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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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heftigen, unangenehmen Hustenanfall herumwälzte. Dieser brennende, scheußliche, abscheuliche Trankersatz bewirkte das, was all das Verhätscheln und Mitgefühl nicht hatten bewirken können – er brachte mich geradewegs zurück in den Mittelpunkt der Angelegenheit, stöhnend und fluchend und mir meinen explodierenden Kopf haltend. Dies sorgte für erleichtertes Gemurmel in der Menge. Ein Mann, der noch immer seinen Schmerz verfluchen kann, hat eine gute Chance, ihn zu überleben.
    Erschöpft durch diese Aufgabe, legte ich mich vorsichtig wieder auf den Rücken. Jegliches gute Gefühl, welches ich empfunden hatte, als ich mich in der Gesellschaft von Yasmin und Samar befand, war vollkommen verschwunden. Ich war bis ins Mark erschüttert und zitterte trotz der Decken, mit welchen ich überhäuft war.
    Zwischen den schwächenden Zuckungen, mit deren Hilfe mein Körper sich von dem giftigen Brandy zu befreien versuchte, gelang es mir, einen schwachen, finsteren Blick auf meine Wohltäterin, Mandy Winkle, zu werfen, die mit einer Flasche in der Hand neben mir kniete. Sie gab mir den finsteren Blick zurück, der allerdings deutlich wilder war als der meine. Ich konnte es ihr nicht verdenken, da diese Art von Aufruhr nicht nur zur Folge haben konnte, dass sie ihr Haus schließen musste, sondern auch, dass sie in Bridewell landete.
    Oliver sah mich mit wesentlich mehr Mitgefühl (gemischt mit kaum kontrolliertem Entsetzen) an und bemühte sich herauszufinden, ob es mir wirklich gut ginge und ob ich einen Bericht darüber abliefern könne, was mir zugestoßen war. Ich würde ihm einen Teil der Wahrheit erzählen, aber musste mit dem Rest vorsichtig umgehen.
    »Einer dieser Bastarde schoss auf mich.« Meine Stimme war so schwach, dass ich sie kaum wieder erkannte.
    »Schoss auf dich?«, echote er.
    »Er verfehlte mich. Ich schlug mir den Kopf an, als ich mich duckte.« Lieber Gott, war es eigentlich nicht tatsächlich so gewesen? Ich war nicht in der Lage zu entscheiden, welcher Körperteil die schlimmere Verletzung erlitten hatte, mein Kopf oder meine Brust. Sie pochten und schmerzten mit aller Macht, wenn auch auf verschiedene Weise. Nur eine von ihnen zur gleichen Zeit hätte bedeutend weniger Unannehmlichkeiten für mich und andere bedeutet, aber beide auf einmal waren zu viel gewesen.
    »Wer war es?«, verlangte Mrs. Winkle wutschnaubend zu wissen. Ob sich diese Wut gegen mich richtete oder gegen meinen Angreifer, war schwer zu entscheiden.
    »Ich weiß nicht. Maskiert. Sie waren zu mehreren. Sie müssen sie gesehen haben. Kannten Sie sie nicht?«
    Ein Teil ihres Ärgers verschwand. »Es waren neue Kunden oder gaben dies zumindest vor. Ich habe ein Auge für Gesichter, aber dies funktioniert nicht, wenn das Gesicht bedeckt ist. Warum, in Gottes Namen, haben sie auf Sie geschossen?«
    Ich hatte keine gute Antwort parat, sondern betonte erneut, dass ich nicht getroffen worden sei. Dies war eine eklatante Lüge, da ich mitten in die Brust getroffen worden war, aber es war wichtig – nun erinnerte ich mich auch, warum –, dass ich das Märchen aufrechterhielt, der Schütze habe mich verfehlt.
    »Sie müssen sich irren, Sir«, meinte sie mit einem Blick auf das Wasserbecken.
    »In diesem Bad befindet sich reichlich Blut, oder mein Name lautet Königin Charlotte.«
    Ich folgte ihrem Blick und sah, dass das Wasser nicht mehr zartrosa gefärbt wie zuvor, sondern entschieden von einem unverkennbaren kräftigen Rot war. Die Pistolenkugel hatte meinem Fleische beträchtlichen Schaden zugefügt, aber dasselbe Fleisch war rasch wieder geheilt, ein rätselhafter, aber schmerzhafter Vorgang, der sich verschlimmert hatte, als mein Kopf auf den gekachelten Stufen aufgeschlagen war. Jede dieser Verletzungen hätte dafür sorgen sollen, dass ich mich auflöste, um mich auf diese Art vor zu viel Qual zu bewahren, aber ich hegte den Verdacht, dass es wieder der Wein gewesen war, welcher die Angelegenheit erneut verpfuscht hatte.
    Oliver starrte mich aus weit aufgerissenen Augen und mit offenem Munde an. Ich hatte ihm ausführlich von meinen vergangenen Erfahrungen mit Pistolen und Gewehren erzählt, und er hatte sich offensichtlich soeben zusammengereimt, was wirklich geschehen war. Aus Sorge, er könne mit der Wahrheit herausplatzen, heftete ich meinen Blick auf ihn und schüttelte einmal den Kopf. Er schluckte und räusperte sich.
    »Nasenbluten«, erklärte er in einer guten Nachahmung des pedantischen Tonfalles, der von allen Ärzten

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