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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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einzelne von uns, Hauptmann Donnini. Er mußte die Befehle des Majors ausführen, und wenn
er sich betrank, was er mehrfach versuchte, hatte das auf ihn nicht die Wirkung wie auf die anderen. Er führte die Befehle mit einem Widerstreben aus, für das er, da bin ich sicher, vor
das Kriegsgericht hätte gestellt werden können. Darüber hinaus verbrachte er soviel Zeit mit Marta und mir wie mit dem Major, und das meiste von dem, was er sagte, war eine
zurückhaltende Entschuldigung für das, was er tun mußte. Seltsamerweise mußten Marta und ich diesen traurigen, dunklen Riesen trösten, statt umgekehrt.
    Ich dachte über den Major nach, als ich im Hinterzimmer an meiner Werkbank stand und den amerikanischen Adler für den Schreibtisch des neuen Kommandanten fertigmachte. Marta lag auf
meinem Feldbett und starrte die Zimmerdecke an. Ihre Schuhe waren weiß von Steinstaub. Sie hatte den ganzen Tag an dem Denkmal gearbeitet.
    »Tja«, sagte ich düster, »wenn ich drei Jahre gekämpft hätte, weiß ich auch nicht, wie nett ich jetzt wäre. Machen wir uns nichts vor –, ob
alle von uns das wollten oder nicht, wir haben Männer und Material bereitgestellt, und das hat dazu beigetragen, daß Hunderttausende von Amerikanern den Tod fanden.« Ich
gestikulierte zu den Bergen im Westen hinüber. »Du siehst ja, woher die Russen ihr Uran bekommen haben.«
    »Auge um Auge, Zahn um Zahn«, sagte Marta. »Wie lang soll das weitergehen?«
    Ich seufzte und schüttelte den Kopf. »Die Tschechen haben weißgott mit Zinsen bezahlt. Hand um Hand, Fuß um Fuß, Verbrennung um Verbrennung, Wunde um Wunde, Hieb um
Hieb.« Wir hatten die meisten unserer jungen Männer, auch Martas Mann, in Selbstmordwellen vor russischen Offensiven verloren; und unsere größten Städte waren nur noch
wenig mehr als Schotter und Rauch.
    »Und nachdem wir bezahlt haben, kriegen wir einen neuen Kommissar. Die sind auch nicht anders als die anderen«, sagte sie bitter. »Es war kindisch, irgendwas anderes zu
erwarten.«
    Ihre schreckliche Enttäuschung, für die ich sie aufgebaut hatte, ihre Apathie und Hoffnungslosigkeit –, lieber Gott im Himmel, ich ertrug sie nicht! Und es würde keine
weiteren Befreier geben. Die einzige Kraft, die es noch irgendwo auf der Welt gab, war in Amerika, und die Amerikaner waren in Beda.
    Stumpf ging ich wieder an die Arbeit mit dem amerikanischen Adler. Der Hauptmann hatte mir einen Dollarschein als Vorlage für die Insignien gegeben. »Mal sehen –, neun,
zehn, elf, zwölf, dreizehn Pfeile in der Kralle.«
    Zaghaft wurde an die Tür geklopft, und Hauptmann Donnini kam herein. »Verzeihen Sie mir bitte«, sagte er.
    »Das werden wir wohl müssen«, sagte ich. »Ihre Seite hat den Krieg gewonnen.«
    »Ich fürchte, damit hatte ich nicht viel zu tun.«
    »Der Major hat dem Herrn Hauptmann niemanden zum Totschießen übriggelassen«, sagte Marta.
    »Was ist mit Ihrem Fenster passiert?« sagte der Hauptmann.
    Überall auf dem Fußboden lagen Glasscherben, und ein großes Stück Pappe hielt jetzt das Wetter davon ab, zum Fenster hereinzukommen. »Es wurde gestern nacht durch
eine Bierflasche befreit«, sagte ich. »Ich habe dem Major eine Beschwerde geschrieben –, für die ich wahrscheinlich enthauptet werde.«
    »Woran arbeiten Sie da?«
    »An einem Adler mit dreizehn Pfeilen in der einen Kralle und einem Olivenzweig in der anderen.«
    »Da haben Sie es gut. Sie könnten auch Steine weißeln. Sie sind nicht auf die Liste gekommen, damit Sie den Schreibtisch vollenden können.«
    »Ja, ich habe die Steinetüncher gesehen«, sagte ich. »Mit den geweißelten Steinen sieht Beda besser aus als vor dem Krieg. Niemand würde annehmen, daß es
je bombardiert wurde.« Der Major hatte befohlen, daß eine aufrüttelnde Botschaft in Form von weißgetünchten Felsbrocken auf seinen Rasen geschrieben wurde: 1402 MP Company, Major Lawson Evans Commanding . Die Blumenbeete und Gehwege waren ebenfalls in Stein gesäumt.
    »Ach, er ist kein übler Mann«, sagte der Hauptmann. »Es ist ein Wunder, daß er alles so gut überstanden hat, wie er es überstanden hat.«
    »Es ist ein Wunder, daß überhaupt jemand von uns alles so gut überstanden hat.«
    »Ja, das ist mir klar. Ich weiß –, Sie haben Schreckliches durchgemacht. Aber, na ja, das hat der Major auch. Er hat seine Familie bei den Bombardements von Chicago
verloren, seine Frau und drei Kinder.«
    »Ich habe meinen Mann im Krieg verloren«, sagte Marta.
    »Sie

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