Der tausendfältige Gedanke
Plasma – das Heilige Wasser der Indara-Kishauri – auf seine Schutzwände ein, erschütterte sie, prallte in die Wolken darüber ab und verwandelte sich dort in glühend blaue Kleckse. Geisterhafte Risse taten sich auf. Mauern aus durchsichtigem Stein stürzten ein…
Ein weiterer Incandati stieg aus den Trümmern auf und spie vernichtende Energie… Eleäzaras wandte sich wieder seinen Abwehrformeln zu und schuf sich singend festere Schutzwälle und robustere Schilde. Er sah Seökti wieder in den Himmel steigen. Gleißende Lichtkatarakte flackerten zwischen seinen fehlenden Augen hervor…
Wo waren seine Ordensbrüder? Wo waren Ptarramas und Ti?
Die Welt ringsum hatte sich in eine Flut aus leuchtendem Weiß und Blau verwandelt, die an ihm riss und auf ihn einstürmte, ohne dass er ein Hexenmal spürte. Fast schienen ihm diese Energieströme jungfräulich wie am ersten Schöpfungstag.
Und das, obwohl sie an ihm rissen und auf ihn einstürmten.
Der Hochmeister der Scharlachspitzen ächzte und fluchte. Weißglühende Strahlen zuckten durch seine Schutzwände und Versehrten seinen linken Arm auch dann noch, als er seine Wälle weiter verstärkte. Ein Riss öffnete sich vor ihm. Licht strömte ihm über Schädel und Stirn, und er wurde wie eine Puppe zurückgeschleudert.
Sein Leichnam stürzte in das flammende Inferno.
Auf der ganzen Länge des Skilura-Aquädukts umzingelten die Fanim die verzweifelnden Männer des Stoßzahns. Scharen von Reitern galoppierten um die Fundamente des Bauwerks und schossen aus kürzester Entfernung Pfeile ab. Andere stürmten in planlos aufgerichtete Schildwände und hieben auf Spieße und Speere ein. Galgota, der Pfalzgraf von Eshganax, fiel dem gnadenlosen Furor der Khirgwi zum Opfer.
Lord Gotian stürmte mit den Resten seiner Tempelritter ins Gefecht. Erst konnten sie mit Entschlossenheit und Ungestüm viel Boden gewinnen, doch sie waren zu wenige. Die Heiden griffen sie von den Seiten an und schossen ihnen die Pferde unter dem Hintern weg. Doch die Ritter des Stoßzahns kämpften weiter und sangen noch in größter Bedrängnis ihre Hymnen. Ein Pfeil traf Gotian in die Achsel, als er sein Schwert hob. Er fiel, doch die Kriegermönche sangen weiter.
Dann ertönten im Westen Hörner. Heiden wie Götzendiener wandten sich zu den Höhen um, wo die alten Amoti ihre Könige begraben hatten, und sahen die kaiserliche Armee oberhalb des Lagers der Inrithi in langen Reihen auf dem Hügelkamm stehen.
Die Männer des Stoßzahns jubelten los. Zunächst ertönten auch unter den Heiden da und dort Jubelrufe, und manche verhöhnten die winkenden Inrithi, denn ihre Granden hatten ihnen gesagt, sie sollten sich, falls die Nansur einträfen, nicht fürchten. Aber rasch machte sich eine Ahnung von Verhängnis unter ihnen breit, denn viele hatten das Zirkumfix und den Roten Löwen unter den heiligen Standarten der Truppen der Nansur entdeckt.
Hier handelte es sich nicht um die List eines Kaisers – eines Ikurei –, der gekommen war, einen Pakt mit ihrem Padirajah zu schließen. Die verhasste Standarte des Oberbefehlshabers der Nansur mit der unverwechselbaren Sonne von Kyraneas war nicht zu sehen.
Nein, das war nicht Ikurei Conphas… sondern König Saubon.
Die Reiter der Kianene zogen sich von den Inrithi zurück und ritten verwirrt in der Ebene umher. Selbst der Padirajah wirkte verunsichert.
Aus dem Schatten des Aquädukts rief Werijen Großherz den aus Plaideöl stammenden Leuten aus Ce Tydonn etwas zu. Mit lautem Gebrüll stürmten die blondbärtigen Krieger über das von Leichen übersäte Schlachtfeld und fielen mit gezücktem Schwert über ihre Feinde her. Andere folgten ihrem Beispiel, ohne sich um ihre Wunden oder die Überzahl der Heiden zu kümmern.
Schwarzgewandete Männer standen breitbeinig am Himmel. Es waren Kaiserliche Ordensleute, die Hexenmeister der Sonne, die gegen die Truppen ihres verhassten alten Feindes vorrückten.
Pferde und Reiter schlugen im Feuersturm um sich.
Cnaiür blieb fast die Luft weg, als er ihn zusammengesunken in einem hell erleuchteten Raum am Ende eines Flurs lehnen sah. Bleich war er und bis auf den Lendenschurz nackt.
Stundenlang war der Scylvendi hinter Serwë und ihrem Bruder, die Kellhus’ Geruch folgten, durch diese Gänge gestiegen. Bis auf die Kohlenbecken beim riesigen Wasserfall war alles schwarz gewesen. Tiefer und tiefer waren sie in eine immer undurchdringlichere Finsternis abgestiegen und hatten eine Unterwelt
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