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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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verwendet wird, wenn sie sich einer Sache vollkommen sicher sind, insbesondere, wenn es sich um etwas handelt, was ihrerseits keine Beachtung verdient.
    »Nasenbluten?«, fragte Mandy.
    Er nickte nachdrücklich und öffnete mit einer sanften Berührung eines meiner Augenlider mit dem Daumen, als unterzöge er einen seiner Patienten einer normalen Untersuchung. »O ja. Mein armer Vetter ist diesen Anfällen regelmäßig unterworfen. Erschreckend, aber harmlos. Es muss durch den skrupellosen Angriff ausgelöst worden sein.«
    Mandy schnaubte, um entweder ihre Zustimmung oder ihren Hohn hinsichtlich seiner Diagnose anzuzeigen; es war schwer zu sagen, welches von beiden zutraf. Dann wurde sie all der Leute gewahr, die sich in dem Raume versammelt hatten, und befahl ihnen, sich zu entfernen. Während sie damit beschäftigt war, zog Oliver meinen Blick auf sich und formte lautlos das Wort Mohocks mit dem Munde, wobei er seine Augenbrauen hochzog, um es zu einer Frage zu machen. Ich nickte einmal. Beide runzelten wir die Stirn.
    »Ich möchte dringend nach Hause«, flüsterte ich.
    »Bist du dazu in der Lage?«, fragte er erstaunt.
    »Ich sollte dazu in der Lage sein. Und wenn nicht, so werde ich es bald wieder sein.«
    Mandy hatte unser Gespräch gehört. »Gott schütze Sie, Sir, aber Sie können bleiben, bis Sie sich ein wenig besser erholt haben.« An ihrem Gesicht konnte ich erkennen, dass diese Einladung etwas anderes war als das, was sie wirklich sagen wollte. Sie stellte damit eine widerstrebende Gastfreundschaft zur Schau, wobei ihr Bedürfnis, dass wir sofort verschwänden, hart auf ihre normale christliche Nächstenliebe und den naturgemäßen Wunsch traf, einen Kunden mit einem solch prall gefüllten Geldbeutel, wie ihn mein Vetter besaß, nicht zu verlieren.
    »Sie sind sehr freundlich, aber es wird das Beste sein, wenn wir gehen, damit Sie Ihr Haus so bald wie möglich wieder in Ordnung bringen können.«
    »Vielleicht«, fügte Oliver hinzu, »kann einer Ihrer Männer irgendwo für uns einen Wagen mieten, mit dem wir nach Hause fahren können.«
    Indem es ihr nicht völlig gelang, ihre Erleichterung angesichts dieses Angebotes zu verbergen, versprach Mandy uns zu tun, was sie konnte, und verließ uns, um sich darum zu kümmern. Auf ihrem Wege nach draußen befreite sie den Raum von den übrigen Nachzüglern.
    Oliver kniete weiterhin neben mir und spielte die Rolle des behandelnden Arztes, aber sobald sich die Tür schloss, ließ er seine Schultern sinken und gab einen lauten Seufzer von sich. Er bedachte mich mit einem scharfen Blick.
    »Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?«
    »Ja, auch wenn es mir schon besser ging. Ich benötige nur ein wenig Zeit.«
    »Was geschah wirklich?«
    »Ich wurde erschossen. Mit einer Duellpistole. Du wirst die Kugel wahrscheinlich im Becken finden.«
    Er zuckte zusammen und biss sich auf die Lippe. »Lieber Gott. Und an dir ist keine Spur davon zu erkennen. Wie kann dies sein?«
    »Ich werde Nora fragen, sollte ich dazu die Möglichkeit erhalten.«
    »Und ich werde ihr danken, sollte ich ebenfalls eine solche erhalten. Wenn sie nicht gewesen wäre, so wärest du –« Sein Blick glitt zu dem Wasserbecken, und dann stand er plötzlich auf und durchmaß den Raum. Er hatte den Punkt überschritten, an dem er noch in der Lage gewesen wäre, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, und musste ihnen dringend Ausdruck verleihen. »Von all den bösartigen, feigen ...«
    Ich ruhte mich aus und ließ ihn gegen meinen Möchtegernmörder wettern. Vielleicht hätte ich ihm dabei Gesellschaft geleistet, aber ich fühlte mich noch ein wenig schwach. Bald würde meine Stärke voll zurückkehren. Wenn doch nur mein Seelenfrieden ebenfalls zurückkehrte! Das Grauen, welches ich durchlitten hatte, hatte dies unmöglich gemacht, und ich würde keinen Frieden mehr finden, bevor ich mich nicht um die Anstifter dieser Freveltat gekümmert hätte.
    Als Oliver den schlimmsten Ärger losgeworden war, bat ich ihn um seine Hilfe beim Aufstehen, welche er mir augenblicklich gewährte. Der Schmerz in meinem Kopf war ein unangenehmeres Hindernis als derjenige in meiner Brust, da er meinen Gleichgewichtssinn beeinträchtigte. Ich entschuldigte mich und suchte Erleichterung, indem ich mich kurz auflöste. Obgleich der Vorgang schwierig zu erreichen war, bewirkte er doch Wunder hinsichtlich beider Beschwerden, aber als ich wieder Gestalt annahm, wurde mir klar, dass ich zwei örtlich begrenzte Verletzungen

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