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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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jetzt noch nicht. Vielleicht ein wenig später.«
    »Wohin möchtest du denn?«, fragte Elizabeth.
    »Zu den Everitts.«
    Sie zog die Augenbrauen ein wenig in die Höhe, da sie wusste, dass die Everitts ehemalige Nachbarn von Nora Jones waren.
    »Ich dachte, ich könne sie besuchen und herausfinden, ob sie seit Olivers letztem Besuch Neuigkeiten über Nora gehört haben.«
    Sofort drückte sie mir ihre vollkommene Zustimmung zu meinem Plan aus. Da sie mit all meinen Stimmungen vertraut war, war sie sich des Grundes, der üblicherweise hinter meiner Verzweiflung steckte, voll bewusst und sah den Vorschlag als Mittel, mich aufzumuntern.
    »Möchtest du dabei Gesellschaft haben?«, fragte Oliver, wobei er einen neutralen Ton beizubehalten versuchte, aber es gelang ihm dennoch, seiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen.
    »Sehr gerne, Vetter. Wie sieht es mit dir aus, liebe Schwester?«
    »Ich habe vorerst genug von London, vielen Dank.« Sie hatte fast den gesamten Tag mit Mrs. Howard und Richard in der Stadt verbracht, um Teppiche einzukaufen. Diejenigen, die sie ausgesucht hatten, würden irgendwann am morgigen Tage eintreffen, zusammen mit Elizabeths neuem Spinett.
    »Dies ist wahrscheinlich umso besser«, meinte ich. »Ich werde unbeschwerter sein, wenn ich weiß, dass du hier bist, um dich um alles zu kümmern.« Nun erzählte ich ihnen von meiner Unterhaltung mit Mr. Dunnett und den Männern, welche er letzte Nacht beobachtet hatte, wie sie das Haus anstarrten.
    »Verdammte Mohocks«, knurrte Oliver, wobei er dieses eine Mal vergaß, sich bei Elizabeth für seine Wortwahl zu entschuldigen. »Etwas sollte gegen sie getan werden.«
    »Mache dir keine Sorgen. Wenn ich sie sehe, werde ich ganz gewiss etwas gegen sie unternehmen«, versprach ich.
    »Nun, es kann doch nicht gefahrlos sein, Elizabeth alleine hier zu lassen, wenn diese Rüpel in der Gegend herumschleichen.«
    Elizabeth schnaubte. »Ich werde in Sicherheit sein, wenn Jonathan mir seinen Dubliner Revolver leiht. Außerdem ist das Personal in diesem Hause in der vergangenen Woche beinahe auf das Doppelte angewachsen. Ich werde die Leute einfach warnen, dass sie die Augen offen, die Türen verriegelt und einen Knüppel bereithalten sollen.«
    »Es ist eine Schande«, protestierte er. »Anständige Leute, die in Angst und Schrecken vor einer Bande wertloser Schinder herumlaufen müssen, die nicht mehr Manieren besitzen als ein Rudel wilder Hunde – es ist einfach nicht richtig.«
    »Nein, aber es wird mir dennoch gut gehen.«
    »Einer von uns sollte hier bei dir bleiben.«
    »Und den anderen sich selbst überlassen, damit er völlig ungeschützt durch die Stadt spaziert? Ich glaube nicht, Vetter. Nun sputet euch, bevor es zu spät für einen Besuch wird, und findet über Miss Jones heraus, was auch immer ihr herausfinden mögt. Ich wünsche euch viel Glück dabei.«
    Nachdem sie uns mit dieser Mischung aus Segensspruch und entschiedener Entlassung bedacht hatte, klingelte Oliver, damit jemand dem Kutscher sage, er möge seine Pferde und seinen Wagen bereitmachen; dann steuerte er flink sein Zimmer an, um sich selbst fertig zu machen. Er gelangte nicht über die untere Halle hinaus, denn Jericho kam mit unseren Umhängen, Hüten und Spazierstöcken die Treppe herunter. Er musste meinen Vorschlag, eine Expedition nach draußen zu unternehmen, gehört und die entsprechenden Vorbereitungen getroffen haben.
    »Du bist sogar noch unheimlicher als dein Herr«, bemerkte Oliver, indem er die Utensilien anstarrte.
    Jerichos Augenlider sanken auf halbmast, und seine Lippen verdünnten sich beinahe zu einem Lächeln. Ich verstand diesen Blick: Er war unerträglich zufrieden mit sich selbst. Er half uns, die Umhänge anzulegen – bereits vor einer ganzen Weile hatte er den meinen aus dem Keller geholt und ihn gründlich sauber gebürstet –, und händigte uns unsere Spazierstöcke aus. Olivers Stock besaß einen schönen Griff aus Gold, was ihn als Mann der Medizin auswies; der meine war weniger prunkhaft, aber zeigte dennoch, dass ich ein vermögender Herr war. In seinem Schaft waren achtzig Zentimeter guten spanischen Stahls verborgen, der jedem Straßenräuber oder Mohock zeigen würde, dass ich auch ein Herr mit Verstand war. Ich überlegte, ob ich zusätzlich eine meiner Duellpistolen mitnehmen sollte, aber entschied, dass dies nicht vonnöten sei. Wir beide würden gemeinsam mit dem Kutscher und zwei Lakaien wahrscheinlich selbst auf Londons dunklen Straßen sicher

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