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Der tausendfältige Gedanke

Der tausendfältige Gedanke

Titel: Der tausendfältige Gedanke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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ich verdammt. Sag mir, Dunyain, welchen Pfad würdest du einschlagen? Was würdest du tun, um deine Seele zu retten?«
    Das Wesen hatte »Pfad« gesagt… Der Scylvendi!
    Ich hätte ihn töten sollen.
    Sein Schweigen machte sie lächeln. »Du weißt es schon, stimmt’s?
    Ich spüre deine Erinnerung an den süßen Schmerz, als du an deinem Bronzering hingst. Alles läuft auf Lust und Begehren hinaus. Mögen die Menschen sich auch schminken, kostümieren und Pantomimen aufführen… Letztlich geht es nur um Liebe.«
    Sie erhob sich unvermittelt, schlenderte auf ihn zu und ließ die Hände über die Muster wandern, die das Sofa auf ihrer Haut hinterlassen hatte.
    »Liebe ist der Weg… Und doch behaupten die kleinen Dämonen, die ihr Götter nennt, etwas anderes und teilen ihre Belohnungen entsprechend unserem Leiden aus? Nein.« Sie blieb vor ihm stehen, und ihre schlanke Gestalt sah im Spiel von Licht und Schatten bezwingend aus. »Ich würde meine Seele retten.«
    Sie streckte die Hand aus, um mit der Fingerkuppe den Konturen seiner Lippen zu folgen. Trotz seiner Herkunft und langen Ausbildung spürte Kellhus Begehren in sich aufsteigen… Was für ein Spiel ist das?
    Er packte sie am Handgelenk.
    »Sie liebt dich nicht«, sagte die Stimme und riss sich los. »Jedenfalls nicht wirklich.«
    Diese Worte berührten ihn unangenehm – aber warum? Was war das für ein dunkles Gefühl?
    Etwa Schmerz?
    »Sie betet mich an«, hörte Kellhus sich sagen, »und muss erst noch den Unterschied verstehen.«
    Wie viele Geheimnisse durchschaute dieses Wesen? Wie viel wusste es?
    »Du hast wirklich Wunder gewirkt«, sagte es. »Jedenfalls, wenn es darum ging, sich anderer zu bemächtigen.«
    Es sprach, als rechtfertige die Tatsache, viel zu wissen, den Anspruch, alles zu erfahren. Es will mich in ein offenes Gespräch verwickeln.
    »Mein Vater lebt seit dreißig Jahren hier.«
    »Und das war lange genug, damit es eines Heiligen Kriegs bedarf, um ihn zu besiegen?«
    »Ja.«
    Sie lächelte und zog zwei Finger über ihr verschwitztes Brustbein. So jung Esmenets Körper war: In ihren Augen stand ein fremdes Alter.
    »Ich glaube dir wieder nicht«, säuselte die Stimme. »Du bist der Erbe deines Vaters, nicht sein Mörder.«
    Es stank nach Hexenkunst.
    Ihre Hände machten sich durch sein Gewand hindurch an ihm zu schaffen… Kellhus war verwirrt. Er wollte sie packen und tief in sie eindringen. Er würde es ihr schon zeigen!
    Sein Gewand wurde hochgeschoben. Er selbst hatte es getan!
    »Sag es mir«, stöhnte sie ein ums andere Mal. Wider besseres Wissen aber hörte Kellhus stets: »Mach es mir…«
    Mühelos hob er sie hoch und legte sie aufs Sofa. Er würde sich über sie hermachen, bis sie nach Erlösung schrie!
    Wer ist dein Vater?, flüsterte eine Stimme.
    Nie hatte er etwas so Süßes durchlitten. Er packte ihre Beine und drückte sie auseinander. In seinen Ohren sauste es.
    Sag es mir…
    Mit geschickten Fingern zog sie ihn an sich.
    Was geschah hier? Wie konnte die Berührung verschwitzter Haut einen Blitz entzünden? Wie konnte Stöhnen so schön klingen?
    Wer ist Moënghus?, fragte die Stimme hartnäckig. Was hat er vor?
    Kellhus drang in sie ein, und sie schrie auf.
    »Er will den Tausendfältigen Gedanken enthüllen«, hörte er sich keuchen.
    Für die Dauer eines Herzschlags stand die Welt still, und er sah es uralt und verkommen aus den Augen seiner Frau starren. Die Inchoroi…
    Hexerei!
    Der Abwehrzauber war einfach und gehörte zu den ersten, die Achamian ihm beigebracht hatte. Es war eine alte Kûniürische Dara, die davor schützte, behext zu werden. Seine Worte zerstörten die schwüle Atmosphäre sofort. Einen Moment lang leuchtete das Licht seiner Augen auf ihrer Haut.
    Die Dunkelheit wich, und der Schatten fiel von seiner Seele. Er stolperte zwei Schritte zurück. Sie lachte, als er sich bedeckte, und ihre kehlige Stimme klang nicht menschlich.
    Ködere es!
    »Am anderen Ende der Welt, in Golgotterath«, keuchte Kellhus und rang noch immer seine fiebrige Lust nieder, »hocken die Mitglieder des Mangaecca-Ordens um dein wahres Fleisch herum, murmeln endlose Formeln und schaukeln dabei vor und zurück. Das Mischwesen ist nur ein Knoten, und du bist bloß der Schatten eines Schattens – ein Bild, das auf Esmenets Wasser gefallen ist. Zwar bist du raffiniert, doch es fehlt dir an Tiefe, um mir entgegenzutreten.«
    Achamian hatte ihm erzählt, die Fähigkeiten dieses Wesens seien weitgehend darauf beschränkt, andere

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