit verschlingenden Komplikationen geführt. Der Morgen würde zu bald anbrechen und mich in das Vergessen eines neuen Tages schicken. Ich würde vorerst meine Sorgen beiseite schieben müssen, da es nichts gab, was ich daran ändern konnte, und meine verbleibenden

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